EMO Hannover: Neustart gelungen
Über 90.000 Besucher waren auf der EMO Hannover. Der Umstieg auf die E-Mobiliät, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Konnektivtät waren Kernthemen der Messe.
„Der Neustart nach vier Jahren Pause ist der EMO Hannover gut gelungen“, resümiert EMO-Generalkommissar Carl Martin Welcker nach sechs vollgepackten Messetagen in Hannover. Sie habe mit starken Werten mit Blick auf die Internationalität bei Ausstellern und Besuchern gepunktet und sich erneut als Bühne für technische Innovationen der Spitzenklasse erwiesen. „Wir haben hier alles gesehen, was die Zukunft der Produktion ausmacht: neue Lösungen zur Automatisierung, zur Vernetzung in der Fabrik und zur Nachhaltigkeit in der Produktion. Wenn Digitalisierung auf die Fabrik trifft, ist der Weg frei für neue Lösungen und Stufen von Effizienz. Das haben die Aussteller beeindruckend präsentiert. Und die Stimmung war gut, trotz der eher angespannten wirtschaftlichen Lage“, sagte Welcker weiter.
„As largest trade shows for production technology, EMO is leading the way for the development of the industry. Many companies show that they care more about the environment, and this will be a very important aspect for the industry in the future. Another reason for visiting is that I want to see how the big players in the industry are doing. I like the show very much .“
Johnson Li, Sales Manager at Allied Wise Technology Development, Vietnam
Von den rund 1.850 Ausstellern kamen, so der VDW, rund 70 % aus 45 verschiedenen Ländern, darunter China, Italien, Taiwan, der Schweiz und Japan. Von den rund 92.000 Fachbesucherinnen und Fachbesuchern waren es 54 % aus 130 Ländern. Die fünf stärksten Besucherländer waren demnach die Türkei, China, die Niederlande, Italien und Polen. Rund ein Drittel der Fachbesucher reiste aus Asien an.
Günter Szerenczés, Member of the Executive Board des israelischen Werkzeugherstellers Iscar, sagt: „Die EMO überzeugt wieder durch ein sehr internationales Publikum, das sich aus den verschiedensten Industrien zusammensetzt. Die Besucher haben dabei vor allem gezielt nach Innovationen gefragt.“
„I‘m at EMO because my members are here. As a trade association, it‘s my job to make sure they find solutions for their business. And EMO offers a great perspective on many different levels of innovation and technology “
Rebecca Brinkley, Director Member Engagement for the American Gear Manufacturers Association, USA
30 % der Besucher haben in der Besucherbefragung als wichtigstes Besuchsziel die Information über Neuheiten und Trends genannt. Hinzu komme die konkrete Suche nach Lösungen für ihre Problemstellung. Dr. Jochen Kress, Geschäftsführender Gesellschafter, Mapal Präzisionswerkzeuge Dr. Kress KG, Deutschland, sagt: „Der Fokus des Austausches liegt auf kundenspezifischen Themen mit individuellen Anforderungen. Hier sehe ich die EMO als geeignete Plattform, um die Zusammenarbeit zwischen Kunden und Lieferanten weiter zu stärken.“ Und Dr. Matthias Klein, CSO der Emag-Gruppe ergänzt: „Das Interesse an den innovativen Lösungen und Maschinen der Emag Gruppe war überwältigend. Insbesondere unsere vorgestellten Lösungen zur Bearbeitung von Komponenten für den Antriebsstrang der Elektromobilität stießen auf großes Interesse. Insgesamt sind wir mit der Resonanz aus dem Markt sehr zufrieden.“
„Ich denke, dass Nachhaltigkeit heutzutage für Produktionsunternehmen Wettbewerbsfähigkeit bedeutet, und es bedeutet, dass alles Netto-Null ist – kein Abfall, kein verschwendetes Wasser, keine verschwendete Energie, kein verschwendetes Wissen und die Übergabe dieses Planeten an die nächste Ge-neration. Die Digitalisierung wird helfen, den Konflikt zwischen Effizienz, Belastbarkeit und auch Nachhaltigkeit zu lösen und Transparenz entlang der Lieferketten in den Fabriken zu schaffen. Digitale Zwillinge werden uns in Zukunft erlauben, alles zu optimieren. Die EMO Hannover ist der perfekte Ort, um Innovationen in der Digitalisierung und der Nachhaltigkeit voranzutreiben.“
Prof. Dr. Julia C. Arlinghaus, Institutsleiterin Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF, Germany
Auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels steht Automation eindeutig im Fokus der Messe, heißt es weiter. Sie wird auch von mehr als einem Drittel der Besucher als Top-Thema in der Industrie genannt. Fast ein Viertel nennt Digitalisierung und Vernetzung. Dazu konnten sie bei vielen Ausstellern fündig werden, so der VDW weiter.
Gezählt wurde auf der EMO Hannover eine mittlere dreistellige Zahl an Robotern. Neu sei, so der VDW, dass keine Programmierkenntnisse mehr notwendig seien, um beispielsweise Cobots (Collaborative Roboter) für unterschiedliche Anwendungen wie be- und entladen, Qualitätskontrolle, Lackieren, Waschen sowie die Verbindung mit Messgeräten einzusetzen. Sie sind mit Sensoren ausgestattet, die den Tastsinn des Menschen nachempfinden. Damit können sie Werkstücktoleranzen ausgleichen oder Hindernisse im Arbeitsraum umgehen. Dies ermögliche den umhausungsfreien Betrieb in Zusammenarbeit mit Mitarbeitenden. Dieser Trend verhilft auch den Roboterherstellern zu guten Geschäften. „Cobots sind immer noch ein aufsteigender Stern in der Produktion, besonders für kleinere Unternehmen, die jetzt mit Schwierigkeiten bei den Arbeitskräften konfrontiert sind”, sagt Nils Tersteegen, Marketing-Manager beim japanischen Anbieter Fanuc.
