Elon Musk baut jetzt virtuelle Kraftwerke
Private Solarbatterien greifen in den Regelenergiemarkt ein. Nutzer profitieren von günstigeren Tarifen. Wer mitmachen will, muss auch das Tesla-Solardach kaufen und in Bayern oder Baden-Württemberg wohnen.
Elon Musk baut, wie jeder weiß, Elektroautos der Marke Tesla, künftig auch in Deutschland. Er lässt auch Batterien herstellen, bezieht aber die dazu nötigen Zellen meist aus China. Die sind nicht nur für die Tesla-Autos gedacht, sondern auch für die, die Solarstrom vom Dach zwischenspeichern wollen, um sich auch bei Nacht mit Solarstrom versorgen zu können. Powerwall heißt diese Batterie, mit der Musk mehr vorhat als auf den ersten Blick zu erkennen ist. Er will sich den Zugriff auf diese Stromspeicher sichern, um sie zu virtuellen Kraftwerken zusammenzuschließen. Diese versorgen nicht nur die Besitzer mit Strom, sondern stützen auch das öffentliche Netz, wenn Strommangel herrscht. Umgekehrt nehmen sie Überschussstrom auf. So wird der Powerwall-Verbund ein Faktor bei der sogenannten Regelenergie. Die Tesla-Batterien werden zu virtuellen Kraftwerken.
Tesla-Fahrer bekommen den günstigsten Tarif
Die Kunden profitieren, wenn sie diese Vereinbarung akzeptieren, von einem Stromtarif, der unter dem der übrigen Anbieter liegt – er ist individuell unterschiedlich, hängt beispielsweise davon ab, ob der Nutzer einen Tesla fährt. Strom, der ins Netz eingespeist wird, wird ebenfalls vergütet, allerdings zum gleichen Tarif. Musk profitiert davon, dass Regelenergie zu Spitzenpreisen gehandelt wird. Mehr als 1 €/kWh ist keine Seltenheit, bei einem Netzpreis von rund 30 Ct ganz schön viel.
Wenn der eigene Speicher für die Stromversorgung nicht ausreicht – er kann bis auf einen Rest von 20 % für die Bereitstellung von Regelenergie geleert werden – tritt der britische Stromversorger Octopus Energy auf den Plan. Er liefert den fehlenden Strom zum vereinbarten Tarif.
Ausweitung auf ganz Deutschland geplant
Ein paar Haken hat die Sache allerdings. Nur, wer seinen Wohnsitz in Baden-Württemberg und seit kurzem in Bayern hat, kann den Tesla-Tarif bei Octopus Energy beantragen – die Ausweitung auf ganz Deutschland ist geplant. Weitere Voraussetzung ist, dass der Interessent ein Solardach hat und mindestens eine Powerwall betreibt. Neuerdings verkauft Tesla seine Solarbatterien nur noch, wenn der Kunde auch das Solardach von Tesla erwirbt. Wer eine fremde Photovoltaik-Anlage hat, kann keine Powerwall mehr erstehen.
Die Batterie hat eine Leistung von 4,6 kW und eine Kapazität von 13,5 kWh. Wer will, kann bis zu zehn dieser Speicher zusammenschalten. Die Lithium-Ionen-Batterien funktionieren bei einer Umgebungstemperatur zwischen – 20 und + 50 °C.
Premiere war in Großbritannien
Ende vergangenen Jahres startete Tesla gemeinsam mit Octopus Energy die Initiative für das virtuelle Powerwall-Kraftwerk in Großbritannien. Den günstigsten Tarif erhalten Haushalte mit Powerwall und Tesla-Fahrzeug. In diesem Fall liegt er pro bezogener Kilowattstunde bei 8 Pence (rund 8,8 Ct). Für Kunden ohne Tesla-Fahrzeug sind es 11 Pence (rund 12 Ct). Für die Abgabe von Strom gibt es ebenfalls 8 beziehungsweise 11 Pence/kWh. Solche Traumtarife wird es in Deutschland allerdings nicht geben, denn der Spielraum ist für Tesla hier größer. Haushaltsstrom kostet in Großbritannien im Durchschnitt laut Eurostat 22,03 Ct/kWh. In Deutschland sind es 30,43 Ct/kWh, das ist der Spitzenwert in Europa.
Konkurrenz für die Sonnen GmbH
Musk konkurriert in Deutschland mit der Sonnen GmbH aus Wildpoldsried in Bayern, die Betreibern von Sonnen-Solarbatterien bereits seit Jahren den Zusammenschluss zu virtuellen Kraftwerken anbietet. Sie werden zu Blöcken von jeweils 2 MW zusammengefasst. Als Stromabnehmer in Zeiten, in denen zu viel Energie etwa aus Windenergieanlagen ins Netz eingespeist wird, können auch andere Verbraucher wie Elektroautos, Klimaanlagen oder Wärmepumpen profitieren. Auch Sonnen gestaltet die Tarife für den Reststrombezug individuell.