Sechs Trends für die Sicherheitsbranche
Mit Blick auf die Sicherheitsbranche stechen sechs große Technologietrends heraus. Viele von ihnen sind mit der Notwendigkeit verbunden, ein vertrauenswürdiges Technologie-Ökosystem aufzubauen. Philippe Kubbinga, Regional Director Middle Europe bei Axis, ordnet die Trends für die Sicherheitsbranche ein.
1. Hybriden Umgebungen werden vernetzt
In den letzten paar Jahren war ein wichtiger Trend, dass die Welt „horizontal“ wird, d. h. dass Cloud-, On-Premise-Server- und Edge-Technologien zunehmend gemeinsam genutzt werden, wobei jede Anwendung ihre Stärken auch in Hybridlösungen zeigt. Daran hat sich nichts geändert. Aber es ist im letzten Jahr deutlich geworden, dass die Frage der Netzwerkarchitektur für jeden Anwender individuell ist. Sowohl interne Ressourcen und Richtlinien als auch externe Faktoren wie lokale und internationale Vorschriften müssen im Setup einer Netzwerkarchitektur Berücksichtigung finden. Da „vernetzte“ Lösungen inzwischen zum Standard geworden sind, gehen wir davon aus, dass auch die meisten Videosicherheitslösungen letztendlich hybride Lösungen sein werden.
2. Cybersicherheit im Zero-Trust-Netzwerk
Die Milliarden von Verbindungen, die heute zwischen Geräten, Netzwerken und Rechenzentren bestehen, haben das Konzept der Absicherung eines Perimeters um ein Unternehmen herum fast völlig überflüssig gemacht. Die Abgrenzungen, die es früher gab, sind durchlässig geworden und so hat sich ein neuer Standardsicherheitsansatz herausgebildet: die Zero-Trust-Netzwerke. Die Coronapandemie hat hier eine zentrale Rolle gespielt, da durch flexible Arbeitsmodelle mehr Geräte über das öffentliche Internet verbunden sind als je zuvor. Zero-Trust-Netzwerke bedeuten, dass das Sicherheitsprofil eines jeden Geräts, das sich mit einem Netzwerk verbindet, einzeln und individuell bewertet wird. Das hat erhebliche Auswirkungen auf den Bereich der Videosicherheit: Signierte Firmware, regelmäßige Software-Updates, sicheres Booten, verschlüsselte Daten und sichere digitale Identitäten werden zu elementaren Faktoren und sind künftig nicht mehr „Nice to have“, sondern ein absolutes Must-have.
3. Prüfung von Videomaterial auf Authetizität
Deep Fakes und immer raffiniertere Manipulationen stellen die Echtheit von Videomaterial zunehmend infrage. Ein Videostream benötigt deshalb zum Aufnahmezeitpunkt eine digitale Signatur, die den eindeutigen Nachweis erbringt, dass das Video von einer bestimmten Kamera aufgenommen und seitdem nicht verändert wurde. Die gesamte Sicherheitsbranche muss daher gemeinsame Initiativen anstoßen, um die Sicherung der Authentizität von Videomaterial zu standardisieren, idealerweise auf der Grundlage von Open-Source-Software.
4. Wachsende Akzeptanz von KI
Auch wenn wir alle bereits tagtäglich KI- und Deep-Learning-basierte Dienste verwenden, muss künstliche Intelligenz dennoch Teil dieser Trendprognose sein. Axis ist nach wie vor der Überzeugung, dass die Technologie an sich nicht reguliert werden sollte, wohl aber die Anwendungsfälle. Gesetzgebungen und Regulierungen in Bezug auf die Entwicklung und Nutzung KI-basierter Technologien und Anwendungen sollten auf lokaler, regionaler und internationaler Ebene entworfen werden. Während wir das Potenzial von KI und Deep Learning für die Videosicherheit nach wie vor positiv einschätzen, erwarten wir einen noch stärkeren Fokus auf Initiativen, die sicherstellen, dass KI ethisch korrekt eingesetzt wird. Durch die stärkere Integration von KI in die grundlegendsten Ebenen der Technologie, dem System-on-Chip (SoC), wird sie zur Verbesserung und Optimierung aller Aspekte der Videosicherheitsleistung eingesetzt werden – von der Kamerakonfiguration über die Bildqualität bis hin zur Analyse.
5. Die Pandemie als Katalysator
Die langfristigen Auswirkungen der Coronapandemie zeigen sich auf unterschiedliche Weise: Die Pandemie war einerseits ein Katalysator für kontaktlose Technologien, ebenso wie für den Einsatz intelligenter Videotechnik, um sicherzustellen, dass die Richtlinien für ‚Social Distancing‘ und die öffentliche Gesundheit eingehalten werden. Im Technologiesektor führt die Pandemie aber auch zu Problemen in der Lieferkette, die die Herstellung und Beschaffung von Schlüsselkomponenten für gewisse Produkte einschränken. Die starke Vernetzung zwischen den Branchen und den verschiedenen Ländern hat dazu geführt, dass die weltweite Verknappung von Halbleitern in vielen Sektoren, von der Consumer-Technologie bis zur Automobilherstellung, weiterhin eine große Herausforderung darstellt. Viele Unternehmen haben daraufhin öffentlich den Wunsch geäußert, ihre eigenen Halbleiter bzw. System-on-Chips (SoC) zu entwickeln. Axis ist diesem Trend bereits einen Schritt voraus, denn der Technologieführer entwickelt seit vielen Jahren seinen eigenen ARTPEC-Chip, inzwischen schon in der 8. Generation.
6. 5G findet seinen Platz
Während sich ein Großteil des Hypes um 5G auf die Verbesserung der Netzwerkleistung für Verbraucheranwendungen konzentriert, ist einer der interessanteren Bereiche, wie sich private 5G-Netzwerke als Anwendungsfall für die Unternehmenstechnologie herausstellen. Private 5G-Netzwerke haben ein echtes Potenzial für Videosicherheitslösungen an großen oder unterschiedlichen Kundenstandorten, weil der neue Mobilfunkstandard es Unternehmen ermöglichen wird, IoT-Geräte in größerem Umfang zu vernetzen und die Entscheidungsfindung durch Datenaggregation und -analyse in Echtzeit zu verbessern. Auch für die Cybersicherheit könnte 5G große Vorteile bieten, vor allem in Hinblick auf die Sicherheit der einzelnen Komponenten in einem Netzwerk. In naher Zukunft werden wahrscheinlich vor allem Unternehmensnetze vom 5G-Standard profitieren, da er neue Szenarien ermöglichen wird, wie z. B. mobile Anwendungen und großflächige Installationen.
www.axis.com/ Annika Hilse