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Digitalisierung 06.12.2024, 15:00 Uhr

Datenmangel erschwert Dekarbonisierung

Digitalisierung kann die Dekarbonisierung von Unternehmen beschleunigen. Allerdings erweisen sich die Verfügbarkeit und der Zugang zu den richtigen Daten oft als Herausforderung, zeigen die Ergebnisse einer jetzt veröffentlichten Studie.

Wie die Dekarbonisierung durch Digitalisierung beschleunigt werden kann, untersucht eine neue Studie.  Foto: Siemens Smart Infrastructure

Wie die Dekarbonisierung durch Digitalisierung beschleunigt werden kann, untersucht eine neue Studie.

Foto: Siemens Smart Infrastructure

Die Dekarbonisierung stellt für Unternehmen weltweit eine zentrale Herausforderung dar, insbesondere im Hinblick auf die Verfügbarkeit und den Zugang zu relevanten Daten. Eine aktuelle Studie von Siemens Smart Infrastructure, die auf einer Umfrage unter 650 Führungskräften basiert, untersucht die Rolle der Digitalisierung bei der Transformation von Infrastrukturen in den Bereichen Energie, Gebäude und industrielle Prozesse. Die Ergebnisse zeigen, dass intelligente Infrastrukturen entscheidend sind, um Dekarbonisierung, Ressourceneffizienz und Zusammenarbeit zu fördern und somit Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

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Die Studie mit dem Titel „Digital Transformation, Sustainable Returns: The New Pathway of Infrastructure“ beleuchtet, wie die Digitalisierung diesen Prozess beschleunigen kann und welche Hürden dabei bestehen. Sie zeigt, dass trotz signifikanter Fortschritte in den letzten Jahren ein deutliches ungenutztes Potenzial bestehen bleibt, insbesondere bei datengesteuerten Betriebsabläufen. Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass 55 % der Befragten digitalen Technologien ein erhebliches oder enormes Potenzial zuschreiben, die Dekarbonisierung ihrer Betriebsabläufe voranzutreiben. Allerdings erkennen 45 % dieses Potenzial kaum oder gar nicht, was darauf hindeutet, dass das Zusammenspiel von Digitalisierung und Dekarbonisierung nicht vollständig verstanden wird.

Herausforderungen durch Datenmangel

Obwohl 54 % der Unternehmen ausgereifte oder weit fortgeschrittene datengesteuerte Betriebsabläufe vorweisen, sind die Verfügbarkeit und der Zugang zu den richtigen Daten laut Studie die zentralen Herausforderung für Dekarbonisierungsmaßnahmen. Ein beträchtlicher Anteil der Befragten gibt an, dass in entscheidenden Bereichen nur wenige oder gar keine Daten verfügbar sind:

44 % der Unternehmen mangelt es an Emissionsdaten.

46 % verfügen nicht über Leistungsdaten von Anlagen und Maschinen.

30 % haben keine ausreichenden Energieverbrauchsdaten.

Selbst wenn Daten vorhanden sind, stehen Unternehmen vor der Herausforderung, diese Daten effektiv zu verwalten, zu analysieren und zu nutzen. Es besteht Einigkeit darüber, dass sowohl die Menge als auch die Qualität und Verfügbarkeit der Daten verbessert werden müssen, um fundierte Entscheidungen für bessere Effizienz- und Nachhaltigkeitsergebnisse zu treffen.

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KI als Schlüssel für die Energiewende?

Die Umfrageergebnisse heben hervor, dass Künstliche Intelligenz (KI) als die Technologie mit dem größten positiven Einfluss auf Dekarbonisierung und Ressourceneffizienz angesehen wird. 33 % der Befragten glauben, dass KI in den nächsten drei Jahren den größten Einfluss haben wird. Gegenwärtig tragen jedoch auch andere Lösungen erheblich zur Emissionsreduktion bei, darunter das Internet der Dinge (IoT), digitale Zwillinge, intelligente Netze und Edge-Technologien. „Um die Dekarbonisierung zu beschleunigen und wichtige Klimaziele zu erreichen, müssen wir digitale Technologien wie KI und IoT transformativ nutzen“, sagt Thomas Kiessling, CTO von Siemens Smart Infrastructure. Die Lösungen dafür existierten bereits, die Einsparungen seien offensichtlich. „Es gibt keinen Grund, nicht jetzt zu handeln“, so Kiessling.

Vorteile digitaler Plattformen

Digitale Plattformen spielen eine wesentliche Rolle bei der Unterstützung von Unternehmen auf ihrem Weg zur Dekarbonisierung. Sie bieten eine Vielzahl von Vorteilen, die den Übergang zu nachhaltigeren und effizienteren Betriebsmodellen erleichtern.

Wichtig ist die Skalierbarkeit: Digitale Plattformen ermöglichen es Unternehmen, ihre Lösungen je nach Bedarf anzupassen und zu erweitern. Ob ein kleines Pilotprojekt oder die großflächige Implementierung neuer Technologien. Als weiteren Vorteil benennen die Studienautoren Zeit- und Kosteneffizienz, denn die Automatisierung und Integration von Prozessen durch digitale Plattformen spart Zeit und senkt die Betriebskosten. Dies sei besonders wichtig in der Energie- und Umweltbranche, wo Effizienz oft entscheidend ist, um sowohl ökonomische als auch ökologische Ziele zu erreichen.

Dank standardisierter und benutzerfreundlicher Schnittstellen können Unternehmen digitale Plattformen schneller einführen. Das reduziert die Zeitspanne zwischen der Planung und dem tatsächlichen Nutzen und hilft, nachhaltige Praktiken früher in den Betrieb zu integrieren. Moderne digitale Plattformen arbeiten in der Regel zuverlässig. Das ist wichtig, um kontinuierliche Prozesse und die Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards zu gewährleisten. Auch die Interoperabilität spielt eine entscheidende Rolle. Gemeint ist die Fähigkeit digitaler Plattformen, nahtlos mit einer Vielzahl von Geräten, Sensoren und anderen Technologien zu kommunizieren. Das ermöglicht eine umfassende Datenerfassung und -analyse, die für fundierte Entscheidungen zur Verbesserung der Ressourceneffizienz wichtig sind.

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Kiessling sieht die Dekarbonisierung auf einem guten Weg: „Die Digitalisierung ist ein zentraler Treiber für Nachhaltigkeit, wobei die Dekarbonisierung unserer Gebäude, Netze und Infrastruktur bereits mit den heute verfügbaren Lösungen in greifbarer Nähe ist. Da beispielsweise das IoT die Kosten für intelligente Gebäudetechnologie reduziert, können wir Systeme vernetzen, den Energieverbrauch reduzieren und enorme Einsparungen erzielen.“

Elke von Rekowski