Fachkräftemangel am Bau: Fast jeder zweite Betrieb betroffen
Für das Gelingen der Wärmewende werden Fachkräfte dringend benötigt. Doch aktuelle Zahlen machen wenig Hoffnung auf eine Verbesserung am Arbeitsmarkt – im Gegenteil.
Im Rahmen seiner „Jahresanalyse Deutschland 2023/2024“ haben die Meinungsforschenden von Bauinfoconsult 600 Architektur – und Planungsbüros, Bauunternehmen, Dach-, Maler-, Trockenbau- und SHK-Handwerksbetriebe in telefonischen Interviews zu den Trends und Entwicklungen am Bau befragt – und unter anderem auch zum Thema Personal. Das Ergebnis ist alarmierend: 45 Prozent der befragten Betriebe gaben an von Fachkräftemangel betroffen zu sein, bei der Mehrheit hat dies direkte negative Folgen auf die Umsatzentwicklung.
Gesellen dringend gesucht
Nach den Ergebnissen der Düsseldorfer fehlt es insbesondere an Bewerbern mit abgeschlossener Gesellenausbildung. Das Gewerk, für das am häufigsten ein Mangel an Fachkräften benannt wurde, ist das Maurerhandwerk – gefolgt von SHK-Installations- und Heizungsbau-Fachkräften sowie Fachkräften mit Trockenbau-Schwerpunkt. Durch die knappe Personaldecke rechnen drei Viertel der betroffenen Betriebe bis Ende des Jahres mit geringeren Umsätzen.
Abarbeiten, was geht oder Aufträge ablehnen
Die Problematik am Fachkräftemangel: Wenn grundsätzlich zu wenige Fachkräfte verfügbar sind, wird der Wettbewerb der Unternehmen um qualifizierte Mitarbeitende umso größer – oder man behilft sich „irgendwie anders“, so Bauinfoconsult. Ein solches „Irgendwie“ präge auch die meisten Strategiemaßnahmen der befragten Unternehmen, die von Fachkräftemangel betroffen sind: Auf die Frage nach den wichtigsten Strategien bliebe vielen Unternehmen nichts anderes übrig, als die Aufträge mit dem vorhandenen Mitarbeiterstamm zu erledigen. Die Folge: Die Ausführung von Projekten dauert länger als unter „personellen Idealbedingungen“, im Extremfall können Aufträge gar nicht erst angenommen werden.
Maßnahmen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen
Ergänzend zu den Ergebnissen der Befragungen liefert die Jahresanalyse von Bauinfoconsult auch Lösungsvorschläge um dem Fachkräftemangel am Bau erfolgreich zu begegnen. Hier die wichtigsten Punkte:
- Die öffentliche Hand sollte den Marktzugang für qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland erleichtern – nicht zuletzt durch den Abbau bürokratischer Hürden.
- Die Unternehmen der Bauwirtschaft sollten noch mehr dafür tun, als Ausbildungsbetriebe attraktiv zu werden.
- Die Zulieferer der Baubranche sind gefordert vereinfachte Produkte oder modulare beziehungsweise vormontierte Lösungen zu liefern, die mit weniger Aufwand und Fachkenntnis verbaut werden können.
- Auch ein höherer Automatisierungsgrad könnte helfen den Fachkräftemangel auf der Baustelle zu kompensieren.
- Hersteller sollten die Betriebe noch stärker mit Schulungen für Planende und Bauhandwerker unterstützen, um die Fachkenntnis zu fördern.