Weltweit größtes IMAX-Kino verzichtet auf klassische Heizungsanlage
Die Klimatisierung großer Gebäude stellt Anlagenplaner und -betreiber vor besondere Herausforderungen. Dabei gilt es, die Balance zu halten zwischen Invest und Energieeffizienz auf der einen, sowie Betriebskosten und Nutzerkomfort auf der anderen Seite. Im Kino-Unterhaltungs-Center „Traumpalast Leonberg“ ist dies in beispielhafter Weise gelungen.
Das IMAX-Kino, das an den Traumpalast in Leonberg bei Stuttgart anschließt, verfügt mit einer sichtbaren Fläche von 39 mal 21 Metern über die größte IMAX-Leinwand der Welt. Zudem ist das Kino der Lochmann-Gruppe mit hochmoderner Technik ausgestattet: Alle zehn Säle verfügen über 3D-Projektion und das Soundsystem Dolby Atmos. Das 12-Kanal-Soundsystem sorgt für kraftvollen Sound. Egal, ob es das Fallen einer Stecknadel oder die pulsierende Kraft eines Vulkans ist – die Wucht des Sounds ist bereits zu spüren, bevor man ihn hört. Zudem warten bewegliche Kinosessel auf die Besucher, die sich auf die Handlung abgestimmt bewegen. Modernste Laser-Technologie sowie 4K-Projektionen sorgen in den meisten Kinosälen für kristallklare Bilder, die ein Höchstmaß an Realismus und Intensität erzeugen. Das IMAX-Center hält noch einige weitere Highlights parat: So können in dem sogenannten Bed Cinema (Betten-Kino) 40 Gäste auf komfortablen, elektrisch verstellbaren Kinobetten einen entspannten Kinoabend genießen.
Maximale Behaglichkeit und Energieeffizienz
Um den Kinobesuchern nicht nur hinsichtlich des Film- und Sounderlebnisses ein besonderes Wohlbefinden zu vermitteln, sondern in den Kinosälen und allen weiteren Räumen des Unterhaltungscenters Behaglichkeit und Komfort zu gewährleisten, unterstützt eine gut durchdachte und geplante Gebäudetechnik die hochwertige technische Ausstattung.
Die Herausfo
rderung bestand darin, alle Kinosäle und hier insbesondere den großen IMAX-Saal sowie alle anderen Bereiche energieeffizient und zugluftfrei zu klimatisieren. „Wir haben hier in Leonberg großen Wert daraufgelegt, die Behaglichkeitszone direkt an den Kunden zu bringen. Das heißt wir möchten nicht diesen großen Raum komplett klimatisieren, sondern wirklich dort klimatisieren, wo es präzise benötigt wird. Im neuen IMAX-Saal hat beispielsweise jeder Sitz einen eigenen Lüftungsauslass, über den die temperierte Luft direkt zugeführt wird“, erklärt Moritz Schrogel, Abteilungsleiter Klima- und Kältetechnik der SLK GmbH aus Plüderhausen. „Gleichzeitig sind die Aspekte Energieeffizienz und Behaglichkeit, also die zugluftfreie Durchströmung sowie die erforderliche Luftwechselzahl zu beachten“. Das Fachhandwerksunternehmen hat in diesem und weiteren Objekten dieser Art für die Familie Lochmann als Betreiber die komplette Planung, Umsetzung und Inbetriebnahme ausgeführt.
Die Versorgung mit Raumwärme oder -kälte erfolgt ausschließlich über zentrale Lüftungsanlagen, sodass in dem IMAX-Center keine klassische Heizungsanlage auf Basis fossiler Energieträger zum Tragen kommt. Alle Bereiche im Gebäude wie Kinosäle und Foyers werden über die raumlufttechnische Anlage kontinuierlich mit frischer Luft versorgt. Insgesamt müssen in dem Komplex bis zu 159.000 Kubikmeter Luft pro Stunde bewegt werden. Umgesetzt wird dies mit 44 Lüftungsanlagen, die die Luft in die unterschiedlichen Bereiche des Gebäudes einbringen und auch wieder absaugen. Allein für den IMAX-Komplex kommen 14 Lüftungsanlagen zum Einsatz.
Kaskaden senken Energieverbrauch und erhöhen Betriebssicherheit
„Grundsätzlich arbeitet die zentrale Lüftungstechnik mit Wärmerückgewinnung, sodass hier eine sehr hohe Effizienz bezüglich der Energienutzung erreicht werden kann“, so Schrogel. „Bei höheren oder niedrigeren Außentemperaturen muss die Raumluft jedoch zusätzlich gekühlt oder erwärmt werden. Im Sommer bringen wir dafür eine Temperatur von etwa 24 °C und im Winter von etwa 21 °C in die Räume ein“, so Schrogel. Dabei sind die Anlagen so eingestellt, dass sie rund eine halbe Stunde vor Eröffnung des IMAX-Centers beziehungsweise in den Kinosälen vor Vorstellungsbeginn, den jeweiligen Bereich auf das gewünschte Temperaturniveau bringen. Während der Vorstellungen müssen dann nur noch die überschüssigen Wärme- oder Kältelasten abgeführt werden.
Dadurch erreicht der Anlagenbetreiber eine maximale Energieeffizienz bei gleichzeitig relativ geringen Luftumwälzungen während des Publikumsverkehrs. Die Konditionierung der Außen-/Frischluft zum Kühlen und Heizen folgt einem Energiekonzept, bei dem über die Lüftungsanlage keine Raumlasten abgefahren werden und keine überschüssige Wärme oder Kälte in das Gebäude eingebracht wird. Zur Vorkonditionierung der Zuluft kommen hier insgesamt 77 Klima-Außengeräte als Kaskaden zum Einsatz. Die Außengeräte erbringen zusammen eine Heizleistung von 1,5 MW und eine Kühlleistung von 1,3 MW.
Die Außengeräte verfügen über eine Wärmepumpenfunktion und ermöglichen so wahlweise die Betriebsweise Kühlen oder Heizen. Mit ihrer modulierenden Betriebsweise können die sie je nach Lüftungsanlage und Leistungsanforderungen in einer Bandbreite von 8 bis zu 162 kW Wärme- oder Kälteleistung zur Verfügung stellen. Um die Wärmeversorgung auch bei Außentemperaturen im Minusbereich sicherzustellen, sind die Wärmepumpen zusätzlich mit der Zubadan-Invertertechnologie ausgestattet. Die Zubadan-Technologie trägt einen wesentlichen Teil zur hohen Energieeffizienz bei. Die Außengeräte verfügen über eine optimierte Abtaufunktion und sorgen für absolute Funktionssicherheit auch bei tiefsten Außentemperaturen. Der Heizbetrieb ist bis zu einer Außentemperatur von –28 °C gewährleistet und bietet die volle Heizleistung bis zu einer Temperatur von –15 °C.
Die Kaskadierung mit bis zu acht Außengeräten bietet gegenüber einem Einzelgerät mit größerer Leistung mehrere Vorteile, beispielsweise können alle Einheiten einer Kaskade gleichzeitig im Teillastbetrieb arbeiten. Das ist effizienter als ein Modul im Volllastbetrieb laufen zu lassen, während die anderen sich im Stand-by-Modus befinden. Darüber hinaus ist bei Servicearbeiten der fortlaufende Betrieb durch die anderen Außengeräte sichergestellt. Die Regelung übernehmen zwei Master-Steuereinheiten, die unter anderem für eine automatische Laufzeitoptimierung und hohe Jahresarbeitszahlen sorgen. „Ein Vorteil dieser Strategie ist, dass alle Geräte gleichmäßig genutzt werden können und in etwa die gleiche Laufzeit haben. Zudem ergibt sich durch die Redundanzfunktion ein Sicherheitsaspekt. Sollte sich ein Modul im Off-Modus befinden, gewährleisten die anderen Geräte die Versorgung“, so Schrogel.
Außengeräte mit RLT vernetzt und in GLT integriert
Die Regelung der Klima-Außengeräte ermittelt in Abhängigkeit der Leistungsaufnahme, der momentanen Heizleistung und der Außentemperatur den maximal erreichbaren Coeffecient of Performance (Peak-COP). Die reibungslose Kommunikation zwischen den Wärmepumpen und den bauseitigen Wärmetauschern der Lüftungsgeräte erfolgt über Anschlusskits. Sie übernehmen die Funktion der Schnittstelle und stimmen die Verdichter exakt auf die Leistungsanforderung der Zentrallüftung ab.
Zur Steuerung und Überwachung sind die Anlagen in eine übergeordnete Gebäudeleittechnik (GLT) integriert. Diese kann auf die Schnittstellen der jeweiligen Außengeräte und der zentralen Lüftungstechnik zugreifen und entsprechende Steuerbefehle an die Kaskaden weitergeben. Die Steuerung der Lüftungstechnik, also der Luftmenge und der Temperatur, erfolgt automatisch über CO2-Sensoren und Temperaturfühler. Mit einem Fernzugriff via Internet ist zudem ein standortunabhängiger Zugriff für den Fachhandwerksbetrieb möglich, was sowohl den Komfort als auch die Sicherheit erhöht. Über das Internet können entsprechende Maßnahmen zur Energie- und Verbrauchsoptimierung ergriffen sowie ihre Wirkung kontrolliert werden. Auch Serviceeinsätze können besser koordiniert oder weitere Parameter und Voreinstellungen angepasst werden.