Fast die Hälfte der Deutschen will Smart Meter nutzen
Digitale Technik soll mehr Transparenz bei den Stromverbräuchen schaffen. Nachdem viele Deutsche bis vor kurzem noch wenig mit dem Begriff „Smart Meter“ anfangen konnten, interessieren sich zunehmend mehr Verbraucher für den Einsatz intelligenter Stromzähler in ihren vier Wänden.
Was sind die größten Stromfresser im eigenen Haushalt? Wann benötigt die Wärmepumpe am meisten Energie? In Ermangelung passender Erfassungssysteme blieben Fragen wie diese in der Vergangenheit zumeist unbeantwortet. Transparenz soll die flächendeckende Einführung von intelligenten Stromzählern (Smart Metern) schaffen. Die Umrüstung ist mittlerweile verbindlich: Bis zum Jahr 2032 müssen die Netzbetreiber veraltete Erfassungssysteme in Unternehmen und Privathaushalten sukzessive auswechseln. Der sogenannte Smart Meter-Rollout erfolgt in mehreren Etappen, orientiert am Stromverbrauch. Seit Januar 2020 läuft die zweite Stufe für Abnehmer mit 6.000 bis 10.000 Kilowattstunden Verbrauch pro Jahr – eine Größe, in die auch Privathaushalte fallen. Doch das Interesse an den neuen Chancen der Verbrauchserfassung war bei vielen Eigenheimbesitzern bisher gering. Nun belegt eine aktuelle Umfrage des Digitalverbandes Bitkom: Immer mehr Deutsche erkennen die Vorzüge der intelligenten Technik.
Akzeptanz für Smart Meter seit 2020 deutlich gestiegen
Nach den Zahlen der Bitkom-Erhebung nutzen 16 % der Befragten bereits einen Smart Meter oder können sich dies auf jeden Fall vorstellen. Weitere 29 % können es sich „eher vorstellen“. Mit zusammen 45 % ist die Gruppe derjenigen, die der Technologie offen gegenüber stehen damit deutlich höher als zu Beginn des Smart Meter-Rollouts Anfang 2020. Damals waren es nur 36 %. Parallel ist der Anteil jener gesunken, die noch nie von Smart Metern gehört haben. Nur noch 35 % der Deutschen können mit dem Begriff „Smart Meter“ nichts anfangen – 42 % waren es Anfang 2020.
Was sind die Gründe für den Einsatz eines Smart Meter?
Die große Mehrheit der Verbraucher, die bereits Smart Meter nutzen oder sich dafür interessieren, möchte vor allem Stromkosten sparen (77 %). 72 % wollen Geräte mit hohem Stromverbrauch in ihrem Haushalt identifizieren. Zwei Drittel wünschen sich eine verbrauchsgenaue Stromabrechnung. Ein knappes Zehntel (neun Prozent) hat grundsätzlich gern die neueste Technologie im Haus. „Anwendungen, die auf die Smart Meter-Technologie aufsetzen und den Verbraucherinnen und Verbrauchern einen Mehrwert bieten, können das Interesse der Deutschen an Smart Metern noch weiter erhöhen“, so Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder.
Unter denjenigen, die der Umfrage zur Folge keinen Smart Meter nutzen wollen, sind 33 % die Geräte zu teuer, 32 % sehen keinen Nutzen in einer Umstellung auf einen intelligenten Zähler. 29 % meinen Einbau und Installation seien zu aufwendig. Fast drei von zehn (28 %) sorgen sich um den Missbrauch persönlicher Daten. 16 % haben Angst vor Hacker-Angriffen auf die Smart Meter und acht Prozent nehmen an, die Technik sei noch nicht ausgereift.
Wer muss auf Smart Meter umstellen?
Wie bereits erwähnt, besteht eine Austauschpflicht. Daher werden in mehreren Etappen deutschlandweit alle alten Zähler bis zum Jahr 2032 gegen Smart Meter getauscht. Bei Abnehmern mit einem Verbrauch von mehr als 10.000 Kilowattstunden pro Jahr – dies sind in erster Linie Unternehmen – sollte der Austausch bereits ab 2017 beginnen. Im Januar 2020 folgte die zweite Stufe: Seither können auch Abnehmer mit 6.000 bis 10.000 Kilowattstunden Verbrauch pro Jahr umgerüstet werden. Für Einheiten, die weniger als 6.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr verbrauchen – dazu zählen die meisten Privathaushalte – ist die Umrüstung optional – allerdings muss auch hier bis 2032 sichergestellt sein, dass der Strom über einen sogenannten „modernen“ Zähler erfasst wird. Dies ist ein Stromzähler mit digitalem Display, der aber nicht zwingend an das Internet angebunden ist.
Wann ist ein Stromzähler ein Smart Meter?
Nicht jeder digitale Stromzähler ist automatisch ein Smart Meter. Unterschieden wird in sogenannte „moderne Stromzähler“ und „intelligente Stromzähler“. Zähler, die lediglich über ein digitales Display verfügen, bezeichnet man als „moderne Stromzähler“ oder „moderne Messeinrichtung“ (mME). Sie sind nicht mit dem Internet verbunden. Smart Meter sind sogenannte „intelligente Stromzähler“ beziehungsweise ein „intelligentes Messsystem“ (iMSys). Entscheidend ist, dass der intelligente Stromzähler zusätzlich über eine Kommunikationseinheit, ein sogenanntes Smart-Meter-Gateway, verfügt, ohne die ein Austausch von Daten mit der Außenwelt gar nicht möglich wäre. Diese Kommunikationseinheit ist ein separates Modul, das zusätzlich eingebaut werden muss. Zusammengefasst heißt das: Ein digitaler Stromzähler wird durch ein Smart-Meter-Gateway (interaktive Kommunikationseinheit) zu einem Smart Meter (intelligenten Stromzähler). Sind Smart Meter flächendeckend verbaut, entsteht das Smart Grid (intelligentes Stromnetz).
Wer tauscht den alten Stromzähler gegen ein Smart Meter?
Verantwortlich für den Austausch des Stromzählers ist wie bisher der sogenannte Messstellenbetreiber. Das ist in der Regel der kommunale Netzbetreiber, sprich die Stadtwerke. Im Rahmen der gesetzlichen Verpflichtungen entscheidet der Netzbetreiber auf Basis des Stromverbrauchs welches Gerät eingebaut wird. Davon unabhängig können sich Privathaushalte, die weniger als 6.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr verbrauchen, auf Wunsch ebenfalls einen Smart Meter einbauen lassen. Eine Austauschpflicht besteht für sie nicht. Bis zum Jahr 2032 müssen sie lediglich die Mindestanforderung eines „modernen Stromzählers“ erfüllen.
Wie läuft die Ablesung bei einem Smart Meter ab?
Energieversorger und Netzbetreiber erhalten die Verbrauchsdaten einmal pro Jahr automatisiert direkt vom Smart Meter. Eine Ablesung vor Ort entfällt. Dies ist für viele Verbraucher nicht neu. Allerdings eröffnet ein Smart Meter noch zahlreiche weitere Möglichkeiten: Stimmt der Nutzer zu, seine Verbrauchsdaten in kürzeren Abständen als bisher, beispielsweise jeden Monat zu übermitteln, weiß er dadurch früher, was er verbraucht hat beziehungsweise was er bezahlen muss. Abschlagszahlungen können auf diese Weise angepasst werden, überraschende Nachzahlungen werden vermieden. Darüber hinaus wird die Kommunikationseinheit des Smart Meter, das Smart-Meter-Gateway, zukünftig auch noch weitere Verbrauchsdaten (Gas, Wasser) übermitteln können.
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