Stromspeicher: Gigantischer Batteriebedarf für „Dunkelflauten“
Wenn Solar- und Windkraftwerke wetterbedingt ausfallen oder wenig Strom erzeugen, müssten eigentlich Batterien einspringen. Diese Notwendigkeit sieht jetzt auch die EU ein.
Als die Europäische Union im vergangenen Juni „REPowerEU“ beschloss, einen Plan, der zur Unabhängigkeit von Gas-, Kohle- und Erdölimporten aus Russland bis 2030 führen soll, glaubt sie noch, dass es mit dem Bezug von Flüssigerdgas, dem Ausbau erneuerbarer Energien und Sparmaßnahmen klappen würde. Da war sie sich mit den deutschen Politikerinnen und Politikern und denen aus vielen anderen Staaten einig, nicht aber mit Fachleuten, die immer wieder darauf hinweisen, dass in Zeiten, in denen weder die Sonne scheint noch Wind sich regt, Puffer nötig sind, die nicht auf fossilen Rohstoffen basieren.
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In Sachen Stromspeicher hat die EU dazugelernt
Mittlerweile hat die EU dazugelernt, glaubt Lars Stephan, Policy and Market Development Manager beim amerikanischen Stromspeicherhersteller Fluence, der auch in Erlangen, Amsterdam und London vertreten ist. Es gebe einen wachsenden Konsens unter den politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern und Regulierungsbehörden der Europäischen Union, dass Energiespeicherung für die Sicherung erschwinglicher und kohlenstoffarmer Energie von entscheidender Bedeutung ist. Im Mai, als ein Entwurf von REPowerEU durchsickerte, waren die Speicherhersteller noch aufs höchste enttäuscht. Mittlerweile herrsche ein eher „positives Gefühl“.
Wie lässt sich das launische Wetter ausbremsen?
Die Notwendigkeit, Energie zu speichern, um sie in Zeiten ins Netz einspeisen zu können, zu denen Wind- und Solarkraftwerke wenig bis nichts liefern, also „Dunkelflaute“ herrscht, ist mittlerweile in die Projektbeschreibung eingeflossen. Die EU stellt fest, dass die Fähigkeit, das Netz sowie Angebot und Nachfrage nach Strom im europäischen Netz auszugleichen, für langfristige Ziele von entscheidender Bedeutung ist. Allerdings fehle es an Details, klagt Stephan. Anderen Bereichen wie grünem Wasserstoff und der Abscheidung von Kohlenstoffdioxid und dessen Endlagerung werde mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Zudem gebe es keine Ziele für die Menge oder den Anteil der Speicherung im Verhältnis zur Erzeugung.
Speicheraufbau in der EU geht nur langsam voran
Obwohl Marktanalysten von BloombergNEF und anderen prognostiziert haben, dass REPowerEU ein wichtiger Treiber für die Aktivität auf dem Markt sein wird, geht der Aufbau von Energiespeichern in der EU derzeit langsamer voran als in Regionen wie den USA, Australien und Großbritannien. Eine rühmliche Ausnahme ist RWE, das in den letzten Jahren vor allem mit dem Ausbau erneuerbarer Energien gepunktet hat. Der Essener Konzern baut in Hamm und Neurath im Rheinischen Braunkohlerevier Batterien mit Leistungen von 140 und 80 MW, die allerdings vorerst mit Strom aus Kohlekraftwerken gefüttert werden. Mit einem möglichen Ausbau der Solar- und Windenergie in diesen Regionen könnte dieser nach und nach von Ökostrom abgelöst werden.
Größter Speicher steht in Brandenburg
Zwei weitere RWE-Großbatterien gehen noch in diesem Monat in Werne im südlichen Münsterland (72 MW) und Lingen an der Ems (45 MW) in Betrieb. Mit 50 MW ist der Batteriespeicher auf dem Gelände des LEAG-Braunkohlekraftwerks in Schwarze Pumpe, einem Stadtteil von Spremberg in Brandenburg, derzeit die größte Anlage dieser Art in Deutschland.
Die Handelsgruppe European Association for Storage of Energy (EASE) hat ausgerechnet, dass die EU bis 2030 187 GW Energiespeicher benötigen könnte. Im Jahr 2021 kam nur etwa 1 GW dazu. Speicher könnten auch die Stromerzeugungskosten reduzieren. Derzeit würden diese nämlich nicht zuletzt durch die hohen Erdgaspreise bestimmt. Obwohl Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, nicht müde wird, zum Erdgassparen aufzurufen, werden in diesen Tagen oft stundenweise laut Bundesnetzagentur noch 3 000 bis 10 000 MWh in Erdgaskraftwerken erzeugt, weil es bei weitem nicht genügend Stromspeicher gibt, die diese überflüssig machen würden.