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PIAE 2025 30.01.2025, 16:00 Uhr

Innovationsplattform für Kunststoffe in der Automobilindustrie

Die PIAE 2025 in Mannheim bringt Experten zusammen, um neueste Kunststofftechnologien in der Automobilindustrie zu diskutieren. Schwerpunkte sind Nachhaltigkeit, Recycling, Leichtbau und KI-gestützte Entwicklungsprozesse.

„Mit den Themen der PIAE 2025 bereiten wir die Teilnehmer bestmöglich auf künftige gesetzliche Anforderungen vor und stärken das Netzwerk der Teilnehmer“, sagt Kongressleiter Thomas Drescher, Leitung Vorentwicklung und Fahrzeugbeurteilung im Bodysystem bei der Volkswagen AG in Wolfsburg. Bild: VDI Wissensforum GmbH

„Mit den Themen der PIAE 2025 bereiten wir die Teilnehmer bestmöglich auf künftige gesetzliche Anforderungen vor und stärken das Netzwerk der Teilnehmer“, sagt Kongressleiter Thomas Drescher, Leitung Vorentwicklung und Fahrzeugbeurteilung im Bodysystem bei der Volkswagen AG in Wolfsburg. Bild: VDI Wissensforum GmbH

Am 26. und 27. März wird das Congress Center Rosengarten in Mannheim erneut zum Zentrum für internationale Kunststoffexperten. Der VDI-Kunststoff-Kongress PIAE (Plastics in Automotive Engineering) bringt Vertreter aus Rohstoffproduktion, Kunststoffverarbeitung sowie Fahrzeugentwicklung zusammen, um neueste Anwendungen und Technologien für Interieur, Exterieur, Antriebssysteme und Werkstoffe zu diskutieren.

KI ergänzt lückenhafte Materialdaten effizient

Fachvorträge und Ausstellung zu neuesten Kunststoffentwicklungen

Als führender Fachkongress bietet die PIAE ein vielseitiges Programm mit Expertenvorträgen und einer begleitenden Ausstellung, auf der innovative Kunststoffbauteile direkt am Fahrzeug präsentiert werden. Laut dem Kongressleiter Thomas Drescher von der Volkswagen AG liegt der Fokus 2025 neben bewährten technologischen Themen auf Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit und Recycling. Dies solle Teilnehmer optimal auf künftige gesetzliche Anforderungen vorbereiten und gleichzeitig das Branchennetzwerk stärken.

Zusätzlich zu klassischen Themen wie Funktionsintegration und Simulation stehen dieses Jahr fünf weitere Schwerpunkte im Fokus: Leichtbau, Oberflächentechnik, biobasierte Werkstoffe, Elektroantriebe und digitale Technologien.

Nachhaltige Dämmstoffe ebnen den Weg zur Klimaneutralität bis 2045

KI-gestützte Produktentwicklung als Wettbewerbsvorteil

Wolfgang Pelzer und Ulf Seefeldt von M.Tec Engineering GmbH zeigen in ihrem Vortrag, wie künstliche Intelligenz (KI) die Produktentwicklung revolutioniert. Durch den Einsatz KI-basierter Prozesse lassen sich Entwicklungszeiten um bis zu 40 % reduzieren und Produktionskosten um bis zu 15 % senken. Gleichzeitig wird Material effizienter genutzt, was die Nachhaltigkeit fördert. Als Beispiel dient die Optimierung einer Stromschiene, durch die sich der Materialverbrauch um 34 % verringern ließ. Zudem ermöglicht KI die Integration von Recyclingmaterialien mit schwankenden Eigenschaften.

Wie biogene Materialien den Klimawandel bekämpfen und die Industrie transformieren

Nachhaltigkeit im Fahrzeuginterieur: Neue Materialien im Fokus

Dr. Sascha Dietrich vom FILK Freiberg Institute stellt alternative Oberflächenmaterialien für Trim-Anwendungen vor. Diese sollen nicht nur Design, sondern auch Langlebigkeit, Komfort und Recyclingfähigkeit verbessern. Dabei sei es essenziell, belastbare Materialeigenschaften und nachweisliche Nachhaltigkeit in den Vordergrund zu stellen, um irreführende Begriffe wie „vegan“ oder „biobasiert“ kritisch zu hinterfragen.

Das leisten alternative Werkstoffe in der Papierindustrie

Physikalisches Recycling: Hochwertige Sekundärkunststoffe aus Altfahrzeugen

Ein Pilotprojekt der Audi AG und des Fraunhofer IVV zeigt, wie physikalisches Recycling gemischter Kunststoffabfälle aus Altfahrzeugen neue Rohstoffe erzeugt. Dabei bleibt das polymere Grundgerüst erhalten, wodurch Materialien mit hoher Qualität und Stabilität entstehen. So konnten bereits Demonstrationsbauteile wie Zierblenden aus recyceltem PC+ABS erfolgreich getestet werden. Audi verfolgt das Ziel, den Anteil an Post-Consumer-Sekundärmaterialien kontinuierlich zu erhöhen, ohne Abstriche bei Qualität und Sicherheit zu machen.

Nachhaltige Innovation: Aerogele aus Altholz schützen Klima- und Ressourcen

Leichtbau durch innovative Formpresstechnologie

Florian Tautenhain von der TU Chemnitz präsentiert eine nachhaltige Prozesskombination zur Herstellung belastungsgerechter Interieur-Formteile. Neue Vliesstofftechnologien reduzieren Materialverluste und steigern die mechanische Leistungsfähigkeit durch Hochleistungsfasern wie Aramid und Basalt. Diese Materialien eignen sich nicht nur für leichte Fahrzeuginterieurs, sondern auch für Bau- und Verpackungsanwendungen. Die anpassbare Materialstärke spart bis zu 30 % Material ein und optimiert die Produktionskosten.

Automatisierung in der Werkstoffprüfung: Effizienz durch Cobots

Die Prüfung neuer recycelter und nachwachsender Rohstoffe stellt die Automobilbranche vor Herausforderungen. Hagen Meyer von der Volkswagen AG zeigt ein Proof-of-Concept zur automatisierten Materialprüfung mit Cobots. Diese Systeme übernehmen Prüfabläufe vollständig, von der Probenzuordnung bis zur Berichterstellung, und senken so die Kosten in Hochlohnländern. Neben der Demonstration einer Reibprüfung lackierter Oberflächen wird das Potenzial für weitere F&E-Prozesse beleuchtet.

Nachhaltige Energiegewinnung: Biowasserstoff aus Holzabfällen

TPE-Schaum: Lösung für beengte Bauraumsituationen

Matthias Dietz von Woco Industrietechnik GmbH stellt den Einsatz von TPE-Schaum für die Abdichtung von Leitungssträngen in minimalem Bauraum vor. Das innovative Verfahren per Standardspritzguss bietet eine effiziente Alternative zu herkömmlichen Schaumraupen oder PUR-Formteilen. Mögliche Anwendungen sieht Dietz unter anderem in der akustischen Kapselung von Pumpen und Elektromotoren. Die Kombination mit thermoplastischen Materialien in der 2K-Technologie ermöglicht eine nahezu abfallfreie Produktion.

Biopolymere: Nachhaltige Alternativen für die Automobilindustrie

Die Exipnos GmbH, spezialisiert auf nachhaltige Biokunststoffe, forscht an Alternativen zu konventionellen Kunststoffen. Im Rahmen des Forschungsprojekts Rubio werden regionale Wertschöpfungsketten für Biopolymere aufgebaut. Diese sollen als Ersatz für herkömmliche Kunststoffe wie PP, PP-T und ABS dienen und eine Unabhängigkeit von fossilen Rohstoffen fördern.

Antireflexlösungen für die Laserträgheitsfusion

Fazit: Kunststoffinnovationen für eine nachhaltige Mobilität

Die PIAE 2025 liefert nach Aussage der Veranstalter entscheidende Impulse für den nachhaltigen Wandel der Automobilindustrie. Ob KI-gestützte Entwicklungsprozesse, physikalisches Recycling oder Biopolymere – innovative Lösungen fördern Effizienz, Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft. Die Veranstaltung sei damit ein unverzichtbarer Branchentreffpunkt für Experten und Unternehmen, die die Zukunft der Kunststofftechnik aktiv gestalten wollen.

Von Text: Annedore Bose-Munde / RMW