Keine Angst vor Künstlicher Intelligenz
So lautet das Motto eines Digital-Zentrums für den Mittelstand. Es unterstützt bundesweit kleine und mittelständische Unternehmen darin, die Möglichkeiten, die Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) bieten, zu erkennen und für sich zu nutzen.

KI-Trainer Erich Behrendt geht das Themenfeld Künstliche Intelligenz praktisch und durchaus hemdsärmelig an - wie hier im Forum Digitale Technologien Berlin.
Foto: Mittelstand-Digital Zentrum WertNetzWerke
„KI eröffnet auch mittleren und kleineren Unternehmen neue Chancen für Arbeitsproduktivität, Wissensmanagement und Marktzugänge“, stellt Erich Behrendt fest. Der KI-Trainer des „wisnet innovation research institute“ (w.i.r.i.), dem Forschungsinstitut des Kompetenznetzwerks wisnet aus Hagen, hat sich die digitale Transformation und die Vorteile automatisierter wie daten-getriebener Prozessen auf die Fahne geschrieben. Sein Fokus liegt auf KI-Anwendungen und -Projekten in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU). „KI ist rasant zur Unternehmenswirklichkeit geworden und verschwindet nicht wieder“, betont Behrendt.
Spätestens seit Ende 2022 der Textroboter ChatGPT des US-amerikanischen Unternehmens OpenAI mit Sitz in San Francisco mit seiner Eloquenz die Welt in Staunen versetzt hat, sind Fragen und Know-how-Bedarf sprunghaft gewachsen. Hier will das Mittelstand-Digital Zentrum WertNetzWerke mit Sitz in Köln helfen. Es zielt auch mithilfe des Experten Behrendt darauf ab, diesen Bedarf in KMU durch praxisnahe und projektbasierte Unterstützung abzudecken.
Bundesweit kostenfrei
Angebote dieses Fördernetzwerks sind für KMU bundesweit kostenfrei und anbieterneutral. Teams aus Fachleuten vom Mittelstand-Digital Zentrum WertNetzWerke und bis zu fünf weiteren Partnerorganisationen (Kasten) unterstützen Unternehmen mit praxisorientiertem Wissen darin, Digitalisierungsprojekte zielgerichtet umzusetzen oder auch erst die Möglichkeiten zu erkennen, bevor Anwendungen von KI-Technologie und -Tools verwirklicht werden. Die Unterstützung wird an den jeweiligen Bedarf angepasst. Es können Digitalisierungsprojekte, Trainings und Unternehmensbesuche sein.

Auf einem Workshop im November 2024 erfahren die Teilnehmenden im Forum Digitale Technologien Berlin den Einstieg in KI-Optionen. Das Forum wird vom Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, dem Heinrich-Hertz-Institut (HHI), betrieben.
Foto: Mittelstand-Digital Zentrum WertNetzWerke
KI-Know-how zum Anfassen
Dies lässt sich beispielsweise in Wertschöpfungslaboren des Mittelstand-Digital Zentrums WertNetzWerke an seinen vier Standorten in Hagen, Köln, Leipzig und Wuppertal umsetzen: Dort bietet das Zentrum Vorträge, Video-Sprechstunden, Webkonferenzen und Webinare an sowie auch Simulatoren. Diese Labore haben unterschiedliche Schwerpunkte: in Hagen erleben Besucherinnen und Besucher ein „Enterprise Metaverse“ – virtuelle Räume, in denen Unternehmen ihre digitalen Tools und Dienste ab- oder nachbilden können – und vernetzte Simulatoren, in Köln werden interoperable Anwendungen und Technologien in den Fokus genommen werden, in Leipzig digitale und kooperative Geschäftsmodelle, in Wuppertal Nachhaltigkeit durch Digitalisierung. Im Mittelpunkt steht immer das Vermitteln praktischen Wissens.
Behrendt kennt die neuen Chancen, die KI auch kleineren Unternehmen bietet. Im Kontakt mit Unternehmen spricht er die Hürden und zu klärenden Fragen an: „In Zeiten des Umbruchs sind Netzwerker, Ermutiger und Sondierer besonders gefragt.“
Vorzeichen und Vorgehen
Der Einstieg, Prozesse ins Digitale zu überführen, kann überschaubar und einfach in die Tat umgesetzt werden. Für Behrendt beginnt dies mit Einsatzfeldern wie Übersetzungen und Vertragsentwürfen, die sich gut mithilfe einer KI, ist diese richtig implementiert, erstellen lassen. Sogenannte robotergestützte Prozessautomatisierung, auf Englisch „Robotic Process Automation“ (RPA), habe bei Bürotätigkeiten in Unternehmen bereits viele Aufgaben erleichtert. Gleichwohl lässt sich feststellen, dass bei KI die Mitwirkung der Unternehmen gefragt ist. Besonders herausfordernd ist, das Spezialwissen eines Unternehmens mit generativer KI zu kombinieren. Dies erfordert Trainingsaufwand und das Sichern und Schützen geschäftskritischer Daten.
Behrendt nennt dies Domänenwissen, das teilweise nur bei erfahrenen Mitarbeitenden zu finden sei. „Der wesentliche Nutzenvorteil liegt im Erschließen von betriebseigenen, eben weniger den öffentlichen Daten.“ Hierfür sind das Aufbereiten und Einspeisen dieser Daten essenziell.
Aus Projekt-Erfahrungen gibt sich Trainer Behrendt realistisch: Ist der datengetriebene Transformationsprozess angestoßen, gilt es weitere Antworten zu finden, denn „erst jenseits der Standardanwendungen tauchen die ernsten Fragen auf“. Für den Einstieg empfiehlt er die niedrig hängenden Früchte zu eliminieren, also zum Beispiel Zeitfresser wie Prozesse mit großen Datenmengen oder Gegebenheiten, die den Austausch von Daten zwischen Unternehmen, zum Beispiel zum Kunden, erfordern.
Für Einsteigerinnen und Einsteiger sowie Fortgeschrittene
Angepasst an die Ausgangslage, ob als Einsteigerin und Einsteiger oder fortgeschritten: Das Team an Digital- und KI-Fachleuten aus dem Mittelstand-Digital Zentrum WertNetzWerke und den fünf Partnerorganisationen hat Grundlagen, Digitalisierung und KI gemeinsam mit verschiedenartigen Unternehmen erarbeitet – mit den Zielen, die Nachhaltigkeit im Unternehmen, das maschinelle Lernen, neue Geschäftsmodelle kooperativ und nachhaltig sowie die vorausschauende Instandhaltung, also die „Predictive Maintenance“ voranzubringen.
Ortsunabhängig agiert diese Crew an Trainerinnen und Trainern mit Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe, der Logistik, als auch produktionsnahe Dienstleister oder Akteure in der Recycling- und Zirkulär-Wirtschaft oder auch Start-ups.

Die Autorin Bettina Bartz informiert Interessierte aus ganz Deutschland bei einem Training über die Möglichkeiten, die KI auch kleineren Unternehmen bietet.
Foto: Mittelstand-Digital Zentrum WertNetzWerke
Mehrwert der digitalen Potenziale nutzen
In der Logistik, dem Vertrieb, der Produktion, als auch dem Einkauf und Kundenmanagement sehen die Fachleute große Potenziale für den Mittelstand, die sich bereits heute in der Praxis umsetzen lassen.
Viele dieser vom Mittelstand-Digital-Zentrum WertNetzWerke unterstützten Digitalisierungsprojekte und Anwendungen zeigen, KI steigert nicht nur die Effizienz, sondern trägt auch zu nachhaltigem wie zukunfts- und wettbewerbsfähigem Wirtschaften bei.
Unmittelbar aus einem erfolgreichen Digitalisierungsprojekt berichtet Behrendt: „Im Daten-Cockpit eines Sondermaschinen-Herstellers können die einzelnen Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette selbst festlegen, welche Daten sie in welcher Form verfügbar machen. Dies ist ungewöhnlich in einem eher konservativen Umfeld“. Sie haben keine Angst, Daten zu verlieren, und keine Angst, dass Datenmissbrauch passiert.
Vertrauensvolles Umfeld
Was hat es einzelnen Unternehmen gebracht, dass sie mit dem Mittelstand-Digital Zentrum WertNetzWerke aktiv wurden? Stimmen aus den Unternehmen und von Mitarbeitenden zeichnen folgendes Bild: Es geht darum, sich in einem sicheren Kreis öffnen zu können, ohne Know-how zu verschenken und auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten. Eine weitere Erkenntnis ist, dass sich bei Datentransfers immer auch die Frage nach dem Vertrauen stellt. Wem gehören letztlich die Daten, wer darf sie wie auswerten? Hier bietet sich an, dass sich Firmen zusammenzuschließen, um die Herausforderungen, die mit Sensorik und Digitalisierung gut unterstützt werden können, am besten gemeinschaftlich zu lösen. Ziele, die genannt werden, sind: Wertschöpfung, Produktivität Qualität erhöhen und auch Ausfallzahlen reduzieren.

Bettina Bartz ist Geschäftsführerin des Mittelstand-Digital Zentrums WertNetzWerke
Foto: Thomas Klerx