Baustellen: Millionenschaden durch fehlerhafte Planung und hohen Zeitdruck
Allen am Bau Beteiligten ist klar: Auf Baustellen läuft selten alles rund, Fehler und Verzögerungen gehören zum Alltag. Wie hoch der dadurch resultierende Schaden tatsächlich ist, offenbart eine aktuelle Analyse.
Die Fehlerkosten auf deutschen Baustellen sind immens – und das seit Jahren auf konstant hohem Niveau. Für Transparenz bei diesem sensiblen Thema sorgt eine regelmäßige Erhebung: Seit mehr als zehn Jahren führen die Marktforscher von Bauinfoconsult im Rahmen ihrer Branchenbefragung zur Jahresanalyse auch eine umsatzanteilige Betrachtung der Fehlerkosten durch. Das Ergebnis: Die Schadenssumme der verbauten Fehler sank im Jahr 2021 erneut, liegt mit einer Summe von 16,5 Milliarden Euro (2020: 18,3 Milliarden Euro) aber noch immer in astronomischen Höhen. Neben den Klassikern „mangelnde Planung“ und „schlechte Kommunikation“ zählt der wachsende Zeitdruck zu den größten Kostenverursachern auf der Baustelle.
Fehlerkosten seit Jahren auf konstant hohem Niveau
Fehler passieren überall und auch am Bau können Mängel und Schäden an vielen Stellen auftreten. Auffällig sei allerdings, dass sich die Fehlerkostensummen seit Jahren auf einem schwindelerregend hohen Niveau eingependelt haben, so Bauinfoconsult. Da zu der Höhe der gesamten Fehlerkosten in der deutschen Baubranche keine offizielle Statistik existiert, nutzen die Analysten einen „Umweg“, um Transparenz zu schaffen: Die Düsseldorfer führen eine umsatzanteilige Analyse durch. Dabei scheint das Ergebnis für 2021 im Vergleich zu den Vorjahren auf den ersten Blick eine leichte Verbesserung zu zeigen: So schätzen die befragten Bauakteure, dass die gesamten Fehlerkosten am deutschen Bau im Jahr 2021 etwa 11,4 % des gesamten Branchenumsatzes betrugen. Das ist zwar immer noch sehr hoch, liegt aber unter den Werten der Vorjahre (2020: 12,8 %, 2019: 15,4 %, 2018: 14 %).
Dennoch sei auch das Ergebnis für 2021 noch immer weit von einer wirtschaftlich tolerierbaren Fehlerrate entfernt, so Bauinfoconsult. Setzt man den von den Profis am Bau geschätzten Fehlerkostenanteil mit dem vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie auf etwa 144,8 Milliarden Euro taxierten baugewerblichen Gesamtumsatz ins Verhältnis, entspräche das einer Fehlersumme von 16,5 Milliarden Euro (2020: 18,3 Milliarden Euro, 2019: 20,79 Milliarden Euro, 2018: 17,78 Milliarden Euro).
Hoher Zeitdruck führt zu Fehlern und steigenden Kosten
Dass Fehlerkosten in den vergangenen Jahren so massiv auftraten, könnte zum Teil auch mit den erschwerten Rahmenbedingungen der Baustellenorganisation unter Pandemie- und Lockdown-Bedingungen zu tun gehabt haben, vermutet Bauinfoconsult. Doch klammert man diesen Faktor aus, gehören mangelhafte Kommunikation und dadurch entstandene Missverständnisse bei den Absprachen zu denjenigen Problemen, die seit Jahren (neben Fehlern bei Planung oder Bauleitung) als eine der häufigsten Fehlerursachen genannt werden. Problem Nummer eins, so die Befragten, aber sei der Zeitdruck. Bei vielen Bauvorhaben sei der Zeitrahmen so eng gesetzt, dass bereits kleinste Störungen zu Verschiebungen im Bauablauf führen – bis hin zu einer deutlich verspäteten Fertigstellung. Der somit entstehende Zeitdruck innerhalb des Bauablaufs könne dann schnell zu Fehlern in der Bauausführung führen.
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