Wärmepumpen: „Die Talsohle ist erreicht“
Verunsicherte Verbraucher und eine unklare Fördersituation haben den Wärmepumpenabsatz in 2024 einbrechen lassen. Beim Bundesverband Wärmepumpe blickt man dennoch optimistisch in die Zukunft.
Nach dem Rekordjahr 2023 ist der Wärmepumpen-Absatz im vergangenen Jahr stark zurückgegangen- Gleichzeitig aber steigt die Nachfrage und auch das Interesse an der Förderung, die mit über 151.000 Zusagen deutlich angezogen hat. Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) erwartet daher, dass der Markt sich bei einer Fortsetzung und weiteren Bekanntmachung der Förderung bereits 2025 erholen wird. Entscheidend sei, dass die kommende Bundesregierung diese Tendenz durch verlässliche und faire Marktbedingungen und gezielte Impulse für Investitionen in erneuerbare Heizungen unterstütze.
Rückläufige Zahlen in allen Wärmepumpen-Segmenten
Der Wärmepumpenabsatz ist nach aktuellen Auswertungen des Branchenverbandes im Jahr 2024 im Vergleich zum Rekordjahr 2023 um 46 Prozent zurückgegangen. In konkreten Zahlen: Nachdem 2023 noch 356.000 Wärmepumpen abgesetzt wurden, waren es im vergangenen Jahr nur noch 193.000. Damit fällt die Bilanz noch etwas schlechter aus, als die vorläufige Prognose: Ende vergangenen Jahres ging der BWP noch von einem Absatz von 200.000 Geräten aus.
Die negative Entwicklung betrifft alle Wärmepumpen-Bereiche: Für das Segment der Luft-Wärmepumpen (mit einem Absatz von 178.000 Geräten und einem Marktanteil von acht Prozent bei den Heizungswärmepumpen) verzeichnete der BWP ein Minus von 46 Prozent. Beim Segment Erdreich (Absatz: 15.000 Geräte) ist es ein Minus von 42 Prozent. Gründe dafür seien laut BWP vor allem Unsicherheiten rund um die kommunale Wärmeplanung sowie die verbesserungswürdige Bekanntheit der Heizungsförderung.
Das Fördersystem sei erst im Oktober vollständig installiert gewesen, so BWP-Geschäftsführer Dr. Martin Sabel. Eindeutig ablesbar sei die Verunsicherung der Verbraucher an der Anzahl der Zusagen für die BEG-Heizungsförderung: Im Februar 2024 wurden lediglich 1.729 Zusagen für eine Wärmepumpenförderung erteilt. Über den Jahresverlauf stiegen die Zahlen sukzessive an und erreichten im Dezember mit 37.482 Zusagen ihren Höchststand. „Hier wurden noch viele Anträge gestellt, weil befürchtet wurde, dass sich die Fördersituation mit einer neuen Bundesregierung ändern könnte“, so Sabel.
Eindeutige Wachstumsimpulse in 2025
Für 2025 skizzieren die Verbandsvertreter zwei Szenarien:
- Variante 1: Zu 2027 wird der europäische Emissionshandel (ETS 2) eingeführt, was zu Preissteigerungen bei Gas und Öl führt. Ohne zusätzliche Maßnahmen zugunsten der EE-Alternativen fehlen aber Investitionsanreize, sodass es nach Jahren der Absatzerholung erneut und schlimmstenfalls dauerhaft zu Attentismus kommt. In diesem Fall prognostiziert der BWP für 2025 einen Wärmepumpenabsatz von 257.000 Geräten (plus 33 Prozent).
- Variante 2: Zusätzliche Entlastungen beim Strompreis und eine offene Kommunikation der Bundespolitik zum CO2-Preis sowie der Kommunen zur Zukunft der Gas- und FW-Netze unterstützen aktiv den Umstieg zu Alternativen. Während Ordnungsrecht und Förderung planbar bleiben, geben Energiepreise zusätzliche Impulse in den Markt. Dies ist die optimistischere Variante, wonach im laufenden Jahr 309.000 Geräte abgesetzt werden könnten (plus 58 Prozent).
BWP fordert: „Erneuerbare Stromerzeugung muss zu sinkenden Verbraucherpreisen führen“
Für das Erreichen einer Wärmewende formulieren die Verantwortlichen bei dem Pressetermin eine klare Marschrichtung für die Politik: „Wir rufen die für den Bundestag kandidierenden Politiker und Parteien dazu auf, die Wärmewende als Chance zu erkennen. Mit dem Gebäudeenergiegesetz, dem Wärmeplanungsgesetz und den Förderprogrammen BEG und BEW wurden die Grundlagen für einen klimaneutralen Gebäudebestand gelegt. Diese Strukturen sollten so lange aufrechterhalten werden, bis darauf aufbauend der Europäische Emissionshandel für Wärme und Verkehr wie geplant im Jahr 2027 eingeführt wurde“, fordert Klaus Ackermann, stellvertretender BWP-Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer der NIBE Systemtechnik GmbH aus Celle. Die Verwendung der resultierenden Einnahmen sollte frühzeitig geklärt, sozial gerecht gestaltet und der deutsche Strompreis damit weiter von staatlich regulierten Abgaben entlastet werden.
Hinsichtlich des Strompreises sehe der Bundesverband Wärmepumpe gute Ansätze bei allen demokratischen Parteien, erklärt Geschäftsführer Dr. Martin Sabel: Insbesondere hätten die Parteien erkannt, dass die Finanzierung des Stromnetzausbaus fair und im Sinne des Klimaschutzes gestaltet werden müsse. Sabel erwartet, dass die Pläne nach den Wahlen auch schnell und konsequent umgesetzt werden: „Keine Kompromisse beim Strompreis – Gebäudeeigentümer müssen klar erkennen können, dass der Ausbau der günstigen erneuerbaren Stromerzeugung tatsächlich zu sinkenden Verbraucherpreisen führt.“ Dafür brauche es vor allem eine Lösung bei den Netzentgelten und eine Absenkung der Stromsteuer auf das europarechtlich zulässige Minimum.
Unsicherheit beim Gebäudeenergiegesetz
Unterschiede gibt es bei den Parteien hinsichtlich des Gebäudeenergiegesetzes (GEG). BWP-Geschäftsführer Sabel verweist darauf, dass das Gebäudeenergiegesetz Kunden, Handwerkern und Industrie vor allem die notwendige Sicherheit beim Heizungstausch geben soll. Wie auch immer man zur Gesetzesnovelle aus dem vorletzten Jahr stehe – das Gesetz habe ein Aufbruchssignal für erneuerbare Energien gesetzt. „Die Diskussion über eine Rücknahme der Regelungen löst bei Industrie, Handwerk und Gebäudeeigentümern deshalb vor allem Irritation aus. Sie sorgt für eine unnötige und schädliche Zurückhaltung am Wärmemarkt. Denn die Lösungen sind bereits am Markt, da Industrie und Handwerk sich längst auf die Vorgaben eingestellt haben.“
Es müsse weiterhin gelten: Ab 2026 und 2028 werden Heizungen mit fossilen Energieträgern nur noch installiert, wenn dahinter ein belastbarer Plan für deren vollständige Umstellung auf erneuerbare Alternativen bis 2045 stehe. Dabei gehe es nicht nur um Klimaschutz, sondern auch um den Schutz der Verbraucher vor falschen Versprechungen und Fehlinvestitionen. Vor allem die Erwartungshaltung, dass Gasnetze großflächig auf Wasserstoff umgestellt werden könnten, birgt große Risiken in Bezug auf Verfügbarkeit und Kosten.
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