Zum E-Paper
Verbindungstechnik 24.07.2024, 15:14 Uhr

Kabel für den Einsatz in rauer Umgebung

Individuell angepasste Kabelbäume und Konfektionslösungen für die Fertigung von Forstmaschinen in Finnland.

Ponsse-Forstmaschinen basieren auf dem CTL-Verfahren (Cut-to-Length Methode), bei dem die Bäume gefällt, entastet und in verschiedene Holzsortimente geschnitten werden, bevor sie den Wald verlassen. Foto: Ponsse/Lapp

Ponsse-Forstmaschinen basieren auf dem CTL-Verfahren (Cut-to-Length Methode), bei dem die Bäume gefällt, entastet und in verschiedene Holzsortimente geschnitten werden, bevor sie den Wald verlassen.

Foto: Ponsse/Lapp

Die Geschichte von Ponsse ähnelt ein bisschen der von Lapp. Oskar Lapp war ein genialer Erfinder und Tüftler, der 1957 die erste industriell gefertigte Anschluss- und Steuerleitung Ölflex entwickelte und gemeinsam mit seiner Frau Ursula Ida Lapp 1959 das Unternehmen gründete, das heute Weltmarktführer für integrierte Lösungen im Bereich der Kabel- und Verbindungstechnik ist. Ebenfalls im Jahr 1957 packte den Bauernsohn Einari Vidgrén die Begeisterung für Forstmaschinen. Heute ist Ponsse Plc in Finnland einer der weltweit größten Hersteller von Forstmaschinen – die maßgeschneiderten Kabelbäume und Konfektionen kommen von Lapp.

Der Beginn: eine brachiale Maschine aus recycelten Teilen

Einari Vidgrén als Jugendlicher mit einer Gattersäge in der Forstwirtschaft zu arbeiten und stellte fest, dass die Arbeit im Wald sehr schwer und aufwändig war. Schon bald hatte er eine zündende Idee: So entwickelte Einari Vidgrén Ende der 1960er Jahre in einer örtlichen Dorfwerkstatt einen lastentragenden Forsttraktor. Als Einari Vidgrén seinen ersten selbstgebauten Forsttraktor aus der Werkstatt fuhr, staunten die Dorfbewohner nicht schlecht über die brachiale Maschine aus recycelten Teilen: „Was für ein ‚Ponsse‘ soll das denn sein?“, hieß es. Die Maschine wurde nach dem Mischlingshund Ponsse benannt, der im Dorf umherstreifte. Sein Fell war grau gesprenkelt – kein schöner Hund. Aber er war ein ausdauernder Jäger. Daher beschloss Einari Vidgrén seiner Maschine den Namen Ponsse zu geben. Die Maschine war perfekt für den Einsatz unter den harten Bedingungen des Holzeinschlags.

Unternehmensgründung mit schwierigem Start

1970 gründete Einari Vidgrén im Dorf Vieremä in Finnland seine Forstmaschinenfabrik. Die ersten Jahre waren schwierig. Erst in den 1980er Jahren war Ponsse mit neuen Maschinenentwicklungen auf Erfolgskurs. Mit der Einführung des legendären Forwarders Ponsse S15 im Jahr 1983 wurde Ponsse sowohl bei Wettbewerbern als auch bei Kunden bekannt. Der teilweise aus Aluminium gefertigte Maschinenrahmen machte die Maschine deutlich leichter als ihre Konkurrenten, was sie zu einer Klasse für sich in Sachen Geländegängigkeit machte. Der erste Harvester, der Ponsse HS15, wurde 1987 auf den Markt gebracht, gefolgt von den ersten Ponsse-Messgeräten im Jahr 1988. 1994 wurde Ponsse als weltweit erster Forstmaschinenhersteller mit dem Qualitätszertifikat ISO 9001 ausgezeichnet.

„Alle Forstmaschinen von Ponsse werden ausschließlich in Vieremä hergestellt.“

Heute ist das Familienunternehmen Ponsse börsennotiert und beschäftigt weltweit rund 2000 Mitarbeiter. Mit 13 Tochtergesellschaften, 30 Händlern in der ganzen Welt und 235 internationalen Servicezentren ist Ponsse auf Erntemärkten in 40 Ländern tätig und erzielt fast 80 % seines Umsatzes im Export – und hat mittlerweile über 19.000 Forstmaschinen in die ganze Welt geliefert.

Produktion ausschließlich in Finnland

Auch das Werk in Vieremä wurde von ursprünglich 300 m2 auf vier Hektar vergrößert. Ponsse-Forstmaschinen basieren auf dem umweltfreundlichen CTL-Verfahren (Cut-to-Length Methode), bei dem die Bäume gefällt, entastet und in verschiedene Holzsortimente geschnitten werden, bevor sie den Wald verlassen. „Unsere Produktpalette deckt alle Größenkategorien von Forstmaschinen ab, von der ersten Durchforstung und der Gewinnung von Waldenergie bis hin zum schweren Verjüngungsholzeinschlag, sowie alle Einschlagsorte, von weichen Böden bis hin zu steilen Hängen. Wir wollen mit unseren produktiven und zuverlässigen Ponsse Forstmaschinen und Dienstleistungen zum Erfolg unserer Kunden beitragen“, sagt Tuomas Yli-Marttila, Leiter Beschaffung und Logistik bei Ponsse. Und er fügt hinzu: „Etwa 60 % der Komponenten kommen aus Vieremä, aber wir haben auch Produkte aus anderen europäischen Ländern. Alle Forstmaschinen von Ponsse werden ausschließlich in Vieremä hergestellt.“

Wie entsteht ein Kabel?

Lager mit Pull-Steuerung

Zum Portfolio gehören Forwarder zum Bewegen und Transportieren von Stämmen zu den Sammelstellen für die Lastwagen. Oder Harvester für Durchforstungs- und Kahlschlagarbeiten. Durch ihre sechs Räder sind sie besonders wendig auch in schwierigem Terrain und sie haben so martialische Namen wie Cobra oder Scorpion. Die interne Logistik basiert heute auf einer Pull-Steuerung. Die Lagerautomatisierung umfasst 15.500 Lagerplätze für Kleinteile und Komponenten sowie 3.900 Palettenplätze. Entlang der Montagelinie werden die benötigten Teile und Komponenten automatisch aus dem Lager entnommen und mit fahrerlosen Transportfahrzeugen zu den einzelnen Arbeitsplätzen gebracht.

„Die Zusammenarbeit hat sich zu einer echten Partnerschaft entwickelt. Wir tauschen Informationen in beide Richtungen aus.“

Konfektionslösungen von Lapp

Die besonderen Produktionsmerkmale und die umfangreiche kundenspezifische Variation der Produkte erfordern auch von der Materiallogistik viel Leistung und Genauigkeit. Und an dieser Stelle kommt Lapp ins Spiel. Die Zusammenarbeit begann bereits in den 90er Jahren. Damals mit dem Unternehmen Suomen johdinvalmiste oy, die später von der SKS-Gruppe gekauft und in SKS Connecto umbenannt wurde. Im Jahr 2018 übernahm Lapp den Betrieb von SKS Connecto und benannte ihn in Lapp Connecto Oy um. Lapp ist heute alleiniger Lieferant der von Ponsse benötigten Kabelbäume und Konfektionslösungen. Ein Geschäftsbereich, der bei dem Verbindungsspezialisten unter dem Namen Ölflex Connect zusammengefasst ist. Konfektioniert wird nach Kundenwunsch. Zum Beispiel Unitronic LiYCY für die Datenübertragung in verschiedenen Teilen der Maschine, Unitronic BUS CAN FD P für die Datenübertragung in den Auslegern oder Ölflex PUR S 27 7G1,5 wird für die Stromversorgung der Fahrscheinwerfer.

Lapp ist alleiniger Lieferant der von Ponsse benötigten Kabelbäume und Konfektionslösungen. Konfektioniert wird nach Kundenwunsch.

Foto: Ponsse/Lapp

Lieferung just-in-time

„Die Zusammenarbeit mit Ponsse hat sich zu einer echten Partnerschaft entwickelt. Wir tauschen Informationen in beide Richtungen aus und diskutieren offen über alle täglichen Angelegenheiten“, freut sich Ari Reinikainen, Vertriebsmanager bei Lapp Connect Oy. Von Vorteil ist die direkte Nähe. Ponsse liegt nur wenige Kilometer von Lapp Connect Oy entfernt. „Wir liefern die bestellten Produkte direkt vor Ort und pünktlich nach dem Zeitplan des Kunden. Das sichert dem Kunden einen geringeren Lagerbestand und es kann auf Änderungen in der Produktion schnell reagiert werden“, sagt Ari Reinikainen. Eine Besonderheit in dieser Partnerschaft ist, dass der Kunde bereits in der Anfangsphase Lieferanten in die Gestaltung seiner Forstmaschinen einbezieht. Lapp hilft bei der Materialauswahl schon während der Entwurfsphase. Und ganz wichtig: Bei neuen Konfektionslösungen für neue Forstmaschinen passt die Lapp eigene Produktion so an, damit die Produktion für den Kunden immer reibungslos und effizient verläuft.

Ethernetleitung mit biobasiertem Kunststoff von BASF

Tuomas Yli-Marttila: „Für uns ist Lapp ein zuverlässiger Partner auf Augenhöhe – und das schon seit vielen Jahren. Wir teilen die Freuden und Herausforderungen miteinander. Wir schätzen das Fachwissen sehr, wenn es um die richtige Lösung für die Verkabelung geht. Und die gute Nachbarschaft ist auch ein großer Pluspunkt.“

Von Lapp/Udo Schnell