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Wohnprojekt in Karlsruhe 22.07.2024, 14:57 Uhr

Höhere Planungs- und Kostensicherheit durch industrielle Vorfertigung

Steigender Fachkräftemangel, enormer Zeitdruck und instabile Kostenentwicklungen sorgen auf Baustellen vermehrt für Probleme. Der Einsatz von industriell vorgefertigten Lösungen kann hier helfen – vor allem bei Großprojekten wie dem im Karlsruher Stadtteil Daxlanden.

Auf dem August-Klingler-Areal in Karlsruhe-Daxlanden entstehen in innenstadtnaher Lage 354 Wohneinheiten. Durch den Einsatz vorgefertigter Komponten kann die Bauzeit signifikant reduziert werden. Foto: Geberit

Auf dem August-Klingler-Areal in Karlsruhe-Daxlanden entstehen in innenstadtnaher Lage 354 Wohneinheiten. Durch den Einsatz vorgefertigter Komponten kann die Bauzeit signifikant reduziert werden.

Foto: Geberit

Auf dem Gelände des August-Klingler-Stadions im Karlsruher Ortsteil Daxlanden entsteht ein neues Stadtquartier: Insgesamt 354 Wohneinheiten sind hier geplant, verteilt auf sieben Gebäude und ergänzt um drei Tiefgaragen, eine Kindertagesstätte, ein Hausmeisterservicebüro, drei Gewerbeeinheiten sowie altersgerechten Wohnraum. Dieses neu gestaltete Viertel soll dem Wohnungsmangel entgegenwirken und dank guter ÖPNV-Anbindung attraktiven Wohnraum in stadtnaher Lage schaffen. Ein Ziel des Bauherrn war es, eine dichte Bebauung bei gleichzeitig architektonisch anspruchsvoller Gestaltung zu ermöglichen. Da Teile des August-Klingler-Stadions unter Denkmalschutz stehen, integrierte das beauftragte Architekturbüro Astoc Architects and Planners aus Köln den Stadionwall und die Eingangsportale in ihr Konzept des Viertels. Die Architektur des Stadions beeinflusste zudem die der entstehenden Gebäude.

Detaillierte Fachplanung mit weniger Schnittstellen

Um den Zeitaufwand auf der Baustelle möglichst gering zu halten, setzte das beauftragte Ingenieurbüro Planwerk400 aus Wiesloch vor allem auf eine vorausschauende Fachplanung. „Bei einem Projekt dieser Größenordnung ist eine möglichst detaillierte Fachplanung mit möglichst wenigen Schnittstellen wichtig, sodass in der Bauphase auftretende Fehler schon in der Planungsphase erkannt und vor Entstehen behoben werden können. Das ist einer der Hauptgründe, warum wir uns bei den Sanitärständerwänden für die industrielle Vorfertigung entschieden haben: Dank der sehr guten Planbarkeit kann man potenzielle Fehler auf der Baustelle im Vorhinein vermeiden, was im Endeffekt Kosten spart“, erläutert Diplom-Ingenieur Marc Hanen, der maßgeblich als Projektleiter am Entwurf der technischen Ausrüstung der Gebäude beteiligt war. Die bessere Planbarkeit sei insbesondere im Hinblick auf die aktuell steigenden Preise ein großer Vorteil. Die gute Planbarkeit führe darüber hinaus zu einer hohen Kostentransparenz und damit einhergehend zu einer höheren Sicherheit für den Bauherren.

Eine weitere Anforderung des Ingenieurbüros war eine einfache Umsetzbarkeit der Bäder, bei der eine Berücksichtigung verschiedener Wohnungstypen dennoch möglich ist. Das kleinste Bad misst rund 5,4 Quadratmeter, das größte etwa 9,2 Quadratmeter. Trotz dieser sehr unterschiedlichen Größen sind alle Bäder ähnlich aufgebaut. Bereits in der Planungsphase achteten die Verantwortlichen darauf, möglichst gleiche Badtypen zu entwerfen, um den Vorfertigungsfaktor zu erhöhen. Auch war es wichtig, die Fall- und Steigleitungen bereits in der Planung in den gleichen Typen identisch anzuordnen. Da diese Punkte frühzeitig berücksichtigt wurden, war der Einsatz eines industriell vorgefertigten Installationssystem bestens vorbereitet.

Ein Kran bringt die vorgefertigten Register an ihren jeweiligen Zielort.

Foto: Geberit

„Wir haben uns dafür entschieden, die Sanitärständerwände mit industrieller Vorfertigung umzusetzen, weil unser Büro bereits in der Vergangenheit mit dem beauftragten Unternehmen zusammengearbeitet und weitere Projekte erfolgreich umgesetzt hat. Bei dieser Großbaustelle wurden insgesamt rund 3 500 Sanitärständerwände, bestehend aus Grund- und Aufsatzrahmen zur richtigen Zeit und an den richtigen Ort geliefert. Deswegen wussten wir, dass wir damit einen Partner an der Hand haben, der zuverlässig in großen Mengen liefern kann und gleichzeitig für eine hohe Qualität steht“, so Dipl.-Ing. Marc Hanen von Planwerk400.

Individuelle Register für jede Anforderung

Industrielle Planungs- und Fertigungsprozesse werden genutzt, um Arbeitszeiten auf der Baustelle massiv zu reduzieren und Fehlerquellen zu vermeiden. Gerade vor dem Hintergrund des aktuell vorherrschenden Fachkräftemangels in der technischen Gebäudeausrüstung (TGA) bietet sie entscheidende Vorteile. Hersteller Geberit hat deshalb GIS IV (kurz für: „Geberit Installationssystem – Industrielle Vorfertigung“) in seinem Sortiment, das sich nach Kundenwunsch individuell vorfertigen lässt und insbesondere für Projekte mit vielen gleichen Bad- oder Schachttypen geeignet ist. Die Register werden in Zusammenarbeit mit dem Hersteller geplant und in den gewünschten Maßen und Registeraufteilungen zum verabredeten Zeitpunkt just-in-­time auf die Baustelle geliefert, wo sie ausgerichtet und befestigt werden. Die durch die Registerteilungen entstandenen Trennungen der bereits installierten Rohrleitungen müssen dann miteinander verbunden werden. Im Vergleich zu alternativen Verarbeitungsweisen, wie zum Beispiel dem Trockenbau, ist der zeitliche Aufwand auf der Baustelle nach Aussagen von Verarbeitern des Systems um bis zu 40 Prozent reduziert. Angeboten werden verschiedene Arten der Vorfertigung, angefangen bei vorgefertigten Installationswänden und Schächten, über Ausschubmodule bis hin zu Fertigbädern.

In den Bädern werden die Wände vermessen und verschraubt.

Foto: Geberit

Auf dem August-Klingler-Areal wurden insgesamt 1.000 Vorwände und etwa 800 Trennwände bestehend aus Grund- und Aufsatzrahmen, welche teilweise als Schächte genutzt werden, beziehungsweise 62.000 Meter GIS Profil eingebaut. „Deswegen war es besonders wichtig, dass die Zusammenarbeit reibungslos funktioniert – und das hat sie. Geberit hat die komplette Ausfertigung der Wände anhand von unseren Plänen übernommen“, sagt Marc Hanen.

Prozessablauf im Detail

Nachdem die Planung der GIS IV-Wände abgeschlossen war, erfolgte die Vergabe des Auftrags an die Installateurbetriebe Alexander Ochs Wärmetechnik, Bechem+Post Wärmetechnik Kundendienst und ZIG Service. Diese erteilten den Auftrag für das Projekt. Geberit erstellte die Freigabeunterlagen und legte sie Planer und Installateur zur Freigabe vor. Als alle Freigaben erteilt waren, begann die Produktion mit der Fertigung der Register. Nach deren Fertigstellung wurden diese per Lkw auf die Baustelle geliefert. Vor Ort wurden die Register mithilfe der Bezeichnungsschilder und der Materiallisten in das jeweilige Gebäude gebracht – in einigen Fällen per Kran. Im richtigen Bad angelangt, wurde der Grundrahmen von den Installateuren ausgerichtet. Mithilfe des Montagewerkzeugs und eines Lasers wurden die Rahmen mit einem Meterriss am Rahmen ausgerichtet und verschraubt. Danach wurde der Aufsatzrahmen montiert. Im Anschluss wurden die Steig- und Fallleitungen mit dem mitgelieferten Material verbunden. Für die Rohinstallation bis hin zum Verschließen der Wand benötigten die Monteure pro Bad zwischen zwei und vier Tagen. „Ein gutes Ergebnis, das auch genau unserer Planung entspricht“, findet Marc Hanen.

Das Register wird vom Ingenieurbüro geprüft und abgenommen.

Foto: Geberit

Da bei diesem Projekt besonders hohe Ansprüche an Brandschutz, Schallschutz, Feuchtigkeitsschutz und Statik gestellt wurden, entschied sich das Ingenieurbüro dafür, vorgefertigte GIS-Register mit der Quattro-Zulassung einzubauen. Dieses System führt Sanitär-, Heizungs-, Abwasser-, Elektro und Lüftungsleitungen sowie Tragsystem und System-Beplankung zusammen. „Aus Erfahrung wissen wir, dass GIS IV in Verbindung mit Quattro zuverlässig und sicher ist und die bauordnungsrechtlichen Anforderungen an Brandschutz, Feuchtigkeitsschutz, Schallschutz und Statik erfüllt“, begründet Marc Hanen die Entscheidung. Die Erfüllung aller bauordnungsrechtlichen Anforderungen ist durch Prüfung und Zulassung belegt. Anwendbarkeitsnachweise bestätigen die Eignung für die industrielle Vorfertigung. Ein weiterer entscheidender Vorteil: Da es sich bei Quattro um ein geprüftes System handelt, können Versorgungs-, Entwässerungs- sowie Stromleitungen näher beieinander liegen als ohne das System. So konnten die Wandtiefen in den Sanitärräumen des August-Klingler-Areals reduziert werden, wodurch mehr nutzbare Fläche entsteht.

Alle Komponenten aus einer Hand

Den Planern war es zudem wichtig, möglichst alle Komponenten von einem Hersteller zu beziehen, um eine Gesamtzulassung für das Projekt zu erhalten. „Da es nur einen Ansprechpartner gibt, an den man sich wenden kann, ist das die deutlich elegantere und günstigere Lösung, erläutert Marc Hanen. Hierbei legten die Planer vor allem Wert auf eine einfache Verarbeitung und Anwendung, um einen schnellen und möglichst fehlerfreien Ablauf auf der Baustelle zu unterstützen. Sie entschieden sich im Bereich des Trinkwasser- und Heizungssystems für die Versorgungssysteme Mepla, Mapress C-Stahl sowie Mapress Edelstahl. Allein in den vorgefertigten Registern wurden um die 6.300 Rohrmeter Mapress Edelstahl, rund 2.000 Rohrmeter Mapress C-Stahl sowie knapp 3 800 Rohrmeter Mepla verbaut. „Damit sind wir auf der Baustelle sehr gut vorangekommen. Es ließ sich einfach und ziemlich selbsterklärend verlegen“, resümiert Projektleiter Florian Schneider von Alexander Ochs Wärmetechnik. Um eine potenzielle Verkeimung zu verhindern, sind zudem alle wasserführenden Komponenten des Systems mit Schutzkappen versehen. Die Trinkwasserhygiene ist nicht nur eine Frage des Komforts, sondern hat auch eine gesundheitliche Relevanz.

Auch das Entwässerungssystem sollte – analog zu Installations- und Versorgungssystem – von dem gleichen Anbieter stammen. Die Wahl fiel hier auf das System Silent-db20, von dem allein in den Registern rund 3.000 Rohrmeter verlegt wurden. Ob mit einer Elektromuffenschweißung, einer Spannverbindung oder mittels Spiegelschweißung – die Silent-db20-Rohre und Formstücke lassen sich auf drei unterschiedliche Weisen sicher verbinden. Das bestätigt auch Florian Schneider: „Durch das Verschweißen ist Silent-db20 extrem sicher. Außerdem erfüllt das Entwässerungssystem die Anforderungen an den Schallschutz ideal.“

Abschließend sind sich Planer Marc Hanen und Projektleiter Florian Schneider einig. „Wir sind wirklich zufrieden mit dem Verlauf des Projekts. Das Geberit Team, das unser Projekt begleitet hat, war von der Planung bis heute immer ansprechbar. Die Zusammenarbeit hat uns großen Spaß gemacht und man merkt einfach, dass das Team sehr gut aufgestellt ist“, resümiert Florian Schneider. Marc Hanen ergänzt: „Das Team arbeitet sehr lösungsorientiert und stand uns auch bei Abweichungen und in komplizierten Situationen verlässlich zur Seite. Aufgrund dieses Gesamtpakets werden wir auch in Zukunft immer wieder gerne mit dem Hersteller zusammenarbeiten.“