Wo die Digitalisierung in der Energiewirtschaft nicht in Fahrt kommt
Die Digitalisierung verändert die Energiebranche grundlegend und eröffnet neue Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung und Klimaschutz. Eine aktuelle Umfrage des Future Energy Lab (FEL) der Deutschen Energie-Agentur (dena) zeigt jedoch, dass erheblicher Verbesserungsbedarf beim unternehmensübergreifenden Datenaustausch besteht.
Die Studie, an der 280 Expertinnen und Experten aus der Energiewirtschaft teilnahmen, offenbart eine deutliche Unzufriedenheit mit dem derzeitigen Stand der Datenkommunikation. Besonders in der Marktkommunikation – dem Austausch von Informationen zwischen den verschiedenen Marktteilnehmern – sind klare Verantwortlichkeiten und standardisierte Prozesse notwendig. Hier sehen mindestens 85 % der Befragten Handlungsbedarf, beispielsweise bei Prozessen wie dem Wechsel des Stromanbieters.
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In diesem Jahr hat sich auch bei den technischen Rahmenbedingungen zur Marktkommunikation seitens des Gesetzgebers einiges getan: Seit dem 1. April 2024 sind Stromversorger und Netzbetreiber verpflichtet, ihre Marktnachrichten im AS4-Format zu versenden. Das funktionierte bei einigen Systemen nicht ganz reibungslos. Nun folgt in den nächsten Schritten die Umstellung auf das AS4-Format im Bilanzkreismanagement für Strom und im Gasmarkt. Für Bilanzkreisverantwortliche im Strombereich hat die Bundesnetzagentur (BNetzA) eine kurze Übergangsfrist von nur zwei Monaten (1. Oktober bis 1. Dezember 2024) festgelegt. Die Umstellung im Gasmarkt beginnt ebenfalls am 1. Oktober 2024, allerdings haben die Beteiligten hier ein halbes Jahr Zeit, bis zum 1. April 2025, um die neuen Anforderungen zu erfüllen.
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Alexander Beck von Arvato Systems ist davon überzeugt, dass die Stromversorger den größten Schritt bereits bewältigt haben. Er geht davon aus, dass innerhalb der Unternehmen ein Wissenstransfer stattfinden wird, sodass die Bilanzkreisverantwortlichen gut vorbereitet sein werden. Zudem sind die Versorger in Verbänden organisiert, in denen die AS4-Umstellung ebenfalls besprochen wird. Dennoch gebe es Unsicherheiten, da die Software für Bilanzkreisverantwortliche eine spezielle Systemwelt darstellt und die Ansprechpersonen oft andere sind als bei der ersten AS4-Umstellung.
Was die Digitalisierung hemmt
Doch auch jenseits der Marktkommunikation, etwa beim sektorenübergreifenden Datenaustausch, bietet sich laut der Dena-Umfrage noch großes Optimierungspotenzial. Hier hemmen diverse rechtliche, organisatorische, technologische und wirtschaftliche Herausforderungen den Fortschritt. Besonders die mangelnde Datenkompatibilität wird von 63 % der Teilnehmenden als Problem genannt. Zudem fehlt es vielen Unternehmen an einer klaren Digital- oder Datenstrategie, was etwa 50 % der Befragten als Hürde für den Datenaustausch identifizieren.
Philipp Richard, Bereichsleiter Digitale Technologien und Start-up Ökosystem der dena, betont: „Das Fehlen einer Digital- oder Datenstrategie in vielen Unternehmen zeigt, dass die Branche selbst aktiv werden und entsprechende Strategien entwickeln muss.“
Deutlicher Handlungsbedarf
Trotz der bestehenden Herausforderungen erkennen die Expertinnen und Experten das immense Potenzial eines effektiven Datenaustauschs und stufen ihn als kritisch für den Unternehmenserfolg und die Erreichung der Klimaziele ein. Eine solide Dateninfrastruktur und der gezielte Austausch von Daten können große wirtschaftliche und gesellschaftliche Chancen eröffnen. Dennoch haben die Energieunternehmen laut eigener Einschätzung erst 35 % ihres idealen Zustands beim unternehmensübergreifenden Datenaustausch erreicht; andere Akteure wie Anlagenhersteller und Forschungseinrichtungen sehen sogar nur 20 % des Zielzustands als erreicht an.
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Das zukünftige Dateninstitut der Bundesregierung könnte hierbei unterstützend wirken, indem es sektorenübergreifende Standards setzt und den Austausch von Best Practices fördert. Dies könnte die Kooperation zwischen verschiedenen Branchen erleichtern und den Datenaustausch verbessern.