Bestimmung der Mindestzündenergie hybrider Gemische
Durch das Auftreten von brennbarem Staub in einer Brenngas-Luft-Atmosphäre können sich hoch entzündliche Gemische, sogenannte hybride Gemische, bilden. Im folgenden Beitrag werden Voraussetzungen für eine Explosion durch entzündliche Stäube untersucht.
Das Vorhandensein eines Brenngases zeitgleich zu einem aufgewirbelten Staub-Luft-Gemisch kann die Explosionsgefährlichkeit und Zündempfindlichkeit des Staubes drastisch verstärken, obwohl das Brenngas in Konzentrationen weit unterhalb der jeweiligen unteren Explosionsgrenze (UEG) vorliegt [1-9].
Wann explodiert Brenngas im Gemisch mit brennbarem Staub?
Um eine Quantifizierung dieses Einflusses eines Brenngases auf einen brennbaren Staub zu bestimmen, ist eine Modifizierung der derzeit für die Prüfung der Mindestzündenergie (MZE) von Stäuben zugelassenen Apparaturen [10; 11] erforderlich. In einem Vorlagebehälter wird das Brenngas-Luft-Gemisch mit einer Konzentration g von etwa 50 % der unteren Explosionsgrenze über den Partialdruck des Brenngases pgas und dem Enddruck pfinal von 7 bar im Gefäß entsprechend Gleichung (1) hergestellt.
(1)
Zur Verringerung des Einflusses lokaler Vermischungen an der Druckfront in der Luft im modifizierten Hartmann-Rohr mit dem Brenngas-Luft-Gemisch wurde bei einer Versuchsreihe unter Zuhilfenahme der sogenannten Purge-Methode [12] das Hartmann-Rohr vor Aufwirbelung des Staubes mit dem Brenngas-Luft-Gemisch gespült.
Zur Versuchsvorbereitung wurden zunächst die Mindestzündenergie von zwei Speisestärken ohne zugemischtes Brenngas sowie die für den Versuchsaufbau spezifische untere Explosionsgrenze der Brenngase Methan und Wasserstoff bestimmt.
Die Versuchsdurchführung zur Bestimmung der Mindestzündenergie eines hybriden Gemisches orientiert sich an der normativen Bestimmung der Mindestzündenergie eines Staubes [10; 11]. Die Aufwirbelung des Staubes erfolgt über das im Vorlagebehälter befindliche Brenngas-Luft-Gemisch jeweils ohne voriges Spülen des Hartmann-Rohrs (Partialdruck-Methode) oder mit Spülen des Hartmann-Rohrs mit dem Brenngas-Luft-Gemisch (Purge-Methode). Die Versuchsergebnisse sind in Bild 1 dargestellt.
Wo liegt die Grenze der Mindestzündenergie?
Neben der deutlichen Reduzierung der Mindestzündenergie konnten Zündungen im Grenzbereich der Anwendung der verwendeten Prüfapparatur festgestellt werden, welche vom Hersteller mit 4 mJ angegeben wurde [13]. Es wird angenommen, dass die tatsächliche Mindestzündenergie unterhalb der 4 mJ Grenze liegt. Eine abschließende Bestimmung ist aufgrund des Grenzbereiches der Anwendung nicht möglich.
Mit den gefundenen Ergebnissen konnte bestätigt werden, dass durch einfache Modifikationen der herkömmlichen Versuchsapparaturen eine Prüfung von hybriden Brenngas-Staub-Luft-Gemischen durchgeführt werden kann. Gleichzeitig weisen die sehr niedrigen Mindestzündenergien der hybriden Gemische darauf hin, dass aufgrund der signifikanten Reduzierung der Mindestzündenergie von Stäuben die allgemein verwendeten Prüfapparaturen an ihre Grenzen stoßen.
Nach der Fehleranalyse: Wie geht es weiter?
Die epistemischen Unsicherheiten wie beispielsweise das Ablesen der Spannung sowie der parasitären Kapazitäten, Induktivitäten und Widerstände wurden in [14] berechnet und bewertet. Die aleatorischen Unsicherheiten in Form des Turbulenzverhaltens des Staubes sowie lokaler Konzentrationsänderungen des Brenngas-Luft-Gemisches wurden durch eine erhöhte Anzahl an Versuchsdurchführungen auf ein akzeptables Maß reduziert. Eine konkrete Berücksichtigung des Energieverlustes aufgrund der im Kondensator zurückbleibenden Energie war jedoch aufgrund des hohen Aufwands nicht möglich, sodass bei der praktischen Anwendung der experimentell bestimmten Mindestzündenergien geeignete konservative Sicherheitsbeiwerte angewendet werden müssen.
Die höchste Priorität der erforderlichen Forschung sollte auf dem Gebiet der verlässlichen Erzeugung niedriger Funkenergien liegen. In den durchgeführten Versuchen wurde gezeigt, dass die unteren Bestimmungsgrenzen aktuell verwendeter Prüfapparaturen bereits erreicht werden, obwohl die Stäube in ihrer Reinform verhältnismäßig hohe Mindestzündenergien aufweisen. Die so gefundenen Versuchsapparaturen und -durchführungen können anschließend normativ festgelegt werden, um eine reproduzierbare und vergleichbare Bestimmung der Mindestzündenergie zu ermöglichen.
Den Beitrag in voller Länge finden Sie in der Printausgabe 5/6 der Technischen Sicherheit.
Literatur
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- Wolf C (2020) Herausforderungen bei der Bestimmung der Mindestzündenergien hybrider Gemische. Masterarbeit, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Priv.-Doz. Dr.-Ing. Marcus Marx
Ingenieurbüro KompEx, Paderborn. Dr.-Ing. Dieter Gabel
Fakultät für Verfahrens- und Systemtechnik, Institut für Anlagen- und Umwelttechnik, Abteilung Anlagentechnik und Anlagensicherheit, Otto-von-Guericke Universität, Magdeburg.