Frischwasserstationen als effiziente Alternative
Auf dem Areal der traditionsreichen „Volkswerft Stralsund“ ist in Nachnutzung ein Industrie- und Gewerbepark der Superlative entstanden. Bis die ersten Nutzer einziehen konnten, musste Vieles verändert werden – unter anderem auch das Konzept für die Warmwasserversorgung.
Die im Jahr 1948 gegründete „Volkswerft Stralsund“ hat eine bewegte Geschichte: Nach mehreren Eigentümerwechseln kaufte die Hansestadt Stralsund die Werft nach der schlussendlichen Insolvenz im Jahr 2022 und gründete den „Maritimen Industrie- und Gewerbepark Volkswerft Stralsund“. Dieser hat aufgrund seiner schieren historischen Größe – die Gesamtfläche der Werft erstreckt sich über 34 Hektar Fläche – enorme Kapazitäten zu vermarkten. So summieren sich allein die Hallenflächen auf 97.000 Quadratmeter. Hinzu kommen 32.000 Quadratmeter ausgestattete Büroflächen und 24.000 Quadratmeter Werkstattfläche. Hier eine energieeffiziente wie zuverlässige Warmwasserversorgung für die Beschäftigten sicherzustellen, war ein wesentlicher Anspruch an eine zukünftige Nutzung.
Bestandslösung überdimensioniert und veraltet
Die vorhandene Warmwasserbereitung für den Betrieb einer Werft war für die gegenwärtige Nutzung vollkommen überdimensioniert. Früher waren hier rund 600 Personen pro Schicht im Einsatz, die nach Arbeitsende duschen wollten. Dies führte zu Spitzenverbräuchen von bis zu 30.000 Litern Warmwasser pro Schicht. Die gesamte Belegschaft summierte sich zu Spitzenzeiten auf 8.000 Arbeiter und Angestellte. Versorgt wurden diese über vier große Pufferspeicher mit Volumen von je 6.000 Litern Warmwasser. Die Energie wurde über Blockkraftheizwerke (BHKW) und Fernwärme bereitgestellt. Die BHKW (Erdgas) sind seit der Insolvenz abgeschaltet, das gesamte Gebäude seitdem an die Fernwärme Stralsund angeschlossen.
Die neue Situation: Im „Maritimen Industrie- und Gewerbepark Volkswerft Stralsund“ sind derzeit über die Verpachtungen rund 250 Menschen pro Schicht tätig. Perspektivisch geht die Wirtschaftsförderung der Stadt von einem Zuwachs auf 400 Personen pro Schicht aus. Bei einem weiteren Betrieb der alten Lösung hätte es durch zu geringe Wasser-Entnahmen aus einem vollkommen überdimensionierten System zwangsläufig Probleme mit der Trinkwasserhygiene gegeben. Der zweite Punkt: Das alte System wäre perspektivisch über die Betriebskosten viel zu teuer geworden.
Planungsziel: Bedarfsgerechtes Warmwasser
Planerisches Ziel war eine neu gestaltete, gleichmäßige Warmwasserbereitung, die zu jeder Zeit mit geringerem Energieaufwand auskommt. Außerdem war wichtig, dass diese auch erweiterbar ist. Das Projekt umfasste insgesamt 51 Duschen und 45 Waschtische. Die alten Rohrleitungsstrecken konnten größtenteils übernommen werden. In der Hauptsache wurden die alten Leitungen in der Heizzentrale entfernt und bis zum Übergang Steigstrang erneuert. Die Aufgabe der gleichmäßigen und punktgenauen Warmwasserbereitung übernehmen jetzt zwei Frischwasserstationen (FriWa). Im Vergleich zur Vorgängerlösung bieten sie einige System- und Komfortvorteile: Das Warmwasser wird nun bedarfsgerecht produziert und muss nicht mehr bevorratet werden. Außerdem ist der Betrieb hygienisch und die Legionellengefahr reduziert.
Die Trinkwasserhygiene wird über vier Säulen abgesichert: durch Zirkulation, durch die regelmäßige Nutzung im 3-Schicht-System und über regelmäßige Spülungen durch das eingesetzte Instandhaltungspersonal. Nicht genutzte Bereiche sind abgeschiebert, um stehendes Wasser in der Leitung zu vermeiden. Die Austrittstemperatur Warmwasser an den Frischwasserstationen beträgt rund 60 °C, die Zirkulationstemperatur (Rücklauf) etwa 55 °C. Die ersten Praxis-Erfahrungen zeigen: Die Anlage und die Zirkulationspumpen erfüllen definitiv ihren Zweck.
Keine unerwünschten Temperaturüberhöhungen
Konkret eingebaut wurden zwei Frischwasserstationen, Typ „fresh 288“ von Malotech. Die Frischwasserstationen der „fresh“-Serie sind mit einer intelligenten Software ausgestattet. Sie erkennt den Zapfbetrieb und unterscheidet diesen vom Zirkulationsbetrieb. Dabei wird von der Pumpe gerade so viel heißes Wasser in den Wärmetauscher gezogen, dass die gewünschte Warmwassertemperatur nicht überschritten wird. „Unerwünschte Temperaturüberhöhungen des Netzes im Zirkulationsbetrieb werden so effektiv vermieden“, so Unternehmensgründer und Geschäftsführer Marc Losch.
Über den Einbau eines Sensors in Verbindung mit der Regler-Programmierung ist es Malotech gelungen, ein System auf den Markt zu bringen, das nicht nur feinfühlig ist, sondern auch vorausschauend agiert. „Technisch umgesetzt haben wir das in Form unseres neu regelnden Frischwassercontrollers in Verbindung mit unseren zentralen ‚fresh‘-Frischwasserstationen“, sagt Marc Losch. Sensoren erfassen den Durchfluss und die Temperaturen über schnell ansprechende Fühler, die direkt im Medium sitzen. Die von den Sensoren gelieferten Ist-Werte werden in der digitalen Regelelektronik mit dem per Normsignal vorgegebenen Soll-Wert verglichen. Die für den Lastfall benötigte Heizwassermenge wird dem Bedarf entsprechend bereitgestellt. Dies alles geschieht binnen weniger Sekunden. „Der Lösungsansatz ist, die Heizwasserpumpe im Zirkulationsbetrieb grundsätzlich im Pulsbetrieb zu betreiben und wenn es zum Zapfbetrieb kommt, innerhalb weniger Sekunden den tatsächlichen Nachsteuerungsbedarf zu erkennen. Nach Zapfende schaltet das System in den Zirkulationsbetrieb und damit in den Pulsbetrieb zurück, mit dem Ergebnis, dass nach Zapfende die Temperatur im System nicht ansteigt“, erläutert Losch.
Die in Stralsund verbaute FriWa ist speziell für große Bauprojekte konzipiert. Sie ist komplett vormontiert und beinhaltet alle Komponenten, die für eine Erwärmung im Durchflussprinzip nötig sind. Die „fresh 288“ verteilt mit einer Leistung von bis zu 700 kW bis zu 300 l/min, je nach Temperatur. Die Frischwasserstation kann auch in Zweier-Kaskaden geschaltet werden, wie das auch in Stralsund der Fall ist, womit sie eine Leistung von bis zu 1,4 MW beziehungsweise 600 l/min erreichen kann. Damit eignet sie sich beispielsweise für den Einsatz in Hotels, Sportstätten, Krankenhäusern oder auch großen Industrieanlagen.
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