Fachbetriebe haben Folgen der Novellierung im Blick
Die Kälte-Klima-Branche rüstet sich für die Zeit, in der F-Gase als Kältemittel nur noch eingeschränkt zur Verfügung stehen werden. Allerdings, so eine aktuelle Umfrage des Verbandes Deutscher Kälte-Klima-Fachbetriebe e. V. (VDKF), müssen viele Betriebe hierfür noch das Know-how im Umgang mit alternativen Kältemitteln aufbauen.
Ende März 2023 hat das EU-Parlament mit einer eindeutigen Mehrheit von 426 Stimmen eine Novellierung der F-Gase-Verordnung (Verordnung (EU) Nr. 517/2014) beschlossen. Demnach kommt auf die Branche nun binnen kürzester Zeit ein weitgehender Ausstieg aus den F-Gasen zu. So stimmte das europäische Parlament beispielsweise für ein grundsätzliches Verbot von stationären Kälteanlagen mit fluorierten Gasen ab 2025. Ein langsamerer Phase-down der verfügbaren Gesamtmenge an F-Gasen wurde abgelehnt. Zahlreiche Fachverbände hatten daraufhin interveniert und längere Ausstiegsfristen gefordert – auch, weil die meisten Fachbetriebe für die neue Reglementierung nicht aufgestellt seien. Dies unterstreicht nun auch eine aktuelle Erhebung des Verbandes Deutscher Kälte-Klima-Fachbetriebe e. V. (VDKF). Nur 54 Prozent der Kälte-/Klima-Fachbetriebe sehen sich demnach in der Lage, Propananlagen warten und installieren zu können. Bei CO2-Anlagen sind es lediglich 34 Prozent, bei Ammoniak-Anlagen sogar nur zwölf Prozent. Immerhin gaben 63 Prozent der Betriebe im Rahmen der alljährlichen Konjunkturumfrage der Bonner Interessenvertreter an, jetzt bereits die Auswirkungen der noch in der Novellierung befindlichen F-Gase-Verordnung und der REACH-Verordnung bei der Systemauswahl für Kunden zu berücksichtigen. In diesem Zusammenhang interessant: Die Preise für Kältemittel mit hohem Treibhauseffekt sind im Vergleich zum Vorjahr weiter gestiegen – ein Trend, der sich nach Meinung des VDKF weiter fortsetzen wird. Die Preise für F-Gas-freie und Niedrig-GWP-Kältemittel sind hingegen nahezu konstant geblieben. Unabhängig von der Preisentwicklung gaben zwölf Prozent der Umfrageteilnehmenden an, dass sie mit Lieferschwierigkeiten für manche Kältemittel zu kämpfen hatten, beispielsweise für R404A als aufbereitetes Kältemittel.
Geschäftsaussichten: Unsicherheit durch Novellierung, Zusatzgeschäft durch Wärmepumpenboom
Um ein Bild von der derzeitigen und zu erwartenden Situation in der Kälte-, Klima- und Wärmepumpenbranche zu erhalten, führt der VDKF alljährlich eine Konjunkturumfrage unter Kälte-/Klima-Fachbetrieben durch. Über 70 Prozent der teilnehmenden Unternehmen bewerten die aktuelle Geschäftslage demnach mehrheitlich als gut, mehr als 60 Prozent beurteilen auch die zukünftige Geschäftsentwicklung vorwiegend positiv. Über 50 Prozent gaben jedoch an, dass ihnen eine Prognose der weiteren Geschäftslage eher schwergefallen ist. Auch dies sei vor allem auf Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit der Novellierung der F-Gase-Verordnung, dem PFAS-Verbot und dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) zurückzuführen, so der VDKF.
Der anhaltende Wärmepumpenboom sichere hingegen zusätzliche Einnahmequellen: Rund 44 Prozent der Befragten installieren bereits Hauswärmepumpen und 22 Prozent haben dies zumindest in der Planung. 16 Prozent der Betriebe gaben an, dass das Wärmepumpengeschäft mittlerweile den Schwerpunkt ihrer Geschäftstätigkeit bildet – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Die meisten Betriebe fokussieren sich aber nach wie vor auf die Installation und Wartung von Klimaanlagen (25 Prozent), gefolgt von Gewerbekälteanlagen (20 Prozent).
Hohe Auslastung und Sorge um Arbeitskräfte
Im Gegensatz zu anderen Gewerken sind die Auftragsbücher der Kälte-/Klima-Fachbetriebe nach den Zahlen des VDKF nach wie vor gut gefüllt. Der Auftragsbestand ist im Vergleich zur vergangenen Konjunkturumfrage im Durchschnitt von elf auf 15 Wochen gestiegen. Der Großteil der Aufträge kommt aus Gewerbe und Industrie (59 Prozent), gefolgt vom stark wachsenden Markt der Privatkunden (26 Prozent, Vorjahr: 16 Prozent). Die Öffentliche Hand ist hingegen lediglich für 15 Prozent der Aufträge verantwortlich.
Sorgen bereitet den Betrieben zunehmend die Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften: Über 40 Prozent der Teilnehmenden nennen den Fachkräftemangel als Hauptgrund für Einschränkungen im Geschäftsbetrieb. Um diesem entgegenzuwirken, setzen viele Unternehmen auf eine Ausbildung im eigenen Betrieb. 80 Prozent der Fachbetriebe bildet den Zahlen der Konjunkturumfrage zufolge derzeit im gewerblichen Bereich aus.