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Elektromobilität 14.03.2025, 15:30 Uhr

Warum die Ladeinfrastruktur smart und flexibel werden muss

Die Zukunft der Mobilität ist nach heutigem Stand der Debatte elektrisch, doch der Erfolg dieser Transformation hängt entscheidend von einer leistungsfähigen Ladeinfrastruktur ab. Neben einer steigenden Anzahl an Ladestationen muss diese Infrastruktur auch flexibel, intelligent und leistungsstark sein, um den Herausforderungen der wachsenden Elektromobilität gerecht zu werden. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Integration von Energiespeichern. Sie ermöglichen es, leistungsfähige Ladestationen unabhängig vom Netzausbau schnell und wirtschaftlich zu realisieren.

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Der künftige Erfolg der Elektromobilität hängt entscheidend von einer leistungsfähigen Ladeinfrastruktur ab. Bild: Bildagentur PantherMedia / HenryStJohn

Auf der Statuskonferenz „Flex-Hub Mobilitätswende“ des Bundesverbandes Energiespeicher Systeme (BVES) diskutierten über 200 Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik über die technischen und regulatorischen Rahmenbedingungen für eine zukunftsfähige Ladeinfrastruktur. Ein Schlüsselfaktor für die erfolgreiche Umsetzung der Mobilitätswende ist das Schnellladen. Verbraucher erwarten eine Ladeleistung, die mit dem Betanken herkömmlicher Kraftstoffe vergleichbar ist. Doch große Netzanschlüsse für Ladehubs benötigen oft mehrere Jahre bis zur Realisierung oder sind in bestimmten Regionen gar nicht mehr verfügbar. Hier bieten Energiespeicher eine Lösung. Sie ermöglichen es, hohe Ladeleistungen zu gewährleisten, selbst wenn das Stromnetz nicht ausreichend Kapazität bereitstellen kann. Durch die Kombination von Ladesäulen mit Pufferspeichern lassen sich mehrere Fahrzeuge gleichzeitig laden, ohne dass das Netz überlastet wird. Erste Projekte zeigen, dass diese Technologie bereits heute erfolgreich eingesetzt wird, um Elektromobilität auch in Gebieten mit begrenztem Netzausbau zu ermöglichen.

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Thomas Speidel, Präsident des BVES und Geschäftsführer von ADS-TEC Energy, betont, dass Ladeinfrastruktur mit integrierten Speichern keine Zukunftsvision mehr ist, sondern bereits Realität. Die Vorteile liegen auf der Hand: Schnellladehubs können flexibel und unabhängig von langfristigen Netzausbauplänen errichtet werden. Das bedeutet nicht nur eine beschleunigte Verfügbarkeit von Ladeinfrastruktur, sondern auch eine höhere Betriebssicherheit für Ladepunktbetreiber. Durch intelligente Steuerung können Energiespeicher zudem Lastspitzen ausgleichen, was die Netzauslastung optimiert und Betriebskosten senkt.

Mobilität und Energieversorgung enger verzahnen

Ein weiteres großes Potenzial steckt in der Flexibilität der Elektromobilität selbst. Durch die zunehmende Nutzung von Batteriespeichern können Ladeinfrastrukturen intelligent in das Energiesystem integriert werden. Dies eröffnet neue Geschäftsmodelle für Ladepunktbetreiber und ermöglicht eine effizientere Nutzung erneuerbarer Energien. Insbesondere in Kombination mit Photovoltaikanlagen auf Betriebsgeländen oder Parkflächen lassen sich Synergien nutzen, um den Eigenverbrauch zu maximieren und Stromnetze zu entlasten. Diese intelligente Verzahnung von Mobilität und Energieversorgung trägt wesentlich zur Sektorenkopplung bei, einem entscheidenden Baustein der Energiewende.

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Verschiedene Unternehmen stellten auf der Konferenz innovative Lösungen für eine nachhaltige Mobilitätswende vor. Unter ihnen waren Akteure wie Ewe Go, ADS-TEC Energy, Aral, Intilion, Tesvolt, The Mobility House und Hitachi Energy. Besonders im Fokus stand die Logistikbranche, die mit speziellen Herausforderungen konfrontiert ist. Während für den Individualverkehr bereits eine wachsende Schnellladeinfrastruktur existiert, fehlen für den Schwerlastverkehr vielerorts leistungsfähige Ladepunkte. Das ist problematisch, da die Elektrifizierung der Transportbranche mit einem massiven Leistungsbedarf verbunden ist. Laut Johannes Pallasch, Leiter der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur, wird der steigende Energiebedarf im Schwerlastverkehr nur durch eine Kombination aus Netzausbau und Speicherlösungen gedeckt werden können.

Neben den technischen Aspekten standen auf der Konferenz auch regulatorische Fragen im Mittelpunkt. Eine Präsentation der Kanzlei Osborne Clarke verdeutlichte die aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen für den Aufbau von Ladeinfrastruktur. Hier zeigt sich, dass bürokratische Hürden den Ausbau erheblich verzögern. Genehmigungsverfahren für Ladehubs sind oft langwierig und kompliziert, insbesondere wenn diese mit Energiespeichern oder eigener Erzeugung kombiniert werden. Zudem fehlt eine klare rechtliche Einstufung von Speichern, was Investitionen erschwert. Einige Bundesländer haben bereits eigene Förderprogramme und Strategien für die Integration von Speichern in Ladeinfrastrukturen entwickelt, doch es bedarf eines einheitlichen, bundesweiten Rahmens.

Temporäre Speicher durch bidirektionales Laden

Ein weiteres entscheidendes Thema ist das bidirektionale Laden. Besonders für Flottenbetreiber ergeben sich hier große Chancen, da Fahrzeuge nicht nur Energie beziehen, sondern auch als temporäre Speicher fungieren können. Dies würde es Unternehmen ermöglichen, Fahrzeugbatterien sowohl für den eigenen Energiebedarf als auch zur Stabilisierung des Stromnetzes zu nutzen. Doch auch hier fehlen bislang klare regulatorische Vorgaben, die einen großflächigen Einsatz ermöglichen würden.

Die Diskussionen auf der Konferenz zeigten deutlich, dass die Herausforderungen der Mobilitätswende nicht nur technologischer Natur sind. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur erfordert neben innovativen Lösungen auch eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Während Unternehmen längst in der Lage sind, intelligente und leistungsfähige Schnellladehubs zu realisieren, bleibt es Aufgabe der Politik, die passenden Rahmenbedingungen zu schaffen. Das betrifft nicht nur Genehmigungsverfahren, sondern auch finanzielle Anreize und rechtliche Klarstellungen zur Nutzung von Speichern in Ladeinfrastrukturen.

Der BVES sieht in der Mobilitätswende eine große Chance für die systemische Integration von Energiespeichern. Die Kombination von Speichern mit Schnellladestationen ermögliche es, die Herausforderungen des Netzausbaus zu umgehen und den steigenden Energiebedarf der Elektromobilität flexibel abzudecken. Gleichzeitig eröffne sich die Möglichkeit, Mobilitätsinfrastrukturen aktiv in das Energiesystem zu integrieren und dadurch die gesamte Energieversorgung effizienter und nachhaltiger zu gestalten.

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Elke von Rekowski