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Autonomes Transportsystem 11.03.2025, 14:19 Uhr

Autonomes Fahren auf Level 4

Das Kraftfahrt-Bundesamt hat ZF die Genehmigung für Level-4-Fahrten erteilt. Die Genehmigung gilt deutschlandweit, der erste Einsatz erfolgte in NRW.

Die ZF Mobility Solutions hat vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) die Genehmigung erhalten, ein Level-4-System für das autonome Fahren (AD) deutschlandweit auf öffentlichen Straßen zu erproben. Foto: ZF/Rheinbahn

Die ZF Mobility Solutions hat vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) die Genehmigung erhalten, ein Level-4-System für das autonome Fahren (AD) deutschlandweit auf öffentlichen Straßen zu erproben.

Foto: ZF/Rheinbahn

Die ZF Mobility Solutions hat nach eigenen Angaben vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) die Genehmigung erhalten, ein Level-4-System für das autonome Fahren (AD) deutschlandweit auf öffentlichen Straßen zu erproben. Bisher galten die erteilten Einzelgenehmigungen für vorab klar definierte Streckenabschnitte oder Stadtgebiete. Die Freigabe markiere einen Meilenstein in der Entwicklung autonomer Mobilitätslösungen: Als Entwicklungs- und Beratungsdienstleister könne die ZF-Tochter nun besonders schnell und effizient Partner bei der Umsetzung nachhaltiger Verkehrswendeprojekte für den öffentlichen Nahverkehr unterstützen. Erstmals nutzte die ZF Mobility Solutions die erweiterte Genehmigung für ein Projekt in Nordrhein-Westfalen: Im Auftrag der Rheinbahn AG wurde in Düsseldorf der kurzzeitige Einsatz eines autonomen Transportsystems (ATS) erprobt.

„Die deutschlandweite Level-4-Erprobungsgenehmigung für unser System für das autonome Fahren markiert einen bedeutenden Schritt in Richtung autonomer Mobilität im öffentlichen Personennahverkehr. Die KBA-Genehmigung ist ein Katalysator für den Einsatz von autonomen Transportsystemen in ganz Deutschland, und damit auch für die gesamte Branche“, sagt Alexander Makowski, Leiter ZF Mobility Solutions.

„Wir können autonome Mobilitätssysteme nun in unterschiedlichsten Umgebungen erproben – von urbanen Zentren bis hin zu ländlichen Regionen.“

„Wir können autonome Mobilitätssysteme nun in unterschiedlichsten Umgebungen erproben – von urbanen Zentren bis hin zu ländlichen Regionen. Dafür benötigen wir in Zukunft keine separate Erprobungsgenehmigung mehr. Damit sparen unsere Kunden Zeit und Geld. Sie können nun schneller, kostenoptimierter und effizienter im städtischen und regionalen Nahverkehr Projekte umsetzen“, erklärt Makowski.

Wegweisende Genehmigung für hochautomatisiertes Fahren

Die Erprobungsgenehmigung liefert den Angaben zufolge wichtige Erkenntnisse für die Weiterentwicklung autonomer Mobilitätslösungen, deren Einsatz Potenzial für mehr Sicherheit, Effizienz und Nachhaltigkeit im Verkehr bietet. Sie trage dazu bei, die Technik zur Marktreife zu bringen und betriebliche Rahmenbedingungen weiterzuentwickeln. Der Fokus liege dabei auf dem öffentlichen – und damit auf dem städtischen und regionalen – Personennahverkehr. Autobahnen, Kraftfahrstraßen und Straßen mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von größer 100km/h sind von der Genehmigung daher ausgenommen. Die Genehmigung ist bis Ende 2026 gültig und kann im Anschluss bis Ende 2028 verlängert werden, führt ZF aus.

Erfolgreicher ATS-Einsatz mit Rheinbahn AG in Düsseldorf

Ein erster ATS-Einsatz nach der erhaltenen, erweiterten Genehmigung erfolgte in Nordrhein-Westfalen im Februar: In Düsseldorf testete das Unternehmen im Auftrag der Rheinbahn AG den kurzzeitigen Einsatz einer autonomen Mobilitätslösung mit Sicherheitsfahrer im öffentlichen Straßenraum. Im Rahmen der Leitmesse für autonome Technologien und Robotik Xponential und den darauffolgenden Kundentagen hatten ÖPNV-Betreiber sowie Vertreter von Städten und Kommunen die Möglichkeit erhalten, in einem autonomen Transportsystem mitzufahren. Auch interessierte Besucher konnten sich für die kostenlosen Erprobungsfahrten zwischen Messeparkplatz und Messehallen anmelden.

Erster erfolgreicher ATS-Einsatz nach der erhaltenen, erweiterten Genehmigung in Nordrhein-Westfalen: Die ZF Mobility Solutions unterstützte die Rheinbahn AG bei der Umsetzung einer autonomen ÖPNV-Erprobung.

Foto: ZF/Rheinbahn

„Autonomes Fahren ist ein entscheidender Baustein für die Verkehrswende und ein weiterer Schritt hin zu nahtloser, inklusiver und nachhaltiger Mobilität. Die jüngst erteilte bundesweite Genehmigung stärkt uns darin, mit Partnern weiter in die praktische Umsetzung zu gehen, gemeinsam zu lernen und innovative Mobilitätslösungen voranzutreiben“, sagt Annette Grabbe, Sprecherin des Vorstands, Arbeitsdirektorin und Finanzvorständin Rheinbahn AG.

Die ZF Mobility Solutions unterstützte die Rheinbahn AG bei der Umsetzung der autonomen ÖPNV-Erprobung, heißt es weiter. Der Fokus liegt auf der organisatorischen und technischen Befähigung des Betriebs. Konkret handele es sich dabei um beratende Tätigkeiten bei der Auswahl und Bewertung infrage kommender Strecken, die Kartierung derselben sowie das Erstellen des Anforderungsprofils an Hard- und Software. Auch die Inbetriebnahme, die Durchführung der Erprobung und die anschließende Befragung der Probanden für die Entwicklung liegen im Kompetenzbereich der ZF Mobility Solutions.

Baden-Württemberg: RABus Vorreiter beim autonomen Fahren

Erfahrung und Entwicklungsexpertise im Kontext hochautomatisierter Fahrfunktionen und Erkenntnisse bei Genehmigungs- und Zulassungsprozessen für Level-4-Fahrzeugplattformen konnte die ZF Mobility Solutions bereits im Projekt RABus sammeln. Für zwei ausgewählte Strecken in den baden-württembergischen Städten Friedrichshafen und Mannheim hatten die Projektpartner im vergangenen Jahr vom KBA als einer der ersten eine Level-4-Erprobungsgenehmigung gemäß der national geltenden Autonome-Fahrzeuge-Genehmigungs-und-Betriebs-Verordnung (AFGBV) erteilt bekommen.

Erfahrung und Entwicklungsexpertise im Kontext hochautomatisierter Fahrfunktionen und Erkenntnisse bei Zulassungsprozessen für Level-4-Fahrzeugplattformen konnte die ZF Mobility Solutions bereits im Projekt RABus sammeln.

Foto: ZF/Rheinbahn

Entsprechend der AFGBV wurde laut ZF speziell für das RABus-Projekt von den Konsortialpartnern ein Shuttle gezielt weiterentwickelt, das den technischen Anforderungen im Mischverkehr gerecht wird. Dazu ist der Technologiekonzern eine projektbezogene Partnerschaft mit dem Shuttle-Hersteller eVersum aus Österreich eingegangen, der für das Projekt vier Elektro-Shuttles liefert, die mit modernster AD-Technik von ZF ausgestattet wurden.

Das vom Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg geförderte Projekt wurde von Minister Winfried Hermann Ende letzten Jahres in Friedrichshafen verlängert. Die verlängerte Projektlaufzeit nutzt die ZF-Tochter, um die technische Entwicklung weiter voranzutreiben und zusätzliche Testmöglichkeiten zu schaffen, um das eingesetzte System für das autonome Fahren unter realen Bedingungen weiter zu optimieren.

Pionierarbeit im autonomen Fahren mit Shuttle-Bussen

„Baden-Württemberg hat mit RABus Pionierarbeit im autonomen Fahren mit Shuttle-Bussen geleistet. Die bundesweite Zulassung des Betriebs des RABus in ganz Deutschland ist für mich eine Art Ritterschlag für das Projekt. Die Erkenntnisse aus dem Land helfen nun dabei, autonome Mobilitätssysteme bundesweit weiterzuentwickeln und der Marktreife von SAE-Level 4 näherzukommen. Ich freue mich besonders, dass Nordrhein-Westfalen mit seinen Projektpartnern dieses Thema ebenfalls vorantreibt und mit uns an einem Strang zieht. So entstehen wertvolle Synergien, die den autonomen ÖPNV in Deutschland insgesamt stärken. Auch in Baden-Württemberg arbeiten wir weiter daran, die Grundlage für diese intelligente Technologie zu schaffen“, sagt Winfried Hermann, Verkehrsminister Baden-Württemberg.

„In Baden-Württemberg haben wir im Projekt RABus den Einsatz autonomer Mobilitätssysteme im realen Betrieb erprobt und unter Beweis gestellt“, sagt Alexander Makowski. „Von dieser aufgebauten Expertise können nun auch andere Städte und Kommunen profitieren.“

Von ZF/Udo Schnell