Deutschlands Strommix 2024: So sauber wie nie zuvor
Die Stromerzeugung in Deutschland hat 2024 neue Maßstäbe gesetzt: Der Anteil erneuerbarer Energien erreichte mit 60,3 % einen Rekordwert, während die CO2-Emissionen auf ein historisches Tief von 280 g/kWh sanken. Dadurch gelang ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Energieversorgung. Herausforderungen gibt es jedoch nach wie vor.
Deutschland hat in den vergangenen Jahren seine Investitionen in erneuerbare Energien intensiviert. Das Fraunhofer ISE hat mit seiner Website energy-charts.info dazu entsprechende Parameter ausgewertet und veröffentlicht. Dabei zeigt sich: Die Bemühungen Deutschlands trugen 2024 deutliche Früchte. Windenergie war dabei die führende Kraft: Mit einem Anteil von 28,8 % an der öffentlichen Stromerzeugung dominierte sie die erneuerbaren Energien. Vor allem Offshore-Anlagen, die auf hoher See installiert wurden, und Onshore-Windparks an Land trugen wesentlich zu diesem Ergebnis bei. Die Solarenergie ergänzte den Mix mit 14,1 %, angetrieben durch den weiteren Ausbau von Photovoltaikanlagen auf Dächern und Freiflächen.
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Auch Biomasse und Wasserkraft spielten eine Rolle. Biomasse deckte 7,0 % des Strombedarfs, während die Wasserkraft mit 5,4 % leicht rückläufig war. Diese Schwankungen bei der Wasserkraft sind hauptsächlich auf wetterbedingte Einflüsse zurückzuführen, etwa Trockenperioden, die die Wasserreserven der Flüsse beeinflussen.
Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist das Resultat gezielter politischer Maßnahmen, wie der Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), und des gestiegenen gesellschaftlichen Bewusstseins für den Klimaschutz. Die technischen Fortschritte, insbesondere bei der Effizienz und Kostenreduktion von Wind- und Solarenergieanlagen, beschleunigten diesen Prozess zusätzlich.
Rückgang der fossilen Energien in der Stromversorgung
Parallel zu den Fortschritten bei den erneuerbaren Energien hat der Anteil der konventionellen Energieträger am deutschen Strommix erheblich abgenommen. Braunkohle, lange Zeit ein Hauptbestandteil der Stromversorgung, sank auf einen Anteil von 14,0 %. Steinkohle verzeichnete mit 7,0 % einen ähnlichen Rückgang. Die Kernenergie, deren vollständiger Ausstieg bis Ende 2022 umgesetzt wurde, steuerte lediglich 3,0 % bei – ein Überbleibsel aus Reststrommengen und Rückbauprozessen.
Erdgas hingegen blieb mit einem Anteil von 11,0 % relativ stabil. Es dient weiterhin als flexible Brückentechnologie, insbesondere in Zeiten, in denen die Einspeisung aus Wind- und Solaranlagen wetterbedingt schwankt. Dennoch verdeutlichen die sinkenden Anteile fossiler Energieträger insgesamt den Strukturwandel hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung.
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Die Auswirkungen dieser Veränderungen spiegeln sich auch in der Reduktion der CO2-Emissionen wider. Mit nur noch 280 g/kWh erreichten diese 2024 den niedrigsten Stand seit Beginn der Messungen. Zum Vergleich: Im Jahr 1990 lagen die CO2-Emissionen bei über 700 g/kWh. Dieser Rückgang ist ein wichtiger Beitrag zur Erreichung der nationalen Klimaziele und der Pariser Klimaschutzziele.
Technische und politische Herausforderungen
Trotz der vielen Fortschritte bleiben Herausforderungen bestehen. Die Integration einer hohen Quote variabler erneuerbarer Energien in das Stromnetz erfordert erhebliche technische Anpassungen. Netzstabilität, Speicherlösungen und die intelligente Steuerung der Stromverteilung sind zentrale Themen. Besonders die Spitzenzeiten der Solar- und Windenergieeinspeisung führen gelegentlich zu Überkapazitäten, die bislang nur begrenzt gespeichert oder exportiert werden können.
Politisch stehen weitere Weichenstellungen an, um den Ausbau der erneuerbaren Energien weiter voranzutreiben. Die Flächenverfügbarkeit für Wind- und Solarparks sowie die Akzeptanz der Bevölkerung in betroffenen Regionen bleiben kritische Faktoren. Zudem wird die Frage nach den Kosten und ihrer gerechten Verteilung auf Verbraucher und Industrie auch in den kommenden Jahren relevant bleiben.
Die Energieversorgung der Zukunft wird darüber hinaus nicht nur Strom, sondern auch die Sektorkopplung umfassen: Elektromobilität, Wärmepumpen und die Nutzung grünen Wasserstoffs sind eng mit der Entwicklung des Strommixes verknüpft. Der Erfolg dieser Technologien hängt maßgeblich davon ab, ob der Anteil erneuerbarer Energien weiter gesteigert werden kann.
Ein Blick in die Zukunft der Stromversorgung
Die Zahlen des Jahres 2024 zeigen, dass Deutschland auf einem guten Weg ist. Die Rekordwerte beim Anteil erneuerbarer Energien und die deutliche Reduktion der CO2-Emissionen markieren Meilensteine auf dem Weg zu einer klimaneutralen Energieversorgung. Die Fortsetzung dieses Weges wird jedoch weitere Anstrengungen erfordern – in technologischer, politischer und gesellschaftlicher Hinsicht.
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Mit einem verstärkten Fokus auf Innovationen und internationalen Kooperationen könnte Deutschland seine Vorreiterrolle in der Energiewende weiter ausbauen. Ob es gelingt, bis 2030 einen Anteil erneuerbarer Energien von über 80 % zu erreichen, wie es in den Klimazielen vorgesehen ist, steht längst noch nicht fest. Eines zeigt die Auswertung der aktuellen Zahlen der Energy-Charts jedoch: Das Jahr 2024 hat gezeigt, was möglich ist, wenn ambitionierte Ziele mit Entschlossenheit verfolgt werden.
Elke von Rekowski