ebm-papst: Rekordjahr mit Einschränkungen
Gestiegene Materialkosten, unsichere Lieferketten: Wie viele Unternehmen hatte auch die ebm-papst-Gruppe im abgelaufenen Geschäftsjahr mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen. Dennoch erzielte der Technologieführer für Ventilatoren und Motoren einen neuen Umsatzrekord. Allerdings hätte dieser noch deutlicher ausfallen können.
„Wir könnten viel mehr am Markt absetzen, als wir aktuell produzieren“, gesteht Dr. Klaus Geißdörfer anlässlich der Bilanzpressekonferenz der ebm-papst-Gruppe. Der Chemieingenieur steht erst seit November 2021 an der Spitze der Geschäftsführung. Seine ersten 200 Tage im Unternehmen waren geprägt von einer weltweiten „Omni-Krise“, von Lieferengpässen und gestiegenen Materialkosten, beeinflusst und verursacht von einer weltweiten Pandemie und einem Angriffskrieg mitten in Europa. Das Geißdörfer nach allen Anstrengungen der vergangenen Monate dennoch ein positives Fazit ziehen kann – der Jahresumsatz der Unternehmensgruppe stieg im Geschäftsjahr 2021/22 auf einen neuen Rekord von 2,288 Milliarden Euro – hat er unter anderem den Wachstumssegmenten „Heiztechnik“ und „Industrielle Lufttechnik“ zu verdanken.
Energiewende: ein gigantischer Wachstumsmarkt
Ein Plus von 13,1 % im Geschäftsbereich „Heiztechnik, Hausgeräte“ (448,7 Millionen Euro) sowie ein Zuwachs von 10,5 % im Segment „Industrielle Lufttechnik“ (1.501,0 Millionen Euro) zeigen deutlich, wie stark die Anforderungen der Energiewende und der in Deutschland vermehrt geförderte Einsatz von Erneuerbaren Energien, die Absatzsituation beeinflussen, so Geißdörfer. „Hier erwartet uns ein gigantisches Marktwachstum“, so der CEO. Allerdings können die Zulieferer diesen gesteigerten Bedarfen derzeit nicht folgen. ebm-papst habe deshalb sein Netzwerk aus Lieferanten weiter ausbauen müssen und führe langfristige Gespräche, um der omnipräsenten Bauteileknappheit entgegenzuwirken. Steigende Logistikkosten und Materialpreiserhöhungen habe man nicht unmittelbar an seine Kunden weitergegeben, was die Marge für das abgelaufene Geschäftsjahr verringere. Das Geschäftsergebnis der Gruppe sei aber dennoch deutlich schwarz, so Geißdörfer.
Lieferketten reduzieren: Produktion vor Ort stärker
Um seine Kunden zukünftig noch stringenter vor Ort bedienen zu können, forciert ebm-papst weiter seine 2017 gestartete „local for local“-Strategie. „Um Wachstum zu ermöglichen braucht es Investitionen“, so Thomas Wagner, Geschäftsführer Produktion der ebm-papst-Gruppe, im Rahmen der Bilanzpressekonferenz. Zu den Nettoinvestitionen von 155,0 Millionen Euro (plus 10 %) zählt der Werksneubau am zweiten US-amerikanischen Unternehmensstandort in Telford. Der mit rund 15 Millionen US-Dollar veranschlagte, rund 16.000 Quadratmeter große Neubau soll noch im August fertiggestellt sein. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Ausbaustufe im chinesischen Xi‘an (eines der größten Werke weltweit mit rund 1.000 Mitarbeitenden) wurde zudem das Projekt „one Shanghai“ gestartet und innerstädtische Standorte zusammengeführt.
In Deutschland hatte die Unternehmensgruppe im abgelaufenen Geschäftsjahr zudem in drei neue Technologiegebäude am Standort in Mulfingen investiert. Der Betriebsmittelbau sowie das Qualifizierungs- und Erprobungszentrum sind fertiggestellt. Das neue Zentrum für die Elektronikentwicklung (16 Millionen Euro) befindet sich im Bau und soll im Frühjahr 2023 von rund 50 Fachkräften bezogen werden. Insgesamt beschäftigt das baden-württembergische Familienunternehmen weltweit derzeit 14.778 Mitarbeitende.
Investitionen in F&E konstant hoch
Für das aktuelle Wirtschaftsjahr 2022/23 plant ebm-papst mit einem moderaten Umsatzwachstum. Eine verlässliche Umsatzprognose lasse sich aufgrund der aktuellen weltpolitischen und wirtschaftlichen Situation derzeit nicht treffen. Rund 130 Millionen werde die Unternehmensgruppe – ähnlich wie 2021/2022 – in den Forschungs- und Entwicklungsbereich investieren, so Finanzvorstand Hans Peter Fuchs. Dabei konzentriere man sich auf die Themenschwerpunkte Digitalisierung, Aerodynamik und -akustik, energieeffiziente Produktkonzepte sowie den Ausbau der Elektronik- und Systemfähigkeit.
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