Geschäftsklima: Zurückhaltende Erwartungen
Das ifo Institut meldet eine Verbesserung des Geschäftsklimaindexes; Branchenverbände äußern sich zurückhaltend und erwarten Zurückhaltung zum Jahresende.
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich nach Angaben des ifo Instituts gebessert. Der ifo Geschäftsklimaindex ist demnach im November auf 86,3 Punkte gestiegen, nach 84,5 Punkten im Oktober. Mit den laufenden Geschäften waren die Unternehmen zwar weniger zufrieden, aber der Pessimismus mit Blick auf die kommenden Monate ließ merklich nach. Die Rezession dürfte weniger tief ausfallen als viele erwartet haben, heißt es weiter.
- Im Verarbeitenden Gewerbe legte der Index merklich zu. Die Unternehmen blickten deutlich weniger pessimistisch auf die kommenden Monate. Sie bewerteten ihre aktuelle Lage hingegen schlechter. Erneut gingen weniger neue Aufträge ein. Die Unsicherheit über die weitere Geschäftsentwicklung nahm etwas ab, blieb aber auf hohem Niveau. Bei den energieintensiven Branchen hat sie allerdings nochmals zugenommen.
- Im Dienstleistungssektor hat sich das Geschäftsklima merklich verbessert. Die Unternehmen waren weniger pessimistisch im Hinblick auf die kommenden Monate, aber unzufriedener mit den laufenden Geschäften.
- Im Handel ist der Index erneut gestiegen. Die Händler schätzten ihre aktuelle Lage etwas besser ein. Die Erwartungen legten sogar deutlich zu. Trotzdem blickt gegenwärtig noch etwa jedes zweite Unternehmen pessimistisch auf die kommenden Monate.
Die Lage in der Werkzeugmaschinenindustrie
Im dritten Quartal 2022 stieg der Auftragseingang der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 9 %. Wie der VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) mitteilt, legten dabei die Bestellungen aus dem Inland um 3 %, die aus dem Ausland um 12 % zu. In den ersten neun Monaten 2022 stieg die Nachfrage insgesamt um 26 %. Dazu trugen In- und Ausland gleichermaßen bei, mit 25 beziehungsweise 26 % Zuwachs, so der VDW weiter.
„Die Aufträge unserer Branche haben sich trotz aller Widrigkeiten bis jetzt gut gehalten. Zwar ist eine klare Wachstumsabschwächung zu erkennen, aber sowohl der September als auch das dritte Quartal sind positiv“, kommentiert Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer des VDW, Frankfurt am Main, das Ergebnis. „Gleichwohl sind die Erzeugerpreise in der Werkzeugmaschinenindustrie im dritten Quartal um 8 % gestiegen. Preisbereinigt stagniert damit das Ergebnis. Wie überall frisst die Inflation auch bei uns den Zuwachs auf“, so Schäfer weiter. Im Gesamtjahr liegt der Auftragseingang nominal nur 7 % unter dem Rekordvolumen 2018. Während im Ausland das Rekordniveau erreicht wird, liegt das Inland ein Fünftel darunter.
Gleichzeitig sei die Kapazitätsauslastung im Oktober dieses Jahres auf knapp über 90 % gestiegen. „Bei den Lieferengpässen zeigt sich eine leichte Entspannung, so die Vermutung“, sagt Schäfer. Denn erfreulicherweise steige auch der Umsatz, in den ersten neun Monaten um 10 %. Dabei zieht die Zerspanung, der größere Bereich in der Werkzeugmaschinenindustrie mit heterogener Abnehmerschaft, mit 17 % Plus der Umformung davon. Sie ist dominiert vom Pressenbereich, wird häufig in Großprojekten eingesetzt und zeigt weniger große Konjunkturausschläge. Zwar steht der Umsatz dort nach einem dreiviertel Jahr mit 6 % im Minus. Dies erklärt sich aber mit der starken Vorjahresbasis. Die Umformtechnik war 2021 um ein Fünftel gewachsen, die Zerspanung hingegen nur um 3 %.
Für das vierte Quartal erwartet die Branche eine spürbare Abkühlung der Aufträge. Insbesondere Deutschland und Europa hinken hinterher, während Asien und Amerika, die von der Energiekrise wenig betroffen sind, eher stützen sollen. „Dennoch werden wir mit einem Plus in der Produktion abschließen“, fasst Schäfer die Aussichten zusammen. Der starke Auftragsbestand werde dafür sorgen, dass die Produktion hoch bleibt, weil die Bestellungen nur langsam abgearbeitet werden können.
Maschinen- und Anlagenbau: Zurückhaltung bei neuen Investitionen
Nach zwei Monaten mit unerwarteten Zuwächsen in den Auftragsbüchern (August und September) blieben die Bestellungen im Maschinen- und Anlagenbau im Oktober um real 12 % unter ihrem Vorjahreswert. Dabei sanken nach Angaben des VDMA die Inlandsorders um 13 % und die Bestellungen aus dem Ausland um 11 %. Aus dem Euro-Raum kamen 16 % weniger Orders, aus den Nicht-Euro-Ländern waren es 9 % weniger Aufträge. „Dieser Rückgang relativiert die Zuwächse der vorangegangenen beiden Monate. Zahlreiche Kunden sind angesichts der anhaltenden konjunkturellen Unsicherheiten zurückhaltender mit ihren Einkäufen von Maschinen und Komponenten und zögern mit neuen größeren Investitionen“, sagt VDMA-Chefvolkwirt Dr. Ralph Wiechers. „Doch ein echter Rückschlag bei den Bestellungen ist zumindest im Maschinenbau bisher ausgeblieben. Positiv ist ferner, dass die Auftragsbücher im Maschinen- und Anlagenbau nach wie vor gut gefüllt sind. Diese Bestellungen müssen erst einmal abgearbeitet werden.“
Im weniger schwankungsanfälligen Drei-Monats-Zeitraum August bis Oktober 2022 gingen die Bestellungen um insgesamt 4 % im Vergleich zum Vorjahr zurück. Aus dem Inland kamen 8 % weniger Orders, die Auslandsaufträge sanken um 2 %, wobei die Euro-Länder stagnierten und die Nicht-Euro-Länder 3 % weniger bestellten
Materialknappheit in der Industrie rückläufig
Die Materialknappheit in der Industrie ist nach Angaben des ifo Instituts zurückgegangen. Im November berichteten darüber 59,3 % der befragten Unternehmen, nach 63,8 % im Oktober. Das sei der niedrigste Wert seit April 2021. „Die Zahlen machen Hoffnung. Dennoch kann noch nicht von einer tiefgreifenden Entspannung gesprochen werden“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo Umfragen. „Viele Aufträge können noch immer nicht abgearbeitet werden.“
In der Automobilbranche stieg der Anteil laut ifo sogar von 74,9 auf 83,2 %. Im Maschinenbau sank er, jedoch nur auf 78,7 %. Über 70 % liegt der Anteil auch bei den Getränkeherstellern, den Herstellern von elektrischen Ausrüstungen sowie elektronischen und optischen Erzeugnissen. In der Metallerzeugung und -bearbeitung hat sich die Situation merklich entspannt, so ifo weiter. Mit 16,1 % liege der Anteil der Unternehmen so niedrig wie zu Beginn der Beschaffungskrise.
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