Viessmann und OGE testen Wasserstoff-Brennwertkessel
Im niedersächsischen Krummhörn ist die Erprobungsphase für einen neu entwickelten 480 KW-Brennwertkessel auf H2-Basis angelaufen. Der Praxistest soll zeigen, ob ein Betrieb mit 100 Prozent Wasserstoff möglich ist.
Klimafreundlicher Wasserstoff könnte zukünftig ein wichtiger Baustein für das Gelingen der Energiewende sein. Der Gasnetzbetreiber OGE und Heizungshersteller Viessmann erproben deshalb in der Verdichterstation Krummhörn/Ostfriesland den Betrieb eines neu konzipierten Brennwertkessels unter Einsatz des Energieträgers Wasserstoff. Der Feldtest ist Teil des Projekts „KRUH2”. Das vom Land Niedersachsen mit 2,81 Millioen Euro geförderte Vorhaben soll demonstrieren, wie grüner Wasserstoff vor Ort aus Windstrom erzeugt, gespeichert und energetisch genutzt werden kann, um den Eigenbedarf der Betriebsstelle an Wärme, Mobilität und Strom zu decken.
Start mit geringer Beimischung
In der Verdichterstation Krummhörn wird per Pipeline aus Norwegen und den Niederlanden kommendes Erdgas auf einen Druck von bis zu 100 bar verdichtet und anschließend in das Fernleitungsnetz eingespeist. Zugleich wird hier im Rahmen des „KRUH2“-Projekts mit Hilfe eines Elektrolyseurs aus Windstrom grüner Wasserstoff erzeugt. Dieser wird vor Ort gespeichert und für den Eigenbedarf genutzt – nun auch für den Betrieb des von Viessmann entwickelten Brennwertkessels Vitocrossal C13. Zu Beginn wird der 480 KW-Kessel mit einem Gemisch aus 80 Vol.-% Erdgas und 20 Vol.-% Wasserstoff betrieben. Die erzeugte Wärme soll vor allem als Prozesswärme für den Betrieb der turbinengetriebenen Verdichter genutzt werden.
Verläuft die Praxiserprobung erfolgreich, sei perspektivisch auch der Betrieb des Brennwertkessels mit reinem Wasserstoff möglich, so Viessmann. Dann wäre im Praxisbetrieb der Nachweis erbracht, dass der Kessel auf die Nutzung von 100 Prozent Wasserstoff umgerüstet werden kann, im Wesentlichen müsse lediglich der Brenner angepasst werden.
H2-Trainingsstrecke eröffnet
Auch an anderer Stelle beschäftigt sich der Netzbetreiber OGE mit den Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff: Anfang August 2023 erfolgte im nordrhein-westfälischen Werne der erste Spatenstich für eine „H2-Trainingsstrecke“. Ab Mitte 2024 sollen Ingenieure und Handwerker in dem nach Angaben von OGE europaweit einzigartigen Schulungszentrum zu Experten im praktischen Umgang mit Wasserstoff im Ferngasnetz geschult werden. „Mit der Trainingsstrecke bereiten wir unsere bundesweit agierende Mannschaft auf H2 vor und vermitteln das technische Know-how. Darüber hinaus wollen wir die Trainingsstrecke künftig auch für andere Unternehmen öffnen und als Dienstleister unser Know-how anbieten“, erläutert Dr. Thomas Hüwener, Mitglied der OGE-Geschäftsführung, anlässlich des Spatenstichs. Insgesamt investiert das Unternehmen rund zehn Millionen Euro in die Errichtung der Anlage.