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Nachfrage bei Wärmepumpen eingebrochen 15.05.2024, 10:38 Uhr

Vaillant baut 700 Stellen ab

Der Remscheider Heiztechnikhersteller Vaillant reagiert auf die rückläufigen Absatzzahlen bei Wärmepumpen: Deutschlandweit sollen 700 Stellen in der Verwaltung abgebaut werden, 300 davon am Stammsitz.

Foto: Vaillant

Foto: Vaillant

Mitbewerber wie Stiebel Eltron haben aufgrund der massiven Markteinbrüche bei Wärmeerzeugern bereits auf Kurzarbeit umgestellt, im Bergischen Land geht man noch einen Schritt weiter: Um das Unternehmen an die derzeit stark veränderte Nachfragesituation anzupassen und auf die zukünftigen Markt- und Kundenanforderungen auszurichten, passt die Vaillant Group ihre Kosten- und Personalstrukturen an und streicht in der Verwaltung rund 700 Stellen. Wie die Remscheider mitteilen, entfallen davon etwa 300 Stellen auf Deutschland. Betriebsbedingte Kündigungen sollen vermieden werden. Stattdessen plant das Unternehmen freiwerdende Stellen im Verwaltungsbereich nicht nachzubesetzen und Mitarbeitende in den vorgezogenen Ruhestand zu schicken. Darüber hinaus biete das Unternehmen Angestellten ein Programm zum freiwilligen Unternehmensaustritt an.

Segment Wärmepumpen über Jahre ausgebaut

Die Vaillant Group, die 2024 ihr 150-jähriges Bestehen feiert, hat sich seit 2016 auf den Ausbau ihres Wärmepumpengeschäfts fokussiert und funktionsübergreifend Kapazitäten und Strukturen ausgebaut – insbesondere in Forschung und Entwicklung, Produktion und Vertrieb. Die Zahl der Mitarbeitenden ist seither gruppenweit von 12.500 auf 17.500 im Jahr 2023 angestiegen. In Deutschland vergrößerte sich die Belegschaft in diesem Zeitraum von 3.500 auf 5.000 Beschäftigte. Nach eigenen Angaben ist der Heiztechnikhersteller heute drittgrößter Anbieter für Wärmepumpen in Europa und Marktführer in Deutschland.

Rückläufige Märkte maßgeblich für Stellenabbau

Allerdings verlief die Geschäfts- und Umsatzentwicklung im Jahr 2023 in den verschiedenen Märkten sehr unterschiedlich: Die erste Hälfte des Jahres sei von Wachstum geprägt gewesen, das vor allem in Deutschland aus einem Auftragsüberhang aus dem Jahr 2022 resultierte, so das Unternehmen. In der zweiten Jahreshälfte habe sich die Nachfrage in nahezu allen europäischen Heiztechnikmärkten deutlich abgeschwächt. Dazu beigetragen habe eine europaweit stark rückläufige Baukonjunktur, aber auch die öffentlich ausgetragene, kontroverse Debatte um Gesetze zur Nutzung umweltschonender Heiztechnik und entsprechender Förderung. Der europäische Markt für Heiztechnik lag im Jahr 2023 rund zehn Prozent unter dem Vorjahresniveau. Diese Entwicklung setzte sich in den ersten Monaten des Jahres 2024 fort.

Weitere Expansion geplant

„Mit den geplanten Kosten- und Strukturanpassungen steigern wir die Effizienz in der Verwaltung und die Wettbewerbsfähigkeit der Vaillant Group in einem aktuell herausfordernden Wettbewerbsumfeld. Wir werden auch zukünftig alles daran setzen, mit Wärmepumpen und Gasheizgeräten unsere führende Position als Heizungshersteller zu behaupten“, so Vaillant Group CEO Dr.-Ing. Norbert Schiedeck. So werde die Kapazität für kundennahe und digitale Dienstleistungen auch personell weiter gestärkt und das Wärmepumpenportfolio mit unveränderter Energie erweitert. Zudem ist im Herbst in Remscheid die Eröffnung einer neuen Fabrik für die Fertigung von Elektronikbauteilen geplant.

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Von Marc Daniel Schmelzer / Vaillant