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Zahlen der Verbände 27.11.2024, 14:46 Uhr

Schwierige Lage für Automation und Maschinenbau

Die Branchenverbände VDMA, ZVEI und AMA haben die aktuellen Zahlen für ihre Branchen veröffentlicht. Bürokratieabbau und Innovationen seien dringend gefordert, heißt es.

AMA Innovationspreis für Sensorik und Messtechnik

Dr. C. Thomas Simmons, Geschäftsführer AMA Verband für Sensorik und Messtechnik.

Foto: AMA/Eva Oertwig

Laut einer Umfrage des AMA Verband für Sensorik und Messtechnik e.V. (AMA) unter seinen rund 450 Mitgliedern hat die Branche im zweiten Quartal 2024 einen Umsatzrückgang von 6 % im Vergleich zum Vorquartal verzeichnet. Damit sei die wirtschaftliche Entwicklung hinter den Erwartungen von plus 2 % zurückgeblieben. Die Auftragseingänge gingen um 1 % zurück, was ebenfalls einen leichten Rückgang im Vergleich zum ersten Quartal widerspiegelt, so der Verband.

Mitgliedsunternehmen berichten von Kurzarbeit

Dieser Trend habe mittlerweile auch Auswirkungen auf die Beschäftigungssituation: 18 % der AMA Mitglieder berichteten von Kurzarbeit. Die Umfragewerte ergeben weiterhin ein stabiles Book-to-Bill-Ratio von 1,0. Dieses gilt als Indikator für den mittelfristigen Trend in der Auftragslage und ist definiert als das Verhältnis von Auftragseingang zum Umsatz im gleichen Zeitraum, führt der Verband aus.

Umsatz Sensoren und Messtechnik. Grafik: AMA

„Die Entwicklung im zweiten Quartal folgt dem allgemeinen Trend im produzierenden Gewerbe in Deutschland“, erläutert AMA Geschäftsführer Thomas Simmons. „Die Rückgänge in der Automobilindustrie und die schwierige Lage in energieintensiven Sektoren haben nun auch die Sensorik und Messtechnikbranche erfasst. Die Erwartungen an eine Erholung im zweiten Quartal wurden leider nicht erfüllt.“

Weitere Informationen: Sensorik: Leichtes Plus bei Umsatz und Auftragseingang

Exportrückgang im Maschinen- und Anlagenbau

Die schwache globale Industriekonjunktur, strukturelle Herausforderungen sowie drastische geopolitische Verwerfungen haben im Maschinen- und Anlagenbau aus Deutschland auch im dritten Quartal 2024 zu weiteren Exportrückgängen geführt. Laut amtlicher Statistik errechnet sich damit über die ersten neun Monate des Jahres 2024 ein Exportrückgang von nominal 5,2 % auf 150,2 Milliarden Euro. Preisbereinigt nahmen die Ausfuhren von Maschinen und Anlagen um 7,3 % ab.

VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers.

Foto: Salome Roessler

„Die aktuellen Exportrückgänge sind das Ergebnis einer Kumulation erdrückender Faktoren. Eine global schwache Nachfrage, geopolitische Spannungen und Handelskonflikte treffen auf Zweifel an der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland. Um unsere Technologieführerschaft zu erhalten und zu stärken, bedarf es Investitionen, Innovationen und nachhaltiger Technologien. Dies kombiniert mit verbesserten Rahmenbedingungen, einer stärkeren internationalen Zusammenarbeit und stabiler Lieferketten“, mahnt VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers.

Automation schafft Impulse für die Konjunktur

„Nur wenn wir schnellstmöglich die vorhandenen Effizienzpotenziale durch Automation nutzen und digitale, vernetzte Lösungen wie Industrie 4.0 skalieren und Factory-X gemeinsam vorantreiben, schaffen wir positive Impulse für die Konjunktur“, schätzt Rainer Brehm, Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands Automation, die Lage der Wirtschaft und den wichtigen Innovationsbeitrag der Automationsbranche ein. Auf der heute in Nürnberg startenden SPS sagte er weiter: „Wir brauchen eine Effizienzwende – nicht nur in der Industrie, sondern insbesondere in der Politik. Die Unternehmen benötigen wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen und Planungssicherheit. Sie müssen von unnötiger Bürokratie entlastet werden, um wieder mehr Raum für Innovationen zu schaffen.“ Aktuelle Umfragen etwa der KfW machten deutlich, dass der Faktor Bürokratie noch vor Steuern und Energiekosten zum größten Standortrisiko für die deutsche Industrie geworden ist.

Statt stetig zunehmender Regulierung sei Unterstützung für digitale Infrastrukturen und Initiativen wie Manufacturing-X wichtig. „Wir müssen den Aufbau souveräner Datenökosysteme und die Entwicklung von Industrie 4.0 sowie industrieller KI-Anwendungen in vernetzten Wertschöpfungsketten fördern – um die Effizienz zu steigern und neue Geschäftsmodelle zu ermöglichen“, fordert Brehm.

Konjunktur: Auftragseingang lässt deutlich nach

Im September 2024 gingen bei den Unternehmen der Automation 5,4 % weniger Aufträge ein als ein Jahr zuvor. Im Gesamtzeitraum von Januar bis September 2024 lagen die Bestellungen 7,0 % unter ihrem Vorjahreswert. Der Umsatz sank im September um 6,8 %. In den ersten neun Monaten dieses Jahres ging er insgesamt um 8,3 % zurück. Für das vierte Quartal rechnet der ZVEI aufgrund von Basiseffekten aus dem Vorjahr mit einem geringeren Rückgang. Der Ausblick auf 2025 ist derzeit noch getrübt. „Die Automation folgt der Konjunktur ihrer Abnehmerbranchen“, so Brehm

Weitere Informationen: Branchenverbände rechnen nur mit niedrigem Wachstum

Von AMA/VDMA/ZVEI / Udo Schnell