Analyse zur CO2-Speicherung unter der Nordsee vorgestellt
Drei Jahre lang hat ein Team des Forschungsverbundes GEOSTOR die Potenziale und Risiken einer CO2-Speicherung unter der deutschen Nordsee untersucht. Nun informierten die Forschenden über ihre ersten Ergebnisse.

CO2-Einlagerungen in Gesteinsschichten unter der Nordsee könnten helfen die Klimaziele zu erreichen.
Foto: Panthermedia / Günter Härtwig
Seit Jahren appelliert der Weltklimarat immer wieder, alle Möglichkeiten zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs (Stichwort 1,5 Grad-Ziel) zu nutzen. Unter anderem könnte auch die Speicherung von abgeschiedenem CO2 im geologischen Untergrund unter der Nordsee einen wertvollen Beitrag zur Reduktion von schwer vermeidbaren Emissionen in Deutschland leisten. Allerdings ist zu Chancen und Risiken nur wenig bekannt. Anfang April hat der Forschungsverbund GEOSTOR nun die Zwischenergebnisse seiner dreijährigen Arbeit vorgestellt.
Experten: Nur speichern, was nicht vermeidbar ist
36 Expertinnen und Experten aus acht Forschungs- und Partnerinstitutionen des GEOSTOR-Verbundes haben an dem Zwischenbericht mitgearbeitet, um die Forschungsmethoden und -ergebnisse aus dem Zeitraum 2021 bis 2024 aufzubereiten. Das Ergebnis: Abgeschiedenes Kohlendioxid (CO2) kann tief unter der deutschen Nordsee gespeichert werden. Aufgrund der begrenzten Kapazitäten und möglicher Umweltrisiken sollte dort aber nur jene CO2-Restmenge deponiert werden, deren Entstehung sich trotz konsequenter Klimapolitik nicht vermeiden lässt, so die Kernaussage des Berichts.
Zahlreiche Herausforderungen zu lösen
„Die wesentlichen Herausforderungen liegen aktuell darin, Vorkehrungen zu treffen, mit denen Leckagen aus dem Speichergestein vermieden werden können. Zudem gilt es, den Lärm bei Arbeiten wie der Speichererkundung und -überwachung zu minimieren sowie Lösungen für die absehbaren Nutzungskonflikte, beispielsweise Windkraftanlagen, zu finden und diese in der Meeresraumplanung zu berücksichtigen“, erläutert GEOSTOR-Koordinator Professor Dr. Klaus Wallmann vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. GEOSTOR ist Teil der Forschungsmission CDRmare der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM). Außerdem müsse der nationale Rechtsrahmen aktualisiert werden, um die CO2-Speicherung in der deutschen Nordsee seewärts der Küstengebiete zu ermöglichen.
Umfassende Analyse verständlich aufbereitet
Der Zwischenbericht umfasst insgesamt 15 Kapitel, in denen die Verfassenden auf die verschiedenen Themenaspekte einer geologischen CO2-Speicherung eingehen: angefangen bei den statischen und dynamischen Speicherkapazitäten, über mögliche Risiken für die Meeresumwelt und Offshore-Windanlagen bis hin zu neu entwickelten Überwachungssystemen, möglichen Kosten ausgewählter Speicherprojekte, notwendigen Gesetzesänderungen sowie den absehbaren Konflikten, die es zu lösen gilt, wenn unter der schon jetzt intensiv genutzten Nordsee CO2 gespeichert werden soll.
„Die Idee, Kohlendioxid in großen Mengen unter der Nordsee zu speichern, wird in der deutschen Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. Um so wichtiger ist es für uns als Forschungsverbund, unsere Ergebnisse transparent und nachvollziehbar zu kommunizieren. Aus diesem Grund haben wir diesen Bericht in deutscher Sprache geschrieben und in der Einführung alle Kernergebnisse in leicht verständlicher Form zusammengefasst“, sagt Klaus Wallmann (Download hier).
Kompetenzen gebündelt
CDRmare ist eine Forschungsmission der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM). Ihr Langtitel lautet: „Marine Kohlenstoffspeicher als Weg zur Dekarbonisierung“. Das Projekt startete im Sommer 2021 mit sechs Forschungsverbünden, die Methoden der marinen CO2-Entnahme und -Speicherung (Alkalinisierung, Ausweitung vegetationsreicher Küstenökosysteme, Künstlicher Auftrieb, CCS) hinsichtlich ihres Potenzials, ihrer Risiken und Wechselwirkungen untersuchen und in einem transdisziplinären Bewertungsrahmen zusammenführen. Im August 2024 ist CDRmare mit fünf Forschungsverbünden in die zweite dreijährige Förderphase gestartet.
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