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Kunststoffrecycling 02.05.2024, 16:49 Uhr

Kunststoff-Fahrrad geht mit neuem Namen in Serie

Die Fahrräder bestehen aus recycelten Fischernetzen und benötigen keine Schmierung. Bis zur nächsten Saison sollen 5.000 Fahrräder in Serie hergestellt werden.

Aus dem igus:bike wird RCYL: Mit dem Start der Serienproduktion bekommt das Kunststoff-Fahrrad neben technischen Optimierungen auch einen neuen Namen. Foto: igus GmbH

Aus dem igus:bike wird RCYL: Mit dem Start der Serienproduktion bekommt das Kunststoff-Fahrrad neben technischen Optimierungen auch einen neuen Namen.

Foto: igus GmbH

Mit RCYL beginnt, wie Igus mitteilt, ein neues Kapitel der nachhaltigen Mobilität. Aus dem einstigen igus:bike werde RCYL – ein Fahrrad, das zu 50 % aus recycelten Fischernetzen besteht. Bei den beweglichen Bauteilen setzt das Unternehmen auf seine schmier- und rostfreien wie auch recyclebaren Hochleistungskunststoffe. Bis zur nächsten Saison möchte das Kunststoffunternehmen 5.000 Fahrräder in der Serienproduktion herstellen. Doch das sei erst der Anfang. Das Ziel: Weltweit lokale Produktionen an Müllhalden etablieren und so den Kunststoffkreislauf schließen.

Weltweit erstes Fahrrad aus recyceltem Kunststoff

Nach 3,5 Jahren der Entwicklung ist der persönlicher Traum von Frank Blase, Geschäftsführer der Igus GmbH, jetzt eine Realität, die in Serie geht: ein Urban Bike aus Plastikabfällen. „Mit dem igus:bike haben wir 2022 noch ein Konzept und eine Idee vorgestellt. Jetzt, zwei Jahre später, haben wir ein serienfertiges Produkt, welches wir selbst herstellen“, so Blase. „Wir freuen uns, die ersten 1.200 Vorbestellungen bedienen zu können.“ Mit dem Start der Serienproduktion bekommt das Fahrrad neben technischen Optimierungen auch einen neuen Namen: aus dem igus:bike wird RCYL. „Wir bei Igus sprechen es auf Englisch wie R(e)CYL (deutsch: Rißeil) aus. Der neue Name RCYL steht vor allem für den Recyclinganteil und den Nachhaltigkeitsgedanken im Fahrrad. Immerhin besteht es zu 50 % aus alten Fischernetzen und ist das weltweit erste Fahrrad aus recyceltem Kunststoff“, so Blase. „Das igus:bike bleibt als ständiges Entwicklungsprojekt erhalten. Wenn man ein igus:bike auf der Straße sieht, dann weiß man: hier wird etwas ganz Neues ausprobiert.”

Serienproduktion läuft an: 5.000 Fahrräder bis Juni 2025

Igus feierte die Serienreife des RCYL Fahrrads auf der CyclingWorld Europe Mitte März in Düsseldorf, heißt es weiter. „Die Messebesucher standen regelrecht Schlange, um eine Probefahrt zu machen. Sowohl das verbesserte Fahrverhalten als auch das futurische Design wurden gelobt“, erklärt Sven Terhardt, Head of Sales and Marketing RCYL. Für 1.200 Euro sei das RCYL Bike bald erhältlich. Doch wie kommt man an das Fahrrad? „Zunächst bearbeiten wir die ersten Vorbestellungen. Der Kauf ist über eine Anfrage auf unserer Webseite igus.bike möglich. Wir überlegen derzeit, ein Händler-Netz aufzubauen oder eigene Stores in den großen Städten zu eröffnen. Es gilt aber die wichtige Regel: kein RCYL Bike wird ohne die Möglichkeit des Service verkauft. Außerdem können wir uns RCYL auch als Firmenfahrrad, auf Messen oder für Hotels vorstellen”, so Terhardt.

Mit dem Aufbau einer eigenen Produktion in Köln möchte igus für die nächste Saison 5.000 Fahrräder herstellen.

Foto: igus GmbH

Mit dem Aufbau einer eigenen Produktion möchte Igus für die nächste Saison 5.000 Fahrräder produzieren. 2026 sollen es dann 10.000 Stück werden. Dafür investiert Igus nach eigenen Angaen in die Entwicklung und den Bau eigener Roto-Molding-Anlagen. Gerade in der Verarbeitung von recycelten Kunststoffen für hochstabile Bike-Komponenten nutze das Unternehmen seine 60-jährige Kunststoffexpertise für diese andere Fertigungstechnik. Besonders an dieser Stelle ergänze das niederländische Start-Up MTRL mit seinem Know-How die Arbeit der Igus-Ingenieurinnen und -Ingenieure. Eine kostengünstige Serienproduktion für Räder und Rahmen soll sich so realisieren lassen.

Zukunftsplan: Fahrradproduktion an Müllhalden

In Zukunft möchte Igus nicht nur für die Mobilität in deutschen und europäischen Städten sowie in den USA sorgen. „Auch in Ländern, wo sehr viel Müll anfällt, möchten wir lokale Produktionen für das RCYL Bike aufbauen. So soll der Müll ohne Umwege direkt in einen neuen Kreislauf überführt werden. Wir möchten nicht nur den Kunststoffkreislauf schließen, sondern auch Arbeitsplätze und Mobilität in Afrika und Südamerika schaffen“, erklärt Terhardt. Und auch an der RCYL Serie selbst arbeitet Igus intensiv weiter. Unter anderem an einer E-Bike-Version.

Weiterhin hält Igus an dem Plan fest, dass alles, was bei RCYL in Serie geht, auch der gesamten Branche als Zukaufteile anzubieten. „Es ist wie eine Produkt-Plattform zu verstehen. Da wir alle verbauten Kunststoffkomponenten des RCYL Bikes selbst produzieren, können die Hersteller auch direkt die einzelnen Komponenten bei Igus beziehen”, so Terhardt. „Die gesamte Bike-Branche kann mit unseren Komponenten arbeiten, lokale Supply Chains aufbauen, rostfrei, schmierfrei und noch nachhaltiger werden.”

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Von Igus/Udo Schnell