Zum E-Paper
Oberflächenbehandlung 11.02.2025, 14:00 Uhr

Zukunftsfähige Lackiertechnik im Maschinenbau: So werden Flexibilität, Effizienz und Resilienz gesteigert

Der deutsche Maschinenbau profitiert bei der Oberflächenbehandlung seiner Werkstoffe von modernen, energieeffizienten Lackieranlagen, die Flexibilität und Resilienz steigern. Das Fraunhofer IPA zeigt im Whitepaper „Zukunftsfähig Lackieren im Maschinenbau“ die Vorteile von Inhouse-Lösungen und interdisziplinärer Planung. Unternehmen verbessern Qualität, senken Kosten und sichern ihre Wettbewerbsfähigkeit durch innovative Lackiertechnologien.

Trocknungseinheit für lackierte Maschinenbauteile. Foto: LHY Powertrain GmbH & Co. KG

Trocknungseinheit für lackierte Maschinenbauteile.

Foto: LHY Powertrain GmbH & Co. KG

Der deutsche Maschinenbau setzt häufig noch auf veraltete Lackieranlagen oder ist von externen Lohnbeschichtern abhängig. Experten des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) betonen in einem aktuellen Whitepaper die Notwendigkeit, in moderne, zukunftsfähige Lackiertechnologien zu investieren, um Flexibilität, Effizienz und Resilienz in der Produktion zu erhöhen.

KI-gestützte Materialcharakterisierung macht den Tunnelbau nachhaltig

Beispiel LHY Powertrain: Vom Lohnbeschichter zur eigenen Lackieranlage

Die Firma LHY Powertrain, ehemals Linde Hydraulics, produziert in Aschaffenburg Pumpen, Motoren und Ventile. Bis 2016 übernahm ein externer Lohnbeschichter den letzten Produktionsschritt der Nasslackierung. Dies führte zu mangelnder Flexibilität, begrenzten Einflussmöglichkeiten bei Qualitätsmängeln und erhöhten Transportkosten. Mit der Entscheidung, eine eigene, automatisierte Lackieranlage zu betreiben, konnte das Unternehmen nicht nur die Qualität und Kontrolle verbessern, sondern auch Logistik- und Produktionskosten reduzieren.

Innovationsplattform für Kunststoffe in der Automobilindustrie

Der Maschinenbau im Wandel: Alte Anlagen als Produktionsbremse

Viele Maschinenbauunternehmen setzen weiterhin auf veraltete Lackiertechnologien aus den 1980er- und 1990er-Jahren. Volker Wegmann vom Fraunhofer IPA warnt, dass solche veralteten Anlagen den steigenden Marktanforderungen nicht mehr gerecht werden und den Lackierprozess zu einem Engpass in der Wertschöpfungskette machen. Die Modernisierung der Lackiertechnik sei daher unerlässlich, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Innovationen für eine nachhaltige und effiziente Mobilität

Fachwissen als Schlüssel zur erfolgreichen Lackiertechnik

Oliver Tiedje, Geschäftsbereichsleiter Beschichtungen und multifunktionale Materialien am Fraunhofer IPA, rät dem Maschinenbau, der Lackiertechnik mehr Aufmerksamkeit zu schenken und Fachkompetenzen ins Unternehmen zu holen. Im Whitepaper „Zukunftsfähig Lackieren im Maschinenbau“ werden die Vorteile vorausschauend geplanter Inhouse-Lackieranlagen erläutert. Dabei wird betont, dass fundiertes Wissen aus Ingenieurwesen, Chemie, Physik und Betriebswirtschaft erforderlich ist, um nachhaltige und effiziente Lösungen zu entwickeln.

KI ergänzt lückenhafte Materialdaten effizient

Planung zukunftsfähiger Lackieranlagen: Ein interdisziplinärer Ansatz

Die Planung moderner Lackieranlagen erfordert ein tiefes Verständnis aktueller Technologien und zukünftiger Entwicklungen. Wegmann hebt hervor, dass Lackieranlagen oft über 30 Jahre im Einsatz sind, weshalb die Berücksichtigung zukünftiger Verfahren und Materialien entscheidend ist. Die Integration von Fachwissen aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen stellt sicher, dass die Anlagen nicht nur technisch, sondern auch wirtschaftlich effizient sind.

Nachhaltige Dämmstoffe ebnen den Weg zur Klimaneutralität bis 2045

Erfolgsmodell LHY Powertrain: Energieeffiziente und flexible Lackiertechnologie

Als LHY Powertrain 2013 das Fraunhofer IPA mit der Planung einer modernen Lackieranlage beauftragte, entwickelte ein interdisziplinäres Team zunächst einen umfassenden Anforderungskatalog. Das Ergebnis war eine energieeffiziente, flexible Nasslackieranlage mit „Power & Free“-Fördertechnik, Farbsortierpuffern, Neun-Zonen-Vorbehandlung und Hochrotationszerstäubern mit Farbwechsel im Roboterarm. Die Anlage verfügt zudem über ein kombiniertes Trocknersystem für unterschiedliche Bauteildicken und ein Vision-System zur Werkstückerkennung und Lackierprogrammerstellung.

Das leisten alternative Werkstoffe in der Papierindustrie

Lackiertechnik der Zukunft: Investition in Innovation und Nachhaltigkeit

Volker Wegmann vom Fraunhofer IPA betont, dass die Planung zukunftsfähiger Lackieranlagen kein unlösbares Problem sei. Im Gegenteil: Unternehmen, die frühzeitig in moderne Technologien investieren, profitieren von höherer Effizienz, besserer Produktqualität und geringeren Betriebskosten. Für Unternehmen, die Unterstützung benötigen, stehen Experten wie die des Fraunhofer IPA bereit, um maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln.

Nachhaltige Innovation: Aerogele aus Altholz schützen Klima- und Ressourcen

Fazit: Wettbewerbsfähigkeit durch moderne Lackiertechnologien sichern

Die Investition in zukunftsfähige Lackieranlagen bietet Maschinenbauunternehmen die Möglichkeit, ihre Produktion flexibler, effizienter und resilienter zu gestalten. Das Whitepaper des Fraunhofer IPA liefert wertvolle Einblicke und Handlungsempfehlungen für Unternehmen, die ihre Lackiertechnik auf den neuesten Stand bringen möchten. Die Kombination aus fundiertem Fachwissen und interdisziplinärer Zusammenarbeit stellt sicher, dass die Lackiertechnik nicht länger ein Bottleneck, sondern ein Wettbewerbsvorteil in der Wertschöpfungskette ist.

Von Text: Fraunhofer IPA / RMW