Klimaneutralität: RISEnergy fördert Neuentwicklungen
Anfang März fiel der offizielle Startschuss für RISEnergy. Das europaweite Projekt soll kleinen und mittelständischen Unternehmen den Zugang zu Forschungsinfrastrukturen erleichtern. 84 Hochschulen, Universitäten und Institute aus 22 Ländern beteiligen sich, um die Nutzung erneuerbaren Energien voranzubringen.
„Mit RISEnergy entsteht ein europäisches Ökosystem, das alle Felder der erneuerbaren Energietechnologien abdeckt“, erklärt Dr. Olga Sumińska-Ebersoldt. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) in Kooperation mit der Universität Ulm gegründeten Helmholtz-Institut Ulm (HIU) sowie operative Co-Projektleiterin von RISEnergy. „Wir wollen die Entwicklung vielversprechender Technologien vom Laborlevel bis zur industriellen Reife im großen Maßstab fördern“, beschreibt sie die Motivation des von der Europäischen Kommission mit rund 14,5 Millionen Euro finanzierten Projektes. Die Laufzeit beträgt viereinhalb Jahre. Offizieller Projektstart war der 1. März 2024, die Leitung für RISEnergy (Research Infrastructure Services for Renewable Energy) hat das KIT übernommen.
Für schnellere Klimaneutralität: Projekt einzigartig in Europa
Bislang gab es zwar gemeinsame Forschungsinfrastrukturprojekte für bestimmte Technologien, RISEnergy ist jedoch das erste Projekt von vergleichbarer Größe in Europa, das alle Gebiete der erneuerbaren Energietechnologien abdeckt: Photovoltaik, konzentrierte Solarenergie, Wasserstoff, Biokraftstoffe, Windenergie und Energie aus Wellen und Gezeiten sowie Themen wie integrierte Netze, Energiespeicherung, Materialforschung, Informations- und Kommunikationstechnologien. Dafür vereint das Projekt 84 Technologieinstitute, Universitäten und Industriepartner aus 22 Ländern in einem Konsortium. Diese beteiligen sich etwa mit Infrastrukturen und Fachwissen oder organisatorischer Unterstützung.
Den Kern des Netzwerks bildet unter anderem die Europäische Energieforschungsallianz EERA (European Energy Research Alliance). Für 18 sogenannte Joint Programmes stellt EERA weltweit führendes Fachwissen bereit. „Um alle wichtigen Akteure miteinzubeziehen, haben wir die EERA Joint Programmes darum gebeten, die jeweils bedeutendsten Forschungsinfrastrukturen sowie Expertinnen und Experten für RISEnergy vorzuschlagen“, erläutert Dr. Myriam E. Gil Bardají, wissenschaftliche Mitarbeiterin am HIU, Koordinatorin des EERA Joint Programmes zur Energiespeicherung und ebenfalls operative Co-Projektleiterin von RISEnergy.
Mehr Innovationen durch vereinfachten Zugang zu Forschungsinfrastrukturen
Im Rahmen von RISEnergy öffnen 84 Forschungsinfrastrukturen aus 19 europäischen Ländern sowie den USA, Kanada und Japan ihre Anlagen für externe Forschende und Entwickelnde aus Unternehmen. Diese können sich um eine Nutzung bewerben. Ein Ausschuss entscheidet über die Vergabe. RISEnergy deckt die Betriebskosten der Forschungsinfrastruktur sowie Reise- und Unterkunftskosten. Das Angebot richtet sich ausdrücklich auch an kleine und mittlere Unternehmen. Der unkomplizierte Zugang zu Großforschungsinfrastrukturen soll deren Innovationsentwicklung unterstützen. „Wir bieten eine kostenlose Nutzung von Laboren. Forschende und Fachleute aus Unternehmen können reisen, Ideen austauschen und Experimente durchführen“, so Sumińska-Ebersoldt.
„Bei erneuerbaren Energien redet man immer über Kombinationen von Technologien“, sagt Dr. Peter Holtappels, Gruppenleiter am Institut für Mikroverfahrenstechnik des KIT und wissenschaftlicher Koordinator bei RISEnergy. Dass sich Fachleute aus unterschiedlichen Themengebieten gegenseitig verstehen, sei deshalb wichtig. „Wer Energiespeicher baut oder sich mit Photovoltaik oder Wind und Wellen beschäftigt, bewegt sich normalerweise in seiner eigenen Community. Wir wollen diese Menschen zusammenbringen, indem wir Austausch und interdisziplinäre Kommunikation stärken.“ Geplant sind dazu Workshops und Beratungsdienste zu übergeordneten Themen wie Lebenszyklusanalysen sowie Projekte zur Standardisierung von Terminologien und Datenverarbeitung. „Im Fokus stehen auch digitale Werkzeuge für die Energiewende: Künstliche Intelligenz wird dabei helfen, Eigenschaften von Materialien und Geräten zu optimieren oder kritische Materialien der Lieferketten zu ersetzen“, sagt Dr. Holger Ihssen vom Büro Brüssel der Helmholtz-Gemeinschaft, das zur Gründung des neuen Forschungskonsortiums beigetragen hat.
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