Lausitz: Sonne und Wind lösen Braunkohle ab
Vier Großanlagen auf rekultivierten Flächen sollen die Abkehr von der fossilen Stromerzeugung erleichtern. Das Großkraftwerk Jänschwalde können sie jedoch nicht ersetzen.
Seit 1976 wird im Tagebau Jänschwalde nahe Cottbus Braunkohle gefördert. Diese sowie Brennstoff aus anderen Tagebauen in der Lausitz wird im 3 000-MW-Kraftwerk Jänschwalde verbrannt, dem letzten, das noch aus DDR-Zeiten stammt. Spätestens 2028 werden die sechs 500-MW-Blöcke stillgelegt, wahrscheinlich früher.
Ökostrom von vier Standorten
Der „schmutzige“ Strom wird dann längst durch sauberen Solar- und Windstrom ersetzt sein, zu einem kleinen Teil wenigstens. Die örtliche Bergbaugesellschaft LEAG, beheimatet in Cottbus, entwickelt derzeit gemeinsam mit der EP New Energies GmbH, Spezialist für den Bau von Wind- und Solaranlagen in Berlin, die deutschlandweit leistungsfähigsten Wind- und Solarparks an einem Standort, oder genauer an drei nah beieinanderliegenden Standorten auf dem Gelände des Bergbauunternehmens, Dazu kommt eine schwimmende 21-MW-Photovoltaik (PV)-Anlage auf dem Ostsee, der in einem Restloch des Tagebaus entsteht, aber noch einige Jahre braucht, bis er vollgelaufen ist.
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Insgesamt werden 558 Megawatt installiert
An Land sind ein 100-MW-Windpark und zwei Solarparks geplant. Der Windpark, genannt Forst-Briesnig II, wird eine 16-MW-Anlage am gleichen Standort ergänzen, die seit Ende 2018 mit fünf Generatoren Strom erzeugt. Der Solarenergiepark Bohrau mit einer Leistung von 400 MW, der in der Nähe des Städtchens Forst in der Lausitz auf rekultiviertem Tagebaugelände errichtet wird, wird völlig ohne staatliche Förderung auskommen. Ebenso der 40-MW-Park auf der stillgelegten Aschedeponie Jänschwalde I in unmittelbarer Nähe.
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Das spektakulärste, wenn auch kleinste Solarprojekt ist das schwimmende Kraftwerk auf dem Ostsee, der eine Fläche von 19 km2 erreichen wird, wenn er vollgelaufen ist. 18 ha davon sind für das Solarkraftwerk vorgesehen, also gerade mal ein Hundertstel der Gesamtfläche. Damit ist sichergestellt, dass der See auch anderweitig ausgiebig genutzt werden kann, etwa für den Wassersport.
Kaum Bedarf an neuen Stromleitungen
Die Standorte sind glänzend auf die Erzeugung von grünem Strom vorbereitet. Wegen der gigantischen Bagger und Absetzer im Tagebau ist das Gelände bestens mit dem öffentlichen Stromnetz verbunden, sodass kaum Investitionen in zusätzliche Leitungen nötig sind.