Millionenschaden durch Fehler auf der Baustelle
Allen am Bau Beteiligten ist klar: Auf Baustellen läuft selten alles rund, Fehler und Verzögerungen gehören zum Alltag. Wie hoch der dadurch resultierende Schaden tatsächlich ist, offenbart eine aktuelle Analyse.
Die Fehlerkosten auf deutschen Baustellen sind immens – und das seit Jahren. Für Transparenz bei diesem sensiblen Thema sorgt eine regelmäßige Erhebung: Zum nunmehr siebzehnten Mal führten die Marktforscher von Bauinfoconsult im Rahmen ihrer Branchenbefragung zur Jahresanalyse auch eine umsatzanteilige Betrachtung der Fehlerkosten durch. Das Ergebnis: Nach Einschätzung der von den Düsseldorfern befragten 600 Bauakteure lag der Anteil der Fehlerkosten am gesamten Jahresumsatz der Baubranche im Jahr 2022 im Mittel bei 8,1 Prozent, sprich 13 Milliarden Euro. Die Grundlage für die Hochrechnung bilden die Zahlen des Hauptverbandes der deutschen Bauindustrie, wonach der Umsatz des Bauhauptgewerbes in 2022 etwa 160,3 Milliarden Euro betrug.
Auf den ersten Blick: Tendenzielle Verbesserung
Damit setzt sich ein Trend der vergangenen Jahre fort: Zumindest in der Wahrnehmung der von Bauinfoconsult befragten Akteure sind die Fehlerkosten am Bau rückläufig: 2021 lag ihr Anteil bei geschätzt 11,4 Prozent (16,5 Milliarden Euro), 2020 waren es 12,8 Prozent (18,3 Milliarden Euro), 2019 15,4 Prozent (20,79 Milliarden Euro). Was aber könnten die Gründe für die niedrigere Fehlerhäufigkeit sein? Sorgt eine fortschreitende Digitalisierung für eine höhere Transparenz auf der Baustelle? Oder haben die Bauakteure in den vergangenen Monaten konsequent an der Verbesserung der Kommunikation und der besseren Abstimmung der Gewerke gearbeitet? Eine Antwort auf diese Fragen liefert die Erhebung von Bauinfoconsult nicht.
Persönlicher Fehlerkostenanteil gestiegen
Auffällig allerdings ist, dass die befragten Bauakteure die allgemeine Entwicklung der Fehlerkosten in der Branche positiver beurteilen, als die Veränderung im eigenen Unternehmen. Schlimmer noch: Der Fehlerkostenanteil in ihren eigenen Projekten hat sich sogar gegenläufig entwickelt. Insgesamt berichten die Umfrageteilnehmenden von deutlich höheren Fehlerkostenraten in den Projekten, an denen sie selbst im vergangenen Jahr beteiligt waren (im Durchschnitt: 15,9 Prozent Fehlerkostenanteil). Oder anders: Zwar mögen die Fehlerkosten insgesamt gesunken sein, dafür kommen aber wesentlich häufiger Fehler vor.
Was sind die Gründe für Fehler auf der Baustelle?
In der Vergangenheit wurden von den Befragten immer wieder ähnliche Ursachen benannt: Mangelhafte Kommunikation und dadurch entstandene Missverständnisse bei den Absprachen zählen zu den Problemen, die seit Jahren (neben Fehlern bei Planung oder Bauleitung) als eine der häufigsten Fehlerursachen genannt werden. Ein weiteres Dauerproblem: der Zeitdruck. Bei vielen Bauvorhaben sei der Zeitrahmen so eng gesetzt, dass bereits kleinste Störungen zu Verschiebungen im Bauablauf führen – bis hin zu einer deutlich verspäteten Fertigstellung. Der somit entstehende Zeitdruck innerhalb des Bauablaufs könne dann schnell zu Fehlern in der Bauausführung führen.