Raumlufttechnik, Geräuscherzeugung und Lärmminderung
Anlagen- und Raumakustik gehören zum täglichen Geschäft eines planenden Ingenieurs in der technische Gebäudeausrüstung. Ihn interessieren dabei neben den in der raumlufttechnischen Anlage entstehenden Geräuschen auch die Ausbreitungs- und Dämpfungsvorgänge im Raum. Denn nur so kann er den oft hohen akustischen Ansprüchen am Arbeitsplatz in der Planung Genüge tragen. Die neue VDI 2081 Blatt 1 in ihrer umfänglich überarbeiten Form unterstützt ihn dabei.
Die Berechnung und Abschätzung der entstehenden Geräusche in RLT-Anlagen ist komplex und bedarf umfangreicher Kenntnisse über die Vorgänge in den relevanten Bauteilen. Dabei sind diese Bauteile oft projektspezifisch ausgeführt und in unterschiedlichen Varianten eingebaut. Ein exaktes Berechnungsverfahren, bzw. eine projektspezifische Versuchsreihe die in diesen Fällen durchzuführen wäre, ist unter Beachtung des wirtschaftlichen Aufwands allerdings kaum durchführbar. Die VDI 2081 Blatt 1 „Raumlufttechnik, Geräuscherzeugung und Lärmminderung“ hat daher die heute bekannten Erkenntnisse zusammengetragen und in Form von empirischen Berechnungsansätzen zugänglich gemacht. Im Rahmen der Überarbeitung wurden dabei Quellen erneut geprüft und aktuelle Erkenntnisse mit eingepflegt. So wurden z. B. die Abschnitte zur Ermittlung der Ventilator- und Strömungsgeräusche von Luftdurchlässen komplett überarbeitet und um frequenzspezifische Berechnungsverfahren ergänzt. So können Berechnungen auch ohne manuelles Ablesen aus Diagrammen automatisch durchgeführt werden.
Geräusche von zentralen und dezentralen RLT-Anlagen breiten sich nach dem Eintritt in die Räume aus und werden durch die Art der Ausgestaltung der Räume reflektiert und absorbiert. Da in der Planungsphase die Ausführungen der Räume oft nicht bekannt sind, aber im späteren Betrieb maximale Schalldruckpegel nicht überschritten werden dürfen, ist es sinnvoll sowohl typische Nachhallzeiten als auch Richtwerte für die einzuhaltenden Schalldruckpegel festzulegen. Beides wurde in der neuen VDI 2081 Blatt 1 durchgeführt.
Sind mittlere Nachhallzeiten bekannt, können Gesamtschalldruckpegel am Arbeitsplatz nach dem Verfahren aus VDI 2081 Blatt 1 abgeschätzt werden. Genauere frequenzspezifische Berechnungen sind nach demselben Verfahren möglich, wenn das frequenzspezifische Absorptionsvermögen des Raums bekannt ist. Um auch dieses Verfahren ohne Nutzung von Diagrammen durchführen zu können, wurden Berechnungsgleichungen für das Richtwirkungsmaß eingeführt.
Die nun vorliegende überarbeitete Fassung der VDI 2081 Blatt 1 ermöglicht eine schnelle empirische Abschätzung der Anlagen- und Raumakustik. Damit ist es möglich, unterschiedlichste RLT-Systeme akustisch zu bewerten und z. B. deren Einfluss auf den sich am Arbeitsplatz einstellenden Schalldruckpegel zu bestimmen.
Das in der Zukunft nachfolgende Blatt 2 zur VDI 2081 wird die vorgestellten Berechnungsalgorithmen anhand eines Beispiels verdeutlichen und damit die Nutzung der VDI 2081 Blatt 1 im typischen Planungsprozess aufzeigen.
Prof. Dr.-Ing. Bernd Boiting, Jahrgang 1960, Professor an der FH-Münster, Fachbereich Energie Gebäude, Umwelttechnik, Tätigkeitsfelder: Klimatechnik, Kältetechnik, Akustik, CFD, Anlagensimulation.