„Die Wärmewende braucht Speicher“
Die Rolle von thermischen Speichern bei der Dekarbonisierung von Wärmebedarfen stand im Fokus einer BVES-Statuskonferenz in Berlin. Klar wurde hier: Die Rahmenbedingungen für die Integration von Speichern müssen dringend verbessert werden.
Der Wärmesektor darf kein „Elefant im Raum“ der Energiewende bleiben. Mit vielseitigen Speicherlösungen kann die Wärmewende nachhaltig und wirtschaftlich gelingen, sofern passende Rahmenbedingungen geschaffen werden. Das war die Kernbotschaft der Statuskonferenz „Thermische Speicher für die Wärmewende“ des BVES Bundesverband Energiespeicher Systeme, die am 27. Juni in Berlin mit über 300 Teilnehmenden vor Ort und im Livestream stattfand. „Der Stromsektor ist nur die halbe Miete der Energiewende“, so BVES-Geschäftsführer Urban Windelen. Die andere Hälfte sei der Wärmesektor. „Dort fallen sogar zwei Drittel der Emissionen an. Daher ist die Wärmewende unabdingbar für eine erfolgreiche Energiewende und essenziell für die Einhaltung der Klimaziele“, stellte Windelen klar. Thermische Speicher seien ein Multifunktionstool für die Bedarfe des Wärmesektors. Ihr Einsatz müsse daher endlich in der Regulatorik konsequent mitgedacht werden.
Mehr Zuspruch und mehr Produktlösungen
Politisch hat das Thema Wärmewende in den vergangenen Monaten deutlich an Bedeutung gewonnen. Christian Maaß, Abteilungsleiter für Wärme, Wasserstoff und Effizienz im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) skizzierte im Rahmen der Veranstaltung den aktuellen Stand der Erarbeitung der Wärmespeicherstrategie. Sie soll in eine Gesamtspeicherstrategie integriert und bald zur Konsultation vorgelegt werden. Dr. Beate Baron, Unterabteilungsleiterin für Klima- und Umweltschutz in der Industrie, stellte die Ziele sowie die politischen Instrumente des BMWK für die Dekarbonisierung der Industrie vor. Dabei bezog sie sich direkt auf das wichtige Werkzeug „Thermische Speicher“ für die Bereitstellung von Prozesswärme. Auch aus dem Bundestag kam Unterstützung: Maria-Lena Weiss (MdB, Fraktion CDU/CSU) betonte die Notwendigkeit der Elektrifizierung der Wärmeversorgung mit Hilfe von thermischen Speichern und versprach, sich im Bundestag für passende Rahmenbedingungen einzusetzen, um die Wärmewende auch im Mittelstand schneller und besser anzustoßen.
Eine Reihe von Technologie-Pitches zeigte im Rahmen der Statuskonferenz, was bereits möglich ist. Viele der von Unternehmen wie Kraftblock, GP Joule, Malta, Lumenion, Carbon Clean Solutions, Iqony, EnergyNest und Flamco vorgestellten Technologien sind sowohl stationär als auch mobil in allen notwendigen Temperaturbereichen einsetzbar und einfach skalierbar.
Mehr Unterstützung für thermische Speicher gefordert
„Es gibt zurzeit viele spannende Projekte mit dem Einsatz von thermischen Speichern, leider zumeist im Ausland, wo die Regulatorik an die neue Realität der erneuerbaren Energiesysteme bereits angepasst wurde“, sagte Urban Windelen. Die Stromspeicherstrategie des BMWK habe gezeigt, welche Kräfte in den Märkten entfesselt werden können. Jetzt werde es Zeit, auch thermische Speicher und ihre Einsatzgebiete in den Fokus zu nehmen. Einen besonders großen Hebel zur Einsparung von CO2-Emissionen weise der Prozesswärmebedarf in Industrie und Gewerbe auf. Hier fehlen aber noch die passenden Rahmenbedingungen und das nötige Signal aus der Politik, um langfristige Investitionen in große Projekte anzureizen, so der BVES. „Thermische Speicher bieten bereits Lösungen für eine zuverlässige Wärmeversorgung, Abwärmenutzung sowie effiziente Sektorenkopplung. Dieser Mehrwert muss politisch anerkannt werden und konkret in die Formulierung der Gesetze einfließen“, forderte Susanne König, CFO von Kraftblock und Vize-Präsidentin des BVES. Nur dann könnten Wärmespeichersysteme als effiziente Lösung für die Dekarbonisierung gefördert und anerkannt werden. „Das ist die Chance für den Industriestandort Deutschland“, so König.