Die Prozesskette der Digitalisierung
Auf der Automatica sollen Besucher aus erster Hand erfahren, wie Digitalisierung und KI die Produktion effizienter, sicherer und nachhaltiger machen können.
„Betrachtet man den Entwicklungssprung, den diese Zukunftstechnologien innerhalb nur eines Jahres vollzogen haben, wird schnell klar, mit welcher Dimension wir es hier zu tun haben. Es geht um eine neue Ära der Automation mit gewaltigem Impact auf die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen“, betont Patrick Schwarzkopf, Geschäftsführer VDMA-Fachverband Robotik + Automation.
Die Transformation duldet keinen Aufschub
Entscheidend werde sein, wie schnell es der Industrie gelinge, das ganze Potenzial dieser Technik auszuschöpfen. Zwar sieht eine große Mehrheit der Unternehmen Künstliche Intelligenz als Chance, aber nur 9 % setzen sie bereits tatsächlich ein. Das ergab eine Studie des Digitalverbands Bitkom, für die 606 Unternehmen ab 20 Beschäftigten aus allen Branchen in Deutschland befragt wurden.
42 % sind demnach sogar der Meinung, den Anschluss verpasst zu haben. Bitkom-Präsident Achim Berg relativiert diese Einschätzung: „KI ist immer noch eine junge Technologie. Es gibt keinen Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Wer sich jetzt ernsthaft mit KI beschäftigt, kann sich immer noch Wettbewerbsvorteile erarbeiten.“
Kommen, Sehen, Digitalisieren
Kuka adressiert den Angaben zufolge Trendthemen wie Digitalisierung und KI gleich mit mehreren Exponaten. Der Augsburger Automatisierungsprofi bringe zum ersten Mal das jahrzehntelang aufgebaute Know-how aus dem Anlagenbau mit auf das Münchner Messeparkett: mit dem „KUKA Dome“. Das ist eine große Leinwand-Kuppel, in der reale Produktionsanlagen in rund 90 Sekunden visuell für die Besucher erlebbar werden.
Die komplette Prozesskette der Digitalisierung
Bildverarbeitungssysteme – zu sehen auf den Messeständen von ifm, Cognex und vielen weiteren Anbietern – liefern Echtzeitbilder der Umgebung und die neuesten Modellgenerationen lernen mit Hilfe von KI, die Umwelt immer besser zu interpretieren. Das beschleunigt, wie es weiter heißt, den Automationsprozess nicht nur, es erlaubt auch eine individuelle Anpassung jedes einzelnen Bewegungsablaufs an die aktuellen Gegebenheiten – zum Bespiel bei Pick and Place-Prozessen.
Für diese Aufgabe wird zum Beispiel ifm 3D-Sensoren vorstellen, die nach dem „Time of flight“-Prinzip der Laserlaufzeitmessung arbeiten und auf der Datenebene unkompliziert in die Software-Lösung des Anwenders integriert werden können.
Den digitalen Zwilling in natura erleben
Natürlich ist auch der vielzitierte digitale Zwilling live auf der Messe zu erleben, unter anderem auf dem Stäubli Messestand. Dort steht er direkt neben einer realen Demozelle, in der ein Scara-Roboter die Handhabung von Batteriezellen übernimmt. Dabei können sich die Fachbesucher selbst davon überzeugen, wie einfach Optimierungen oder Anpassungen aufgrund virtueller Inbetriebnahme vorweggenommen werden können, ehe sie tatsächlich risikolos und fehlerfrei auf die reale Anwendung übernommen werden.
Einen anderen „use case“ für den digitalen Zwilling will Festo vorstellen und damit demonstrieren, wie der Maschinenbau die Entwicklungszyklen beschleunigen kann. Gerhard Borho, Digitalisierungsvorstand bei Festo: „Wir arbeiten intensiv daran, unsere Automatisierungskomponenten mit einem ´digital twin´ auszustatten.“ Komponenten werden so weit wie möglich virtuell entwickelt, noch bevor die erste Hardware hergestellt wird – bis ins Testing und in die Systemintegration hinein.
So werden Roboter intelligent
Eine Reihe weiterer Hersteller, darunter Unternehmen wie Micropsi Industries und robominds wollen Standardroboter für KI-Anwendungen qualifizieren. Wie einfach das gelinge, will robominds mit dem robobrain zeigen: dem Gehirn, das industriellen Robotern menschliche Intelligenz verleiht.
„Mit dem robobrain Starter-Kit und maßgeschneiderten Bundles präsentieren wir ready-to-use Lösungen für Prozesse wie (De-)Palettieren, Kommissionieren, Maschinenbeladung oder das Probenhandling im Labor“, verrät Christian Fenk, CSO von Robominds.
Mit welcher Innovationskraft Großkonzerne diese Zukunftsthemen vorantreiben, wird unter anderem Siemens aufzeigen, heißt es weiter. Unter dem Slogan „Accelerate Tranformation“ zeige das Unternehmen seine ganze Bandbreite an Lösungen im Bereich KI und Digitalisierung. Anhand konkreter Applikationsbeispiele soll den Besuchern vermittelt werden, wie einfach die reale mit der digitalen Welt zu verknüpfen ist.
Wenige Wochen vor Messebeginn steht damit fest: Digitalisierung und Künstliche Intelligenz beherrschen die Automation wie noch nie. Sie lassen Intralogistik- und Produktionskonzepte Realität werden, die nicht nur mit überragender Effizienz glänzen, sondern auch auf die Themen Dekarbonisierung und Nachhaltigkeit einzahlen.