Vier Automatisierungstipps für KMU
Cobots und mobile Roboter unterstützen Automatisierungsvorhaben im Mittelstand. Worauf bei den ersten Schritten zu achten ist.
Unternehmenslenker in Deutschland und weltweit müssen aktuell eine Herausforderung nach der anderen stemmen: Zu den explodierenden Kosten durch die Energiekrise kommen Lieferkettenprobleme, Fachkräftemangel, Nachhaltigkeitsvorgaben und fortschreitende Digitalisierung, die schlüssige Herangehensweisen fordern. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) müssen schnell Mittel und Wege finden, sich diesen Hürden zu stellen. Automatisierung schafft Abhilfe – dazu gehören sowohl Robotik wie Cobots und AMR (autonome mobile Roboter), als auch Sensorik, Vision- und KI-Technologie. Zwar sind sich Unternehmen der Vorteile derartiger Techniken durchaus bewusst, Studien zeigen aber auch, dass viele dem konkreten Einsatz nach wie vor skeptisch gegenüberstehen.
Laut Deutschem Robotik Spiegel befürchten etwa 48,3 % der Befragten ohne Anwendungserfahrung, dass der Einsatz von Robotern mit hohen Kosten einhergehe. Eine IDC-Studie hat aber auch herausgefunden, dass mehr als zwei Drittel (70 %) der befragten Unternehmen den Einsatz intelligenter Automatisierung planen. Wer sich aktuell fragt, ob sich die Anschaffung eines kollaborativen oder mobilen Roboters für den eigenen Betrieb lohnt, dem hilft der neue Return-on-Investment (ROI)-Rechner von Omron. Er bietet einen schnellen Überblick über Investitionsrendite und zeigt, wann eine Robotikinvestition kostendeckend ist.
Einordnung: Automatisierung im Mittelstand
Derzeit gibt es rund 23,1 Mio. kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in der Europäischen Union. Sie sind integraler Teil der Wirtschaft, auch wenn es von Land zu Land Unterschiede gibt. In Deutschland stammen beispielsweise 82 % der Wertschöpfung des Landes von KMU. In der gesamten EU liegt der Wert bei etwa 56 %. Extrem wichtig ist zudem die Bedeutung des Mittelstands als Arbeitgeber: Fast 84 Mio. Bürgerinnen und Bürger der EU arbeiten in einem KMU. In Deutschland sind rund 18,5 Mio. Menschen in einem mittelständischen Betrieb beschäftigt. Das Problem: Vielerorts fällt es immer schwerer, Mitarbeiter zu finden. In der EU waren im ersten Quartal 2022 rund 2,9 % der offenen Stellen unbesetzt, fast 50 % mehr als im Vorjahreszeitraum. Unternehmen sind demzufolge dringend gefordert, neue Wege zu beschreiten, um geeignete Mitarbeiter zu finden und zu binden. Techniken, die manuelle und repetitive Aufgaben übernehmen, können die Sicherheit der Mitarbeiter und die Effizienz erhöhen. Weitere Maßnahmen sind Weiterbildungsinitiativen, Anreize für Neustarter, Mitarbeiterprogramme und mehr. Cobots bieten sich für den Mittelstand aufgrund ihrer Flexibilität und vielen unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten an. Dass dieses Segment enormes Potenzial hat, zeigen Studien wie von MarketsandMarkets: Demnach soll der Markt für kollaborative Roboter von 1,2 Mrd. US-Dollar 2021 auf 10,5 Mrd. US-Dollar 2027 ansteigen. Bis 2027 wird eine jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 43,4 % prognostiziert.
Doch wer sich erstmals mit dieser Thematik beschäftigt, steht vor einem Berg an Fragen und Abwägungen. Omron hat vier zentrale Aspekte zusammengetragen, die zu Beginn von Automatisierungsvorhaben Beachtung finden sollten, um Projekte voranzutreiben, Skepsis abzubauen und Akteure ins Boot zu holen.
Auf Anwendungsszenarien konzentrieren und langsam skalieren
Die erste Frage, die Unternehmen, die über Automatisierung und Cobots nachdenken, in den Fokus rücken sollten, ist gar nicht: Soll in Robotik investiert werden? Stattdessen: Welche Abläufe lassen sich wie effizienter gestalten? Einige Aufgaben, die sehr filigran und individuell sind, lassen sich zwar automatisieren, gehen aber einher mit immensem Aufwand – sowohl zeitlich als auch bezüglich der Ressourcen. Beim Einstieg in die Automatisierung ist es ratsam, mit kleinen Projekten zu beginnen und dann schrittweise zu skalieren, neue Workflows hinzuzunehmen, die Flotte auszubauen etc. Beispiel Großbäckerei: Die Unternehmenslenker fragen hier nicht primär, wie ein Roboter eingesetzt werden kann, sondern wie sich Brote etwa ohne Einsatz eines Mitarbeiters vom Fließband in die Behälter geben lassen, die für die Bäckereifilialen bestimmt sind.
Roboter zur Unterstützung der Mitarbeiter einsetzen
Roboter punkten mit Flexibilität. Sie lassen sich verstellen und anpassen, in Flotten nutzen und mehr. Je nach Produkt und Einsatzbereich sind verschiedene Positionen und Erweiterungen denkbar, sodass sie sich an neue oder veränderte Aufgaben adaptieren lassen. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ersetzen. Stattdessen geht es um ein gut orchestriertes Zusammenspiel von Mensch und Maschine. Insbesondere mittelständische Unternehmen sollten sich zu Beginn auf einzelne Aufgaben konzentrieren und nicht zu komplex denken und planen.
Eine Erweiterung des Cobots, beispielsweise mit einem Kamera- und Bildverarbeitungssystem (Vision Technology) ist auch später noch möglich, sofern auf einen Robotikpartner gesetzt wird, der verschiedene Bereiche aus einer Hand abdecken und ein gutes Partnernetzwerk anbieten kann. Im Fokus steht: Wie kann Robotik den Mitarbeitern helfen? Welche manuelle Aufgabe kann an einen Roboter abgegeben werden, damit sich der menschliche Mitarbeiter auf wertschöpfendere Aufgaben konzentrieren kann? Das Be- und Entladen von Maschinen sowie Palettieren und Depalettieren sind Abläufe, die sich relativ schnell und einfach automatisieren lassen. Auch Schweißen ist ein gutes Beispiel für den Einsatz von Robotern im Mittelstand.
Mitarbeiter ins Boot holen und spezialisieren
Roboter führen idealerweise Aufgaben aus, die sich stetig wiederholen und sehr präzise sind, aber sie tun nur das, was das Programm, beziehungsweise der Mitarbeiter, ihnen sagt. Der Mensch bleibt der Spezialist, der Roboter nimmt repetitive und eintönige Aufgaben ab. Robotik ist kein Allheilmittel oder Ersatz für menschliche Mitarbeiter. Dieses Denken sollte jedes Automatisierungsvorhaben durchdringen – auch um Angestellten die Angst zu nehmen. Es werden nach wie vor Spezialisten, etwa für Montage, Prozessoptimierung und Wartung gebraucht. Darüber hinaus sollten Mitarbeiter um die Möglichkeiten wissen und geschult werden, neue Technologien auch optimal zu nutzen. Während Roboter etwa Palettierung, Sortierung, Materialbeschickung oder Qualitätskontrolle übernehmen, können Mitarbeiter kreativer und wertschöpfender wirken.
Auf Erfahrung und Partnernetzwerke setzen
Um die Aufgaben und Möglichkeiten von Robotern zu erweitern, werden Geräte von Drittanbietern benötigt, etwa ein Bildverarbeitungs- und -prüfsystem. Können insbesondere KMU auf einen Robotikpartner an ihrer Seite vertrauen, der Support aus einer Hand bietet, nimmt ihnen das viel Arbeit und Sorge ab: Mangelnde Expertise in den eigenen Reihen wird durch erfahrene Partner abgedeckt. In einer Omron-Umfrage gaben fast 90 % der IT-Leiter an, dass sie in Sachen Industrie 4.0 und Datenanalyse auf externe Berater angewiesen seien. KMU benötigen daher nicht nur smarte Technik, sondern auch ganzheitliche Anbieter und erfahrene Systemintegratoren.
Neun von zehn Unternehmen wollen bis 2030 Roboterautomatisierung in ihren jeweiligen Infrastrukturen einführen. Mobile Roboter und Cobots lassen sich in diesem Zusammenhang problemlos einsetzen und gut transportieren. Das macht sie zu einer guten Option für Unternehmen, die ihre Produktionsabläufe flexibler und effizienter gestalten wollen. Omron will KMU bei der Automatisierung unterstützen und bietet etwa Leasing-Optionen, um anfängliche Investitionskosten niedrig zu halten. Der ROI-Rechner hilft zudem, Investitionen in Cobots und mobile Roboter einfach zu evaluieren. So können Unternehmen jeder Größe vom Automatisierungspotenzial profitieren und müssen sich keine Sorgen über undurchsichtige oder schwer absehbare Kosten machen
Peter Lange
ist Business Development Manager Robotik
bei der Omron Electronics GmbH