Wärmepumpe in Deutschland noch nicht angekommen
China, Japan und die USA: Mehr als 80 % aller neuen Wärmepumpen weltweit wurden im Jahr 2017 in diesen drei Ländern installiert. Und was ist mit Deutschland? Im Rahmen einer Studie haben die Berater von PricewaterhouseCoopers die Potenziale analysiert und Handlungsempfehlungen ausgesprochen.
In Deutschland ist die Wärmepumpe noch immer ein Nischenprodukt – ganz im Gegensatz zu anderen Ländern. Dies ist ein Ergebnis der Studie „Chancen und Risiken für die deutsche Heizungsindustrie im globalen Wettbewerb“, die das Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers (PwC) im Auftrag des Bundesverbandes Wärmepumpe (BWP) erstellt hat. Rund um den Globus wächst der Markt für Wärmepumpen hingegen kontinuierlich an. Im Jahr 2017 lag der weltweite Absatz bei rund 16 Millionen Stück, das Umsatzvolumen bei 48 Milliarden US-Dollar. Die globale Nachfrage stieg zuletzt jährlich um etwa zehn Prozent, da die Wärmepumpe als Alternative zu Heiztechnologien auf fossiler Basis eine immer breitere Akzeptanz erfährt. Die Analysten erwarten, dass dieser Trend weiter anhält und bis zum Jahr 2030 weltweit fast 60 Millionen Wärmepumpen verkauft sind.
Wärmepumpe in Europa mit Luft nach oben
Mehr als 80 Prozent der Wärmeerzeuger wurden 2017 allerdings in China, Japan und den USA installiert, vielfach forciert durch Steuernachlässe und staatliche Kaufanreize. In Europa waren es lediglich 1,1 Millionen Geräte, die meisten davon in den skandinavischen Ländern. Vorreiterland auf dem Kontinent ist Norwegen: Auf 1.000 Haushalte entfielen hier in 2017 34,3 installierte Wärmepumpen, in Schweden waren es 22,7 Geräte. Zwar sind diese Zahlen im Vergleich zu den Top-3-Staaten China, Japan und USA niedrig, doch bieten sie Potenzial: Der europäische Wärmepumpenverband (EHPA) hat für Norwegen auf Basis der aktuellen Zahlen einen möglichen Bestand von 89,9 Millionen Geräten errechnet. Und Deutschland? Betrachte man den Bestand, so sei die Entwicklung in Deutschland besonders dürftig, resümiert Dr. Volker Breisig, Partner im Bereich Utilities & Regulation bei PwC Deutschland. Auf 1.000 Haushalte kommen hierzulande erst 2,3 installierte Geräte. Das liegt nach Meinung der Analysten von PwC unter anderem daran, dass Wärmepumpen hierzulande derzeit vor allem in Wohnungsneubauten zum Einsatz kommen. Hier liegt ihr Anteil aktuell bei 45 Prozent. Einen weit größeren Markt aber eröffne die Modernisierung im Bestand. Allerdings würden hier veraltete Ölheizungen nach wie vor zumeist gegen Gasheizungen ausgetauscht. Die neuen Förderrichtlinien für die Heizungsmodernisierung mit Zuschüssen von bis zu 22.500 Euro je Wohneinheit beim Tausch einer Ölheizung bieten zwar einen willkommenen Anreiz für Investitionen in den Heizungskeller, so der Bundesverband Wärmepumpe. Das derzeitige Energiepreisgefüge mit teurem Strom und billigem Gas und Öl halte aber nach wie vor viele Modernisierer davon ab, zu einem erneuerbaren System zu wechseln.
Missverhältnis bei den Energiepreisen
Dabei attestieren die Studienautoren der Wärmepumpe, dass sie Potenzial habe, den schon lange bestehenden Sanierungsstau bei Gebäuden zu beheben und den Anteil erneuerbarer Energien im Wärmemarkt nachhaltig zu erhöhen. Angesichts der ausgelaufenen EEG-Förderung können Besitzer dezentraler Photovoltaikanlagen beispielsweise jetzt den selbsterzeugten Strom nutzen, um eine Wärmepumpe aus eigenen Ressourcen zu betreiben. „Wichtig ist auch, dass sich mit der klimafreundlichen Wärmepumpen-Technologie die angestrebte Sektorenkopplung und damit auch die Digitalisierung der Energiewende leichter verwirklichen lässt“, erläutert Breisig. Für eine stärkere Verbreitung der Technologie empfiehlt er baldmöglichst das Missverhältnis der Energiepreise zu korrigieren. „Der Strompreis für Wärmepumpen ist im Verhältnis zu Heizöl und Erdgas viel zu hoch und könnte etwa über eine deutliche Absenkung der EEG-Umlage spürbar gesenkt werden“, räumt auch der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des BWP, Dr. Kai Schiefelbein, ein.
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