Systemkonzept zeigt Machbarkeit von Gleichstromanlagen auf
ZVEI-Konzept für die DC-Fabrik soll die Transformation in die klimaneutrale Industrie vorantreiben. Die Branche legt auch im Frühjahr gute Zahlen vor.
„Mit Gleichstromtechnik können einfach erneuerbare Energien in die Produktion eingebunden werden, da diese ohnehin eine Gleichspannung erzeugen. Und das ganze bei gleichzeitig höherer Energieeffizienz“, zeigt sich Prof. Dr. Holger Borcherding, von der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe und wissenschaftlicher Leiter des Forschungsprojekts DC-Industrie2 von der Technik begeistert. Mit einem ganzheitlichen, offenen Ansatz sollen etablierte Drehstromnetze ergänzt und in weiten Teilen abgelöst werden.
Das vorgestellte Systemkonzept zeigt auf, wie der ZVEI mitteilt, wie offene industrielle Gleichstromnetze technisch realisiert werden. „Es zeigt nicht nur, wie die einfache Integration von erneuerbaren Energien und geeigneter Speichersysteme in ein Gleichstromnetz für Anwender möglich ist, sondern ist auch offen und herstellerunabhängig“, so Dr. Johann Austermann, Leiter der Arbeitsgruppe Systemkonzept. In Modellanlagen und Transferzentrum wurde die Gleichstromtechnik bereits erfolgreich getestet und angewendet. Austermann ist überzeugt, dass die Vorstellung des Konzepts die Akzeptanz der Gleichstromtechnik weiter nach vorne treibt. „Mit wachsender Akzeptanz von DC -Netzen kann die Transformation in eine klimaneutrale Industrie gelingen. Wir sind davon überzeugt, dass DC-Netze für den Umbau der Energienetze die richtige Antwort sind.“
Gleichstrom liefert, wie es weiter heißt, mehrere Vorteile für ein modernes, intelligentes industrielles Stromnetz. Die effiziente Integration von erneuerbaren Energien, einen geringeren Ressourcenverbrauch, eine reduzierte Einspeiseleistung, stabile Netze und ein offenes System für Anwender. „In existierenden Anlagen konnten wir bis zu 10 % Energieeinsparung und sogar etwa 50 % Kupfereinsparung bei den Leitungen realisieren“, so Borcherding.
Die Forschungsprojekte DC-Industrie und DC-Industrie2 untersuchen die Potenziale der Gleichstromtechnik für industrielle Produktionsanlagen. Seit 2016 arbeiten über 40 Unternehmen und Forschungseinrichtungen an Lösungen, die in sieben Modellanlagen und Transferzentrum realisiert und verifiziert werden.
Elektro- und Digitalindustrie legt auch im Februar zu
Die Auftragseingänge in der deutschen Elektro- und Digitalindustrie haben, wie der ZVEI mitteilt, ihren Vorjahreswert im Februar 2022 um insgesamt 8,6 % übertroffen. Dabei stiegen die Inlandsorders (+ 12,0 %) doppelt so stark wie die Bestellungen aus dem Ausland (+ 6,0 %). Aus der Eurozone gingen im Februar 11,5 % mehr Aufträge ein als im Vorjahr. Bei den Orders aus Drittländern fiel das Plus mit 2,9 % moderater aus.
„In den ersten beiden Monaten dieses Jahres zusammengenommen nahmen die Auftragseingänge um 15 % zu“, sagte ZVEI-Chefvolkswirt Dr. Andreas Gontermann. „Erste etwaige Auswirkungen des Ukraine-Kriegs werden sich zeigen, sobald die Daten für den März vorliegen.“ Die preisbereinigte Produktion in der deutschen Elektro- und Digitalindustrie ist im Februar um 2,5 % gegenüber Vorjahr gestiegen. Kumuliert von Januar bis Februar lief damit ein Plus von 4,0 % – wiederum im Vergleich zum selben Vorjahreszeitraum – auf.
Der Branchenumsatz belief sich den Angaben zufolge im Februar 2022 auf 17,1 Mrd. Euro. Damit lag er um 11,7 % höher als vor einem Jahr. Der Inlandsumsatz verbesserte sich um 16,6 % auf 8,0 Mrd. Euro, der Auslandsumsatz rückte um 7,6 % auf 9,1 Mrd. Euro vor. Die Geschäfte mit der Eurozone kamen im Februar auf 3,5 Mrd. Euro (+ 7,6 %). Die Erlöse mit Kunden aus Drittländern stiegen ebenfalls um 7,6 % auf 5,6 Mrd. Euro. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres summierte sich der aggregierte Branchenumsatz auf 33,0 Milliarden Euro und lag damit 12,3 % über Vorjahr. Hier standen sich Inlandserlöse von 15,7 Milliarden Euro (+ 16,7 %) und Auslandserlöse von 17,3 Milliarden Euro (+ 8,7 %) gegenüber.
Moderate Abwärtskorrekturen bei den Erwartungen
„Im März haben die Elektrofirmen sowohl ihre Produktions- als auch Beschäftigungspläne abwärts revidiert – in beiden Fällen aber nur moderat“, so Gontermann. Der Saldo aus Unternehmen, die in den nächsten drei Monaten mehr oder weniger herstellen wollen, fiel um fünf auf jetzt plus 36 Prozentpunkte. Von den aktuell 874.000 Branchenbeschäftigten arbeiteten zuletzt noch 12.200 kurz.
Krieg in der Ukraine belastet Geschäftsklima deutlich
Dagegen hat die völkerrechtswidrige Invasion Russlands in die Ukraine das Geschäftsklima in der deutschen Elektro- und Digitalindustrie im März 2022 stark nach unten gedrückt. „Zwar wurde die aktuelle Lage nochmals leicht besser beurteilt als im Vormonat, die allgemeinen Geschäftserwartungen brachen jedoch ein und fielen erstmals seit Juni 2020 wieder in negatives Terrain“, sagte Gontermann. „Neun von zehn Firmen berichten zudem weiter von Versorgungsengpässen, die sich infolge des Kriegs noch verschärfen könnten.“ Auch die Exporterwartungen gingen im März deutlich zurück, blieben unterm Strich aber über der Null-Linie.
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