Einsatzbereit (nicht nur) bei Katastrophen
Die Katastrophenschutz-Organisationen sind gefordert wie nie. Neben ihren Aufgaben im Alltag sind Feuerwehren, Technisches Hilfswerk (THW), Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH), Malteser Hilfsdienst (MHD) und der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) immer häufiger bei Großeinsätzen gefragt. Ob Corona-Pandemie, Hochwasser-Katastrophe, Waldbrände oder Flüchtlingskrise: Die Einsatzzahlen und Belastung steigen.
Inzwischen werden Forderungen nach einem Neustart der Konzepte für den Bevölkerungsschutz lauter. Niedersachsen hat beispielsweise erst kürzlich angekündigt, in den kommenden drei Jahren 40 Millionen Euro zusätzlich in den Bevölkerungsschutz zu investieren. Die INTERSCHUTZ bietet für die Akteure beste Gelegenheit zum Austausch von Ideen und Lösungen. Zugleich geben die Organisationen dem Publikum aus aller Welt einen Eindruck von ihrer Leistungsfähigkeit und den ständig wachsenden Herausforderungen.
CP-Symposium: Fachaustausch an zwei Tagen
Der Katastrophenschutz im länderübergreifenden Kontext sowie extreme Wetterlagen stehen im Fokus des CRISIS-PREVENTION-Symposiums. Die zweitägige Veranstaltung des Beta Verlags (21. und 22. Juni) richtet sich vorwiegend an Führungskräfte aus Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben sowie aus Feuerwehren und Hilfsorganisationen und kann nach vorheriger Anmeldung mit einem INTERSCHUTZ-Ticket besucht werden. Die Keynotes und Podiumsdiskussionen finden auf dem Messegelände im Convention Center im Saal 2 statt.
Wenn‘s brennt: Die Feuerwehren
Der Deutsche Feuerwehrverband (DFV) vertritt die Interessen der rund 1,3 Millionen Angehörigen in Freiwilligen, Jugend-, Berufs- und Werkfeuerwehren in bundesweit 32 000 Feuerwachen und Gerätehäusern und ist auf der Messe in Halle 27 am Stand D38 zu finden. Zeitgleich zur INTERSCHUTZ richtet der DFV in Zusammenarbeit mit dem Land Niedersachsen, dem Landesfeuerwehrverband Niedersachsen, der Stadt Hannover sowie der Feuerwehr Hannover den 29. Deutschen Feuerwehrtag aus. Motto der sechstägigen Veranstaltung ist „Sicherheit.Leben“. Spannende Beiträge zum Thema Bevölkerungsschutz liefert der Feuerwehr-Zukunftskongress am Messe-Donnerstag, 23. Juni im Convention Center (CC) im Saal 3. Im Mittelpunkt steht die Steigerung der Resilienz der Bevölkerung. Vor allem junge Menschen aus allen Bereichen der Gefahrenabwehr sind aufgerufen, sich aktiv an den Diskussionen zu beteiligen.
Neben dem DFV und den Landesfeuerwehrverbänden nutzen auch zahlreiche einzelne Feuerwehren die INTERSCHUTZ, um ihre Leistungsfähigkeit zu demonstrieren, unter ihnen zum Beispiel die Feuerwehr der Gastgeberstadt Hannover (Halle 12/B48), die Berliner Feuerwehr (Halle 12/C10), die Feuerwehr Dortmund (Halle 17/D06), die Freiwillige Feuerwehr Bünde (Halle 12/E82), die Freiwillige Feuerwehr Werl (Halle 27/B59), der Stadtfeuerwehrverband Augsburg (Halle 12/G46) sowie die Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren (AGBF bund) auf dem Gemeinschaftsstand mit der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) (Halle 13/D50).
Technisches Hilfswerk (THW)
Neueste Entwicklungen aus der Robotik sowie der Prototyp eines Pontonboots zeigen auf dem THW-Stand (Halle 17/D42), in welche Richtung der Bevölkerungsschutz in Zukunft gehen wird. Das aus verschiedenen Modulen bestehende Pontonboot ist flexibel ausbaubar und soll auch die Konstruktion von schwimmenden Arbeitsplattformen und Pontonbrücken ermöglichen. Außerdem präsentiert das THW eine Drohne aus einem Forschungsprojekt zur Suche von Personen auf See oder in überfluteten Gebieten.
Ein weiterer Fokus des Messestandes liegt mit dem neu konzipierten „Fachzug Logistik“ sowie den Logistikzentren auf den erweiterten Fähigkeiten in diesem Bereich. Dazu stellt das THW die mobile Werkstatt der Fachgruppe Logistik Materialwirtschaft vor. Der 20-Fuß-Container kann in der Nähe der Einsatzstelle abgesetzt werden und ist vollständig ausgestattet, um Reparaturen an Fahrzeugen und Geräten durchzuführen. Die Werkstattcontainer kamen ebenso wie Mabey-Brücken nach dem Starkregen im Juli 2021 an Ahr und Erft zum Einsatz. Über ein neun Meter langes Teilstück dieses Brückentyps werden die Messe-Besucher*innen laufen können und so einen Eindruck von den Dimensionen der Behelfsbrücken erhalten, die das THW in den vergangenen Monaten errichtet hat.
Die Auslandsmodule bilden mit „High Capacity Pumping“(HCP) und der „Schnell-Einsatz-Einheit Wasser Ausland“(SEEWA) einen weiteren Messe-Schwerpunkt, da es neben dem THW-Stand zusätzlich eine gemeinsame Fläche mit der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) geben wird. Dort wird das EU-Modul 17 „Flood Rescue Using Boats“ (FRB) vorgestellt, das das THW gemeinsam mit der DLRG betreibt. Das Modul für Rettungseinsätze in Hochwasserlagen im europäischen Ausland ist seit 2020 einsatzbereit.
Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG)
Besucher*innen können sich am Stand der DLRG (Halle 17/D58) über die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der größten freiwilligen Wasserrettungsorganisation der Welt informieren. „Die Starkregenkatastrophe im vergangenen Sommer in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hat uns gezeigt, dass noch nicht überall bekannt ist, was die DLRG etwa im Katastrophenschutz alles leisten kann“, sagt die Präsidentin des Verbandes, Ute Vogt. Die INTERSCHUTZ in Hannover sei eine wichtige Plattform, um hier Abhilfe zu schaffen. Auf der vom DLRG Bundesverband und dem Landesverband Niedersachsen gemeinsam bespielten Standfläche werden die Wasserretter verschiedene Szenarien veranschaulichen, darunter die Sicherung von Deichen und Dämmen. Weiterhin wird die DLRG die biologische (Rettungshunde) und technische Ortung (mittels Drohnen und Sonar) bei der Suche nach Personen im Wasser sowie die Aufarbeitung von Geo-Informationsdaten präsentieren.
Näher vorgestellt wird auch die Einsatzkomponente Strömungsrettung. „Während der Katastrophe im Juli 2021 waren die Strömungsretterinnen und Strömungsretter des Öfteren die einzigen vor Ort und haben vielen Menschen das Leben retten können“, so Ute Vogt. Die für die Rettung in schnell fließenden Gewässern ausgebildeten Einsatzkräfte verfügten über die nötigen Fähigkeiten und die Ausrüstung, um in solchen Lagen Personen, die vom Wasser eingeschlossen sind, schnell zu erreichen.
Deutsches Rotes Kreuz (DRK)
Der INTERSCHUTZ-Auftritt des DRK (Halle 17/B58 und B06 sowie Halle 26/G29) zielt darauf ab, die gesamte Bandbreite des Bevölkerungsschutzes und des komplexen Hilfeleistungssystems darzustellen. Dabei wird ein besonderer Schwerpunkt auf die anwachsende Betreuungslage gelegt. Die Bandbreite der Präsentation reicht von Themenfeldern wie Notfallrettung, dem erweiterten Rettungsdienst und dem Katastrophenschutz bis zur umfassenden Ansprache der örtlichen Ebene und ehrenamtlichen Basis, der Kreis- und Landesebene und der Bundesebene. Bei der Darstellung kommen auch Virtual-Reality(VR)-Elemente zum Einsatz.
Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH)
VR-Simulationen aus den Themenfeldern Rettungsdienst und Bevölkerungsschutz erwarten die Besucher*innen auch auf der Präsentationsfläche der Johanniter-Unfall-Hilfe. Vorgestellt wird ferner ein neuer Gerätewagen „Sanität“, der durch sein komplett überarbeitetes Beladungskonzept bestmöglich an die neuen Einsatzanforderungen angepasst worden ist. Einer dieser Zehntonner auf Basis eines MAN-Fahrwerks steht zur Besichtigung bereit.
Ein weiteres Highlight auf dem über 800 Quadratmeter großen Messestand der Johanniter (Halle 26/C29 und F13) ist das 2021 gestartete „Anti-Gaffer“-Projekt, welches dem Voyeurismus an Unfallorten Einhalt gebieten und damit Menschenleben retten soll. Dazu setzt die Hilfsorganisation auf großflächige QR-Codes, beispielsweise auf Rettungswagen. Erfasst das Handy eines Schaulustigen das Fahrzeug, erkennt die Kamera den QR-Code und leitet den Benutzer direkt auf die Internetseite „Gaffen tötet“. Dort erscheint dann die Warnung: „Achtung! Gaffen tötet! Es kann Rettungskräfte behindern und zur Straftat werden.“ Begleitet wird das Pilot-Projekt von der Akkon Hochschule für Humanwissenschaften.
Neben weiteren Exponaten wie beispielsweise einer Drohne, Bewerbungsmöglichkeiten für Haupt- bzw. Ehrenamt vor Ort und noch ein paar Überraschungen stehen die Johanniter auch für Austauschgespräche zum Bevölkerungsschutz für politische Entscheider aus den Bundesländern und Kommunen zur Verfügung. In diesem Jahr jährt sich im Übrigen der Gründungstag der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. zum 70. Mal.
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK)
Das BBK stellt gemeinsam mit den Projektpartnern DRK, ASB, DLRG, JUH und MHD das Pilotprojekt „Labor Betreuung 5 000“ und damit verbunden die „Betreuungsreserve des Bundes für den Zivilschutz“ vor. Die derzeit im Aufbau befindliche Betreuungsreserve des Bundes soll bis zu zehn „Mobile Betreuungsmodule“ umfassen. Mit den Materialien eines solchen eingelagerten Betreuungsmoduls können jeweils bis zu 5 000 Menschen kurzfristig, gleichzeitig und weitgehend autark für einen Zeitraum von bis zu einem Jahr untergebracht und betreut werden. Am Stand können sich die Besucher*innen über das Projekt sowie über die bisherigen Erprobungen und deren Ergebnisse informieren; auch werden erstes beschafftes Material und Gerätschaften am Stand gezeigt. Es wird weiterhin einen Vortragsbereich geben, wo das Betreuungsmodul und erste Einsatzerfahrungen vorgestellt werden.
Internationale Hilfsorganisationen – weltweite Hilfe
Neben den vielen nationalen Hilfsorganisationen präsentieren sich auf der INTERSCHUTZ auch diverse internationale Netzwerke und Institutionen wie etwa der Verband @fire, der über ständig einsatzbereite Spezialkräfte verfügt und diese zum Beispiel nach verheerenden Naturkatastrophen weltweit in den Einsatz schickt (Halle 17/A18). Schwerpunkt von @fire liegt in der Bekämpfung von Waldbränden sowie dem Suchen und Retten von Verschütteten nach Erdbeben (USAR). International ist @fire ein anerkannter Teil der UN-Unterorganisation INSARAG (International Search and Rescue Advisory Group) und arbeitet rund um die Welt mit anderen Rettungsorganisationen zusammen. Auf der INTERSCHUTZ können sich Interessierte darüber informieren, welche Möglichkeiten es gibt, einen Beitrag zur weltweiten Hilfe in Katastrophen zu leisten.