Richtiges Verhalten bei Feuer in der Wohnung
Einen kühlen Kopf behalten - im Brandfall gar nicht leicht! Eine gute Vorbereitung und genaue Kenntnis über Fluchtwege kann im Ernstfall helfen Leben zu retten.
Jedes Jahr kommen in Deutschland rund 350 Menschen bei Bränden ums Leben. Viele von ihnen könnten gerettet werden, wenn sich die Betroffenen im Brandfall richtig verhalten. Entscheidend sind besonnene Reaktion sowie die Wahl des richtigen Fluchtwegs.
Gut vorbereitet für den Brandfall
Viele Menschen übersehen, dass sie im Brandfall nur dann richtig reagieren können, wenn sie sich vorher Fragen gestellt haben wie, was sie in ihrer Wohnsituation als Erstes machen sollten, wenn es brennt, und wie sie auf Gefahr sinnvoll reagieren können. Sollte es in den eigenen vier Wänden brennen, können die ersten Schritte geklärt sein: Mitbewohner warnen, über die 112 die Feuerwehr alarmieren und den besten Rettungsweg wählen.
Kürzesten Rettungsweg kennen
Der Rettungsweg unterscheidet sich je nach Wohnsituation, etwa in einer Etagenwohnung oder einem Einfamilienhaus. Ebenfalls lebenswichtig ist die Frage, ob es hilfsbedürftige Personen – beispielsweise Kinder oder Senioren – gibt, die im Notfall gerettet werden müssen. Zudem muss der Standort des Feuerlöschers bekannt sein. Wer vorbereitet ist, kann im Brandfall Ruhe bewahren und ohne Panik die notwendigen Schritte einleiten. Was vielen nicht bewusst ist: Die größte Gefahr bei einem Brand geht nicht vom Feuer, sondern vom freigesetzten Rauchgas aus. 95 Prozent der Brandopfer sterben nicht durch Feuer, sondern durch Rauch. Entsteht ein Wohnungsbrand, haben die Bewohner höchstens 120 Sekunden Zeit. Danach wird es gefährlich. Der Sauerstoff in der Luft wird knapp und das gefährliche Kohlenmonoxid breitet sich aus. Wenn Einrichtungsgegenstände mit hohem Kunststoffanteil brennen, ist das Zeitfenster sogar noch kleiner.
Im Brandfall giftigen Brandrauch meiden
Lässt sich der Brand nicht umgehend löschen, heißt die wichtigste Regel: vom giftigen Brandrauch fernhalten, unbedingt zum Brandherd die Türen schließen, damit sich der Rauch nicht ausbreitet, vor allem nicht auf den Rettungswegen wie dem Treppenhaus. Damit gewinnen Bewohner Zeit, um sich und andere in Sicherheit zu bringen. Es ist lebenswichtig, nie durch ein verrauchtes Treppenhaus zu flüchten. Es ist ein Irrtum anzunehmen, man könne vom ersten oder zweiten Stock durch ein verrauchtes Treppenhaus ins Erdgeschoss flüchten und dabei die Luft anhalten. Schon wenige Atemzüge von Rauchgas können genügen, um einen Menschen handlungsunfähig zu machen. Bei verrauchten Rettungswegen wird empfohlen, die Türen zum Rauchgas hin abzudichten und sich an einem Fenster oder auf dem Balkon den Rettungskräften bemerkbar zu machen, die in der Regel innerhalb von zehn Minuten vor Ort sind. So lange hält die Wohnungstür das Feuer und den Rauch eines Brandes außerhalb der eigenen Wohnung fern.
Rauchmelder auf Funktionalität prüfen
Der Schutz durch Rauchmelder, die seit einigen Jahren mindestens in Schlafräumen, Kinderzimmern und Fluren vorgeschrieben sind, sollte überprüft werden. Ohne die Warnmelder haben Schlafende im Brandfall häufig keine Chance, der Gefahr zu entkommen. Da der Geruchssinn im Schlaf nicht reagiert, werden Schlafende durch Brandrauch nicht wach. Nicht zuletzt aus diesem Grund sterben 70 Prozent der Brandopfer in den Nachtstunden. Es ist zu empfehlen, auch bei kleineren Bränden die 112 zu wählen – selbst wenn der Brand schon gelöscht ist. Die Leitstelle entscheidet daraufhin, was getan werden muss. Nach Rauchentwicklung kann eine Messung im Hinblick auf gefährliche Rückstände sinnvoll sein. Eine weitere häufige Befürchtung, dass wer eine potenziell gefährliche Situation meldet, Angst haben muss, den Feuerwehreinsatz bezahlen zu müssen, lässt sich zerstreuen.
Dekra/ Annika Hilse