Ein weiterer Schwerpunkt ist Connectivity. Dabei geht es vor allem um die Offenheit beim Datenaustausch, beispielsweise auf der Basis von OPC UA. Darauf basiert auch die Companion Specification OPC UA for Machine Tools unter dem Dach von umati. Der Abruf großer Datenmengen aus der digitalen Steuerung ohne Beeinträchtigung des Prozesses ist dabei ein wichtiger Aspekt. Die Verfügbarkeit transparenter Prozessdaten bildet die Grundlage für die Überwachung von Prozessen und ein darauf aufbauendes Qualitätsmanagement.
„This is my first time at EMO, and I am really excited. EMO is very important for the global industry because it shows the latest and greatest technology. People from all over the world come together. And it‘s just cool to be part of something really big. I also get to meet colleagues from the States, make new contacts and discuss new automation projects.“
Nicole Wolter, CEO at HM Manufacturing, USA
Für 68 % der Besucher steht die Future of Sustainability in Production hoch im Kurs, bei den Ausländern mit einem Anteil von drei Vierteln sogar noch stärker als beim deutschen Publikum. Der Hauptaspekt ist Effizienz. Einige Beispiele dazu: Der so genannte Product Carbon Foodprint beispielsweise weist den CO2-Ausstoß bei der Produktion aus und gibt den Kunden detaillierte Informationen dazu, welche indirekten Emissionen die eingesetzten Werkzeuge in ihrer CO²-Bilanz konkret leisten. Ein anderes Beispiel ist der Spindelaufbau, der auf Energieeffizienz und nicht in erster Linie auf maximale Leistung ausgelegt ist. Kühlschmierstoffe schließlich können durch Überwachung und Filterung länger genutzt werden.
Dr. Hubert Ermer, Geschäftsführer Produkte und Märkte, Dr. Johannes Heidenhain GmbH, Deutschland, bringt es auf den Punkt. „Die Themen Digitalisierung und Automatisierung schreiten in hohem Tempo weiter voran. Dabei gilt es prozesssicher zu fertigen. Das erhöht die Produktivität und gleichzeitig kann der Carbon Footprint reduziert werden. Die EMO hat uns die Plattform gegeben, um gerade auch die konkreten Herausforderungen der Transformationsprozesse in den Fertigungen zu diskutieren und hier unsere Kunden intensiv zu begleiten.“
Hohe Zahl an Erstbesuchern
Mehr als die Hälfte der Messegäste besuchten die Messe nach eigenen Angaben zum ersten Mal. Das trifft sich mit dem Ziel der Aussteller, ihr Neukundengeschäft zu forcieren. Dr.-Ing. Karten Röttger, CEO bei der Ecoroll AG aus Deutschland, sagt: “Viele Besucher sind erstmalig auf uns aufmerksam geworden. Sie hatten die Möglichkeiten der mechanischen Oberflächenveredelung noch nicht auf dem Schirm. Den steigenden Anforderungen an Produktqualität, aber vor allem auch der verstärkten Nachfrage nach nachhaltigen Produkten, können wir mit unseren Werkzeugen perfekt begegnen.”
Auch rund ein Fünftel der Aussteller waren zum ersten Mal dabei. Stellvertretend sagt Jörg Rommelfanger, Leiter Robotics-Division ABB, Deutschland: „Die diesjährige EMO bot die ideale Plattform, um hier erstmals unsere neuesten Technologien und Lösungen für die Branche zu präsentieren. Darunter eine Maschinenbeschickungszelle, die speziell für die schnelle und automatisierte Entnahme von zufällig angeordneten Werkstücken konzipiert ist. Das Interesse war enorm, und die zahlreichen Gespräche inklusive Vorführungen inspirierend und wertvoll.“
Bei der EMO Hannover gilt es, dabei zu sein, Flagge zu zeigen und Kompetenz zu beweisen, führt der VDW aus. Und es werden Geschäfte gemacht. Die EMO Hannover ist daher eine Messe für Führungskräfte und Entscheider aus dem Maschinenbau, der Automobil- und Zulieferindustrie, Metallverarbeitung, Feinmechanik, Optik, der Luft- und Raumfahrtindustrie u.vm. Knapp 60 % der Besucher sind Führungskräfte oder kommen aus dem Top-Management. Knapp die Hälfte hat Entscheidungskompetenz für Einkauf und Beschaffung. Tatsächlich kam auch die Hälfte der Fachbesucher nach eigenen Angaben mit konkreten Investitionsvorhaben zur Messe. Durchschnittlich planen diese Besucher knapp drei Millionen Euro zu investieren. Mehr als ein Viertel gab an, bereits auf der Messe Aufträge erteilt zu haben. Davon kann auch Stephan Nell, CEO der United Grinding Group aus der Schweiz berichten: „Die Anzahl Leads ist aktuell auf dem Niveau von 2019. Auch wurden direkt auf dem Messestand einige Maschinenverträge unterschrieben.“ Ein weiteres Viertel beabsichtigt laut Umfrage, nach der Messe Aufträge zu vergeben.
„Die EMO Hannover hat ihre Position als Weltleitmesse der Produktionstechnologie erneut bestätigt und gefestigt“, sagt Welcker abschließend. Er freue sich auf die nächste Veranstaltung, die in zwei Jahren bei besserer Konjunktur sicher auch wieder mehr Aussteller anziehen werde.
1975, vor 48 Jahren, fand die erste EMO Hannover statt. 2025 wird sie vom 22. bis 27. September 2025 ausgerichtet.
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