Effizienter Schichtwechsel beim HKW Cottbus
Damit Energieversorger zuverlässig liefern können, benötigen sie ein wachsames Auge auf alle betrieblichen Vorkommnisse. Für eine schnelle und lückenlose Erfassung vertraut das Heizkraftwerk (HKW) Cottbus auf ein elektronisches Schichtbuch. Der von Eschbach IT entwickelte „Shiftconnector“ ist bedienerfreundlich und passt sich nahtlos der vorhandenen IT-Struktur an. Durch die Programmintegration „XDC-freie Formulare“ erreichen die Lausitzer zudem eine hohe Transparenz.
Seit mehr als 15 Jahren dient das HKW Cottbus der gleichnamigen Lausitzer Metropole und Umgebung als zuverlässiger Wärme- und Energielieferant. Eine große Verantwortung, der seit dem ersten Tag im Fünf-Schicht-Betrieb nachgekommen wird. Alles beruht dabei auf einer effizienten und fehlerlosen Weitergabe des Betriebs. Bis Mitte 2014 wurden hierfür noch sämtliche Ereignisse handschriftlich in einem Schichtbuch aus Papier festgehalten. Auch die Erfassung in Excel spielte eine große Rolle. Doch die zunehmende Komplexität innerhalb der Netzüberwachung sowie die Auflagen von Gesetzgebern und Versicherungsträgern erfordern heute einen effektiveren und transparenteren Umgang mit Daten. So kann die Umstellung auf ein digitales Schichtbuch beispielsweise dafür sorgen, dass Informationen zu betrieblichen Vorkommnissen oder Störungen im Ablauf einheitlich und lückenlos erfasst werden. Verantwortliche erhalten wichtige Daten per E-Mail, und das Schichtbuch kann als zentrale Kommunikationsplattform genutzt werden, was wiederum die Qualität der gesamten Prozesssteuerung steigert.
„Für einen einheitlichen Workflow und eine reibungslose Organisation des Schichtbetriebs nutzen wir seit Sommer 2014 den Shiftconnector von Eschbach IT“, so Dr. Sven Wenzke, Leiter Betrieb im HKW Cottbus. „Das elektronische Schichtbuch verbindet unsere Schichtteams und Abteilungen zu jeder Tages- und Nachtzeit – wir können lückenlos nachweisen, was geschehen ist, und ob jemand beispielsweise einen Nachtrag getätigt hat, der so im Schichtprotokoll noch nicht enthalten ist.“
Intuitive Bedienerfreundlichkeit erleichtert Tagesgeschäft
Bereits nach kurzer Zeit konnte ein wesentlicher Teil der täglichen Routinen von der Software übernommen werden. „Die Einführung verlief erstaunlich reibungslos und allein schon wegen der intuitiven Bedienerfreundlichkeit stieß der Shiftconnector bei den Kollegen auf eine hohe Akzeptanz“, erinnert sich der zuständige Leiter des Projekts Martin Halbert. So lässt sich das digitale Schichtbuch schon nach einer kurzen Einlernphase leicht und komfortabel handhaben: Intelligente, arbeitsplatzabhängige Eingabehilfen und relevante Textvorschläge unterstützen das Schichtpersonal beim Befüllen der Formulare, wobei der Erfassungs- und Tippaufwand auf das Notwendigste reduziert wird. Relevante Ereignisse erhalten Anwender auf einen Blick in einem Cockpit, das auch die Fremddaten aus den angebundenen Systemen zeigt. „Die Software passt sich nahtlos der vorhandenen Systemumgebung an und kommuniziert beispielsweise mit unserem Prozessleitsystem von ABB, so dass bestimmte Vorgänge und Ereignisse automatisch eingehen und nicht mehr manuell erfasst werden müssen.“
Nahtlose Integration sorgt für hohe Automatisierung
So profitierte das HKW Cottbus von Anfang an von der hohen Integrationsfähigkeit des Shiftconnectors: Die Anwendung verfügt über vielfältige offene Schnittstellen, mit denen bestehende IT-Systeme problemlos integriert werden können. Diese Flexibilität sorgt unter anderem dafür, dass sich im Schichtbuch Prozesse, Zuständigkeiten und Organisationsstrukturen ganzheitlich und systemübergreifend abbilden lassen. Darüber hinaus ist es flexibel auf den jeweiligen Betriebszweck wie zum Beispiel Übertragungs-, Verteilnetzbetreiber und Kraftwerksbetrieb anpassbar. Es unterstützt die Erfüllung behördlicher Vorgaben an die Betriebsorganisation, wie sie zum Beispiel aus dem Immissionsschutzgesetz oder Energiewirtschaftsgesetz abgeleitet werden.
Wenn jetzt zum Beispiel im Leitsystem ein Spitzenlastdampferzeuger (SLDE) außer Betrieb genommen wird, generiert der Shiftconnector wenige Minuten später einen automatischen Eintrag, dass dieser vom Netz gegangen ist. Bei einer Fünf-Mann-Schicht bestehend aus Schichtleiter, Schichtelektriker und drei Anlagenfahrern kommt es zu etwa 70 Einträgen dieser Art. „Von den Kollegen in der Schicht weiß ich, dass diese automatischen Einträge eine sehr große Arbeitserleichterung darstellen, weil das alles vorher per Hand erledigt werden musste – immer verbunden mit der Gefahr, dass mal was vergessen wurde“, erinnert sich Halbert. So hatte beispielsweise der Schichtelektriker allein schon beim Wechsel der Trafostufe einen Eintrag zu tätigen, und die Anlagenfahrer mussten jedes Mal sehr viel Zeit darauf verwenden, die Inbetriebnahme des Anlagenbereichs zu dokumentieren. „Allein bei den Anlagenfahrern konnten 60 bis 70 % der Einträge von der Schnittstelle abgelöst werden – so bleibt der Leitzentrale generell mehr Zeit fürs Überwachen.“
Schlankes Datenaufkommen bei hoher Transparenz
Ebenso konnte eine Schnittstelle zum Instandhaltungs-Managementsystem IBM Maximo eingerichtet werden. Seitdem besteht eine enge Informationsverknüpfung zwischen Schichtberichten und Instandhaltungsmeldungen. Daten werden jetzt vom Shiftconnector mühelos ein- und ausgelesen, sind aber dank der bidirektionalen Schnittstelle nur einmal im System vorhanden. Die Zahl der Einträge ist deshalb unbegrenzt – selbst bei Millionen von Datensätzen arbeitet die Software hoch performant. Durch die Verkettung der Systeme erhält der Schichtbetrieb die benötigten Informationen jetzt in Echtzeit, kann diese sofort systemübergreifend bearbeiten, während Aktualisierungen automatisch anhand der Stammdaten des Kraftwerk-Kennzeichen-Systems (KKS) ablaufen. „Über eine komfortable Ereignissuche können Betriebsingenieure jetzt ganz genau nachvollziehen, was an besagtem Tag los war, ohne dass sie dafür ordnerweise Papier wälzen müssen“, erläutert Projektleiter Halbert, die daraus resultierenden Vorteile. „Aufgrund der Einträge kann die Leitwarte dann genau eruieren, was in Zukunft optimiert werden muss.“
Kombiniert mit der funktionalen Schnittstelle zum Prozessleitsystem ABB PGIM/ABB 800xA können die Mitarbeiter im Schichtbetrieb jetzt Daten für Schichtübergaben und Management Reports automatisch abrufen – oder bekommen diese mobil auf ihr Smartphone.
Erfassungsformulare im Handumdrehen erstellt
Durch den Shiftconnector erreichen die Mitarbeiter des HKW Cottbus eine lückenlose Dokumentation der Schichtnotizen, Aufgaben und wichtigen Hinweise. Mit der Programmintegration „XDC-freie Formulare“ konnten zudem viele für Energieversorger erforderliche Erfassungsformulare erstellt und Dokumente digitalisiert werden. Das Modul beruht auf der Grundlage des eXtendable Data Concept XDC: Formulare für Schichtereignisse lassen sich im Handumdrehen vollkommen frei gestalten und an die Unternehmensprozesse anpassen.
Im Schichtbetrieb des HKW Cottbus spielt der so genannte Infospiegel eine permanente Rolle – er enthält die Übersicht über die wichtigsten Prozessdaten und die Ereignisse der letzten 24 Stunden. „Früher musste das alles zusammengesucht und in Excel doppelt und dreifach erfasst werden“, erinnert sich Halbert. „Die Eintragsgenerierung bei relevanten Ereignissen läuft jetzt komplett automatisiert – der Schichtleiter muss heute lediglich die wichtigen Ereignisse für die Schichtbesprechung auswählen, die dann als 24-Stunden-Bericht zusammengefasst automatisch per E-Mail an die Bereichsleiter versendet werden.“
Durch die einfachen Formulardesigner XDC kann sich der Projektleiter auch einen sukzessiven Rollout auf andere Abteilungen vorstellen: „Neben einer hohen Automatisierung ist unser Ziel die komplette Informationsvernetzung.“ Schichtleiter sollen zukünftig in der Lage sein, Daten aus unterschiedlichen Bereichen reibungslos in die Schichtprotokolle mit aufzunehmen – beispielsweise wie viele Waggons mit Kohle angekommen sind und wie viele Lkw-Ladungen mit Asche abgeholt wurden. „Aus diesen Informationen lassen sich dann aussagekräftige Reports gestalten – dafür wollen wir die Handarbeit mit Excel nach und nach weiter zurückfahren und auch so gut es geht auf Papier verzichten. Die Implementierung des Shiftconnector war ein wesentlicher Schritt in diese Richtung.“