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Gesundheitsschutz 13.02.2023, 07:18 Uhr

Wirklich hygienisch? Einmalhandschuhe an der Frischetheke

„Bei uns geht es sauber und hygienisch zu“, das wird im Einzelhandel, an Fleisch- und Frischetheken, oft durch das Tragen von Einmalhandschuhen suggeriert. Viele Kunden bestehen sogar auf diese Hygienemaßnahme. Aber wussten Sie, dass das Tragen von Einmalhandschuhen keinerlei Vorteile für die Sauberkeit bringt?

Einmalhandschuhe sind nicht so hygienisch wie zunächst einmal angenommen - vor allem wenn diese zu selten gewechselt werden. Foto: PantherMedia  / anatoliy_gleb

Einmalhandschuhe sind nicht so hygienisch wie zunächst einmal angenommen - vor allem wenn diese zu selten gewechselt werden.

Foto: PantherMedia / anatoliy_gleb

Im Gegenteil: Gründlich gewaschene oder desinfizierte Hände sind hygienischer als Einmalhandschuhe. Doch viele Verbraucher verknüpfen Einmalhandschuhe, spätestens seit Corona, automatisch mit den sterilen Verhältnissen im Krankenhaus – ein Irrglaube. BGHW-Hautschutzexperte Alexander Tjaberings erklärt: „Sie sind nur hygienisch rein, solange sie nicht mit kontaminierten Oberflächen in Berührung kommen.“ Während der Benutzung werden die Einmalhandschuhe genauso kontaminiert wie eine unbedeckte Hand. Zudem bildet das feucht-warme Milieu in den Handschuhen bei unsachgemäßer Benutzung einen idealen Nährboden für Keime, welche die Haut zusätzlich belasten. 

Stress für die Haut

Einmalhandschuhe tragen, Hände waschen, Hände desinfizieren und Kontakt zu wässrigen Flüssigkeiten, darunter leidet die Haut: Unter dem flüssigkeitsdichten Material des Handschuhs beginnen die Hände schnell zu schwitzen, Feuchtigkeit kann nicht verdunsten. Dadurch quillt die Haut auf und verliert ihren natürlichen Schutz. Die Hautoberfläche wird durchlässiger für Verunreinigungen und Allergene. Trockene Haut, Juckreiz, Rötungen, aber auch langwierige Handekzeme können die Folge sein. 

Richtige Pflege hilft

Bei bestimmten Arbeitsschritten können Einmalhandschuhe dennoch nützlich sein. Beispielsweise im Umgang mit leicht verderblichen oder säurehaltigen Lebensmitteln, z.B. beim Schneiden von Zitronen. Aber auch zum Schutz vor färbenden Inhaltsstoffen sowie bei Tätigkeiten, die starke Verschmutzungen mit sich bringen, z.B. beim Marinieren von Lebensmitteln. Dafür geben die Hautschutzexperten der BGHW klare Empfehlungen:

  • Die Einweghandschuhe so wenig und so kurz wie möglich tragen.
  • Die Handschuhe nur über saubere und trockene Hände ziehen.
  • Um eine Durchfeuchtung der Haut zu verhindern, Einmalhandschuhe rechtzeitig wechseln und Tragepausen einlegen.
  • Unterziehhandschuhe aus Baumwolle können helfen, da diese bis zu einem gewissen Grad Feuchtigkeit aufnehmen.
  • Einweghandschuhe sollten selbstverständlich nicht wiederverwendet werden.
  • Kaputte oder beschädigte Handschuhe nicht weiterverwenden, sondern sofort entsorgen.
  • Vor längeren Pausen und nach der Arbeit fetthaltige bzw. feuchtigkeitsspendende Hautpflege auftragen.

BGHW-Tipp: Desinfizieren oder waschen?

Die Beschäftigten an Bedientheken können einen einwandfreien Hygienestandard gewährleisten, indem sie ihre Hände mit einer pH-hautneutralen, duft- und farbstofffreien Waschlotion reinigen. Da durch das Händewaschen jedoch die hauteigenen und schützenden Fette ausgespült werden, trocknet die Haut schneller aus. Sind die Hände nicht sichtbar verschmutzt, ist die reine Desinfektion hautschonender. Auf keinen Fall sollte jedoch beides hintereinander erfolgen. Dadurch wird die Haut doppelt belastet, das Risiko für starke Hautirritationen steigt und die eigentliche Wirkung des Desinfektionsmittels wird oft hinfällig.

Von www.bghw.de