SHK-Handwerk verlässt sich lieber auf andere
Wenn es um Smart Home-Lösungen geht, sind die Installationsgewerke für Haus- und Elektrotechnik aufeinander angewiesen. Allerdings verlassen sich viele SHK-Betriebe lieber auf das Know-how des Elektrohandwerks statt selber Hand anzulegen. Dies belegt eine aktuelle Studie.
Unstrittig hat die Bedeutung integrierter, gebäudetechnischer Lösungen in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Das Streben nach einer höheren Effizienz und breiteren Nachhaltigkeit hat das Zusammenwachsen der verschiedenen TGA-Gewerke befördert. Immer häufiger wird der Einsatz raumlufttechnischer Anlagen mit dem von Wärmeerzeugern synchronisiert, anwesenheitsbezogene Lichtsteuerungen und multifunktionale WCs mit Stromanschluss sind nicht mehr alleine technikbegeisterten Nerds vorbehalten. Die Chancen einer verstärkt elektrifizierten TGA überzeugen immer mehr auch die breite Masse. Spiegelbildlich informieren Fachmessen wie die Hamburger GET Nord verstärkt über die neuen Möglichkeiten, die SHK in Essen hat ihrem Claim ein „+E“ hinzugefügt. Umso mehr irritiert das Ergebnis einer aktuellen Umfrage von Bauinfoconsult: Demnach verlassen sich ausführende SHK-Betriebe bei der Realisierung von Smart Building-Lösungen mehrheitlich lieber auf das Know-how von anderen Gewerken, statt ihre Mitarbeitenden fit für zukünftige Anforderungen zu machen.
Neue Routinen müssen erlernt werden
Befragt wurden Betriebe aus insgesamt sechs europäischen Ländern. Demnach sind immer weniger SHK-Handwerksfirmen daran interessiert, im eigenen Unternehmen Fortbildungen über Programmierung oder elektrotechnisch geprägte Installationen zu besuchen. Dennoch spielt das deutsche SHK-Handwerk auf dem Zukunftsmarkt Smart Building eine wichtige Rolle, denn auch Heizung und Lüftung lassen sich intelligent steuern und mit anderen Elementen verknüpfen. Häufig eingebaut werden laut Studie in Deutschland insbesondere smarte Heiz- und Kühlthermostate, Zonenregelung bei Heizkörpern, aber auch smarte Lösungen für Wasserleck-Erkennung, Wasseranhebung oder Entwässerung.
Die immer detailliertere Integration smarter Anwendungen in übliche Installationsprodukte bringt für das SHK-Handwerk einen erheblichen Mehraufwand über die gut eingespielten Arbeitsabläufe und Routinen hinaus. Angesichts des hohen Aufwands und der Konnektivität, die diese Produkte mit sich bringen, ist es also kein Wunder, dass eine enge Zusammenarbeit mit den Elektroinstallationsgewerken von fast vier Fünfteln der SHK-Installationsbetriebe für nötig erachtet wird, wenn es um smarte Gebäude geht.
Gewerke in Deutschland traditionell getrennt
Interessant ist gerade in diesem Punkt die europäische Perspektive, die die Studie ebenfalls zeigt: So wird die Abstimmung und Zusammenarbeit mit Elektroinstallationsfirmen in allen sechs Ländern ähnlich häufig für notwendig erachtet. Gleichzeitig gehen vor allem in Polen, Belgien und den Niederlanden, aber auch in Großbritannien und Frankreich deutlich mehr SHK-Installationsfirmen davon aus, dass sie in Zukunft mehr Programmierungs-Kenntnisse dazulernen müssen. In Deutschland scheint die SHK-Installationsbranche insgesamt weniger offen für den Aufbau von Kompetenzen über den SHK-Tellerrand hinaus. Die Gründe für diese auffällige Abweichung dürften nach Auffassung von Bauinfoconsult vielfältig sein: So ist die strikte Gewerktrennung in Deutschland sehr viel deutlicher ausgeprägt als in den Nachbarländern.
Deutsche Betriebe haben frühzeitig umgestellt
Doch das geringere Interesse an smarter Weiterbildung hat auch noch einen weiteren Hintergrund: Wie die Erhebung außerdem zeigt, sind die deutschen Betriebe im Sechs-Länderranking auf dem zweiten Platz, was die Implementierung von smarten Kompetenzen im Betrieb angeht: Viele SHK-Firmen in Deutschland haben also schlicht bereits in smartes Fachwissen investiert, während viele der Nachbarländer noch etwas mehr Nachholbedarf haben.