Wichtige Norm der Funktionalen Sicherheit neu aufgesetzt
Die ISO 13849–1 liegt in einer Neuauflage vor. Die Neufassung trägt dem höheren Stellenwert von Software und Validierung Rechnung.
Die Internationale Organisation für Normung (ISO) hat am 27. April 2023 die Neuauflage der ISO 13849–1 veröffentlicht. Wie der Automatisier Pilz mitteilt, der an der Ausarbeitung der Normentwürfe mitgearbeitet hat, ist die Norm eine der zentralen Sicherheitsnormen für die Auslegung sicherheitsgerichteter Steuerungen für Maschinen. Die Neufassung präzisiert den Angaben zufolge zum einen eine Reihe von Vorgaben, zum Beispiel für die Ermittlung des Performance Levels, und gibt damit bessere Hilfestellung bei der Umsetzung. Zum anderen trägt sie dem höheren Stellenwert von Software und Validierung Rechnung. Normenexperten des Automatisierungsunternehmens Pilz empfehlen Konstrukteuren und Betreibern im Maschinen- und Anlagenbau, sich frühzeitig mit den kommenden Neuerungen vertraut zu machen.
Präzisere Vorgaben für die Risikoparameter
Die ISO 13849–1 „Sicherheit von Maschinen – Sicherheitsbezogene Teile von Steuerungen – Teil 1: Allgemeine Gestaltungsleitsätze“ ist, so Pilz weiter, neben der IEC 62061 die wichtigste Norm für funktionale Sicherheit im Maschinenbau. Im Vergleich zur bisherigen Fassung gibt es nun präzisere Vorgaben für die Risikoparameter, die zur Bestimmung des erforderlichen Performance Level (PLr) herangezogen werden, mit dem sich der Grad der Risikominderung in Stufen einteilen lässt.
So erläutere die Norm neu anhand von fünf Faktoren, welche Möglichkeiten bestehen, Gefahren zu vermeiden und wie die Wahrscheinlichkeit ihres Auftretens bestimmt werden kann. Zu den Faktoren zählen beispielsweise die Geschwindigkeit, mit der die Gefährdung auftritt (zum Beispiel schnell oder langsam) oder die Möglichkeit zur Vermeidung der Gefährdung (zum Beispiel durch Flucht). Maschinenhersteller und -betreiber müssen die Anpassungen bei der Risikoeinstufung ihrer Sicherheitskonzepte beachten.
Daneben erhalten Maschinenhersteller auch mehr Flexibilität, führt Pilz aus. So könne jede Sicherheitsfunktion durch die Kombination von mehreren Teilsystemen realisiert werden. Diese liegen entweder als durch den Hersteller bereits validierte Teilsysteme vor oder werden als neue Teilsysteme durch den Maschinenbauer oder Integrator entworfen.
Neue Anforderungen an die Anwendungssoftware
Ein wichtiger Aspekt betrifft die Anforderungen bezüglich Software und Management der funktionalen Sicherheit, insbesondere rund um sicherheitsbezogene Anwendungssoftware (Safety Related Application Software – SRASW). Die Norm enthält konkrete Vorgaben, wie der Software-Design- und Validierungsprozess in Abhängigkeit des Performance Levels zu gestalten ist.
Unterstützung bei der Umsetzung
Im nächsten Schritt folge jetzt die Harmonisierung zur EU-Norm EN ISO 13849–1. Ob es danach eine Übergangsfrist zur verpflichtenden Anwendung geben wird und wie lange diese sein könnte, sei noch nicht abzusehen. „Die ISO 13849–1 ist zwar keine ganz neue Norm, Konstrukteure und Betreiber sollten sich jedoch frühzeitig mit den kommenden Neuerungen vertraut machen“, so Jürgen Bukowski, Pilz International Service Group. „Diese haben deutliche Auswirkungen auf die Konstruktion sicherer Maschinen. Mit ein wenig Hilfe und Übung können viele der Spezifikationen wiederverwendet werden.“
Das Automatisierungsunternehmen Pilz hat an der Ausarbeitung des Normenentwurfs mitgewirkt. Experten von Pilz unterstützen bei der erfolgreichen Umsetzung der neuen gesetzlichen Anforderungen. Dafür bietet der sichere Automatisierungsexperte ein passgenaues Dienstleistungsangebot für jede Phase des Lebenszyklus einer Maschine an und gibt sein Wissen auch im Rahmen eines umfassenden, zertifizierten Schulungsangebots für funktionale Sicherheit weiter.