Trinkwasserqualität in Deutschland „sehr gut“
Bestnote für das deutsche Trinkwasser: Wie bereits bei vorangegangenen Untersuchungen attestiert das Umweltbundesamt (UBA) den Versorgern eine „sehr gute“ Trinkwasserqualität. Grenzwertüberschreitungen seien, wie schon in den Vorjahren, Einzelfälle.
Alle drei Jahre untersucht das Umweltbundesamt gemäß den Vorgaben der EG-Trinkwasserrichtlinie die Qualität des deutschen Trinkwassers. Das jüngste Ergebnis: Das Nass aus großen zentralen Anlagen besitzt in Deutschland nach wie vor Top-Qualität. Selbst der Problemstoff Nitrat, der im Grundwasser an manchen Orten, wo intensiv Landwirtschaft betrieben wird, erhöht ist, überschreitet im Trinkwasser nicht den zulässigen Grenzwert. Auch bei nahezu allen mikrobiologischen und chemischen Qualitätsanforderungen halten über 99,9 % der überwachten Proben die strengen rechtlichen Vorgaben ein. Das Fazit von UBA-Präsident Dirk Messner fällt entsprechend positiv aus: „Das Trinkwasser in Deutschland kann man ohne Bedenken trinken – insbesondere aus größeren Wasserversorgungen ist es flächendeckend sogar von exzellenter Qualität.“ Dies liege auch an den hohen Qualitätsstandards, so Messner anlässlich der Vorstellung des aktuellen Berichts. „Das Trinkwasser wird in Deutschland sehr häufig kontrolliert – zum Teil täglich.“
Nur selten Grenzwertüberschreitungen im Trinkwasser
Das UBA hat im aktuellen Bericht für die Jahre 2017 bis 2019 die Ergebnisse der Untersuchungen aus allen größeren Wasserversorgungen veröffentlicht. Diese beliefern rund 88 % der Bevölkerung in Deutschland. Für Nitrat, das aus Kunstdünger und Gülle ins Grundwasser gelangen kann, bestätigen die neuen Daten den zuvor schon beobachteten Rückgang: Grenzwertüberschreitungen im Trinkwasser bleiben die seltene Ausnahme. Allerdings erlauben die Daten zu Nitratgehalten im Trinkwasser keinen Rückschluss auf Nitratgehalte in den Grundwässern. Durch den vielerorts zu hohen Einsatz stickstoffhaltiger Düngemittel sind die Nitratkonzentrationen im Grundwasser in vielen Regionen Deutschlands seit Jahren auf hohem Niveau. Das Trinkwasser selbst ist fast allerorten unbelastet.
Für die Einhaltung des Grenzwertes sorgen die Wasserversorger: Wo nötig verdünnen Wasserversorger belastetes Grundwasser mit unbelastetem Wasser und stellen so die Trinkwasserqualität sicher. Falls noch zusätzlich eine Aufbereitung zur Entfernung von Nitrat nötig wird, kann sich das mit bis zu 76 Cent mehr pro Kubikmeter Wasser auf der Wasserrechnung niederschlagen. Ein Zwei-Personen-Haushalt mit 80 Kubikmeter Wasserverbrauch zahlt dann nicht wie sonst durchschnittlich 95 Euro pro Jahr, sondern eher 155 Euro.
Veraltete Armaturen können Bleigehalt steigern
Von den über zweihundert im Trinkwasser überwachten Wirkstoffen von Pflanzenschutzmitteln (PSM) und Biozidprodukten oder deren Abbauprodukten überschritt nur eine geringe Anzahl den Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter. Aus den gemessenen Konzentrationen resultiert keine Gesundheitsgefahr, so das UBA. Um Stoffe mit gezielter Wirkung eines PSM oder Biozids grundsätzlich aus dem Trinkwasser fernzuhalten, liege der Grenzwert für den einzelnen Wirkstoff weit unterhalb der Konzentration, die sich aus einer toxikologischen Ableitung für den jeweiligen Wirkstoff ergeben würde. Dennoch erfordere eine Nichteinhaltung, dass ihre Ursache geklärt und beseitigt werde.
Grenzwertüberschreitungen für das giftige Schwermetall Blei kommen nur in weniger als 0,1 % der Proben vor. Schuld daran seien nicht Natur oder Wasserwerk, sondern bleihaltige Leitungen oder Armaturen in den Häusern und Wohnungen selbst. Veraltete Installationen seien meist auch die Ursache, wenn zu viel Kupfer, Nickel und Cadmium im Wasser vorkommt, so das UBA. Dies könne nur durch den Einbau zertifizierter Leitungen und Armaturen vermieden werden. Für Blei gilt ein Grenzwert von zehn Mikrogramm pro Liter Trinkwasser. Die Betreiber von Wasserversorgungsanlagen sind verpflichtet, darüber zu informieren, wenn noch Blei in ihrer Anlage verbaut ist – auch dann, wenn der Grenzwert eingehalten wird.
EG-Richtlinie fordert regelmäßige Kontrolle
Die EG-Trinkwasserrichtlinie verpflichtet die Mitgliedstaaten, alle drei Jahre einen Trinkwasserbericht vorzulegen. In Deutschland betrifft dies 2.485 Wasserversorgungsgebiete in denen durchschnittlich jeweils mehr als 1.000 Kubikmeter Wasser am Tag geliefert oder mehr als 5.000 Personen versorgt werden. Die in diesen Versorgungsgebieten verteilten 4.695 Millionen Kubikmeter Trinkwasser werden zu 69 % aus Grundwasser und zu 16 % aus Oberflächenwasser gewonnen. Die verbleibenden Prozente entfallen auf Uferfiltrat, künstlich angereichertes Grundwasser und sonstige Ressourcen. Die deutsche Trinkwasserverordnung (TrinkwV) stellt hohe Anforderungen an die Beschaffenheit des Trinkwassers und legt dafür entsprechende Qualitätsparameter fest. Dabei dürfen Grenzwerte nicht überschritten werden, Anforderungen sind einzuhalten. „Der Bericht belegt, dass Trinkwasser in Deutschland überall eine gute bis sehr gute Qualität hat. Die hohen Investitionen in Wasserversorgungsanlagen, Netze und den Trinkwasser-Ressourcenschutz tragen zu diesem Erfolg maßgeblich bei“, so Martin Weyand, Hauptgeschäftsführer der Wasserwirtschaft im BDEW.
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