Wärmeerzeuger: Absatzeinbruch im ersten Quartal
Nach dem Rekordjahr 2023 folgt der Absturz: Im ersten Quartal 2024 sind die Absatzzahlen für Wärmeerzeuger massiv eingebrochen. Schuld daran sei vor allem die Verunsicherung beim Endkunden, so führende Branchenverbände.
Mit über 1,3 Millionen abgesetzten Wärmeerzeugern und einem Wachstum von 34 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum konnte die Heizungsindustrie unlängst noch ein neues Rekordjahr feiern. Einen Absatz in ähnlicher Größenordnung erzielten die Hersteller zuletzt in den 1990er Jahren. Doch bei genauerem Hinsehen wurde schnell klar: Maßgeblich für die neue Bestmarke in 2023 ist der Nachfrageboom bei Wärmepumpen im ersten Halbjahr. Danach ging es bergab. Die Debatte um die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und die unklare Fördersituation zeigte Wirkung. Der Markt brach ein, der Absatz ging nach Zahlen des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) im ersten Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 29 Prozent zurück.
Starke Rückgänge bei Wärmepumpen, Solarthermie und Systemkomponenten
Mit den stärksten Absatzeinbruch verzeichnen die Hersteller im Bereich Wärmepumpen mit einem Minus von 52 Prozent (oder 46 000 Geräten in absoluten Zahlen). Im gleichen Zeitraum des Jahres 2023 hatten die Hersteller noch 96 500 Wärmepumpen abgesetzt. Vor dem Hintergrund der nachlassenden Nachfrage bei den Wärmeerzeugern und angesichts der derzeit geringen Neubautätigkeit breche auch der Absatz der Systemkomponenten ein, so der BDH. Für Fußbodenheizungen und Heizkörper, Speicher, Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung bis hin zu Abgassystemen verzeichnet der Verband durchweg negative Marktverläufe mit einem Minus von bis zu 56 Prozent. Besonders gravierend seien die Auswirkungen auf die Marktentwicklung der Solarthermie mit einem Minus gegenüber dem Vorjahr von 60 Prozent im ersten Quartal.
„Der Markt für Heizungsmodernisierung ist aktuell geprägt von einer tiefen Verunsicherung der Verbraucher“, so BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt. „Vor allem hat die langwierige und öffentliche politische Debatte um den gesetzlichen Rahmen und die Förderung in der Gebäudewärme dafür gesorgt, dass bei den Menschen Vertrauen verloren gegangen ist. Zudem ist noch zu wenig bekannt, welche technischen Möglichkeiten das GEG jetzt bietet und wie Heizungen gefördert werden“, sagt Staudt.
Branchenverbände fordern bessere Information zu Gesetzeslage und Fördermöglichkeiten
Mit dem rückläufigen Markt für Wärmepumpen rücke vor allem das von Industrie und Handwerk unterstützte Ziel der Bundesregierung von 500 000 Wärmepumpen in diesem Jahr in weite Ferne. Der BDH schätzt, dass im laufenden Jahr weniger als 200 000 Wärmepumpen abgesetzt werden. Mit Blick auf die aktuelle Marktsituation fordern der BDH und der ZVSHK (Zentralverband Sanitär Heizung Klima) die Politik auf, beherzt zu handeln. So fordern die Verbände die Anhebung der förderfähigen Investitionskosten im Rahmen der Förderrichtlinie für den Heizungstausch auf 45 000 Euro und die Erhöhung des Klima-Geschwindigkeitsbonus auf 30 Prozent zu erhöhen und mit einer früher einsetzenden Degression zu kombinieren.
Weiter empfehlen die beiden Spitzenverbände die Minderung der staatlichen Preisbestandteile für Wärmepumpentarife durch die Absenkung der Stromsteuer auf das europarechtliche Minimum. Eine weitere Forderung ist die Verstetigung der Mittelausstattung der BEG-Förderung für das Jahr 2025. Ferner gelte es, die technischen Optionen, die sich aus dem Gebäudeenergiegesetz ergeben, durch Maßnahmen bei der Infrastruktur und Energiebereitstellung seitens der Bundesregierung intensiv zu flankieren.
Vor allem fordern BDH und ZVSHK eine breit angelegte Kommunikationskampagne. Die Verbraucher benötigen klare Informationen über die nun bestehenden Rahmenbedingungen. Nur so könne die Verunsicherung abgebaut und verloren gegangenes Vertrauen in die Heizungsmodernisierung zurückgewonnen werden. Dem pflichtet auch der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) bei: „Die neue Heizungsförderung ist in vielerlei Hinsichten verbessert und sehr attraktiv, aber zu wenig bekannt und teilweise zu komplex. Diese Rahmenbedingungen treffen auf verunsicherte Bürger, die den Überblick verloren haben, welche Regeln nun für sie gelten. Beispielsweise ist in einem Großteil der ländlichen Versorgungsgebiete bereits heute absehbar, dass dort weder mit einem Fernwärmeausbau noch mit einer Umstellung von Erdgas auf Wasserstoff zu rechnen ist“, so BWP-Geschäftsführer Dr. Martin Sabel. Dennoch warteten nun alle zunächst auf das Ergebnis der kommunalen Wärmeplanung, was zu einer allgemeinen Zurückhaltung beim Heizungstausch führe. Kurzfristig brauche es vor allem mehr Aufklärungsarbeit zu den neuen Rahmenbedingungen am Wärmemarkt und zu den Verpflichtungen und Risiken, die man mit dem Einbau einer neuen Gasheizung eingeht und mehr Information zur neuen, sehr starken Heizungsförderung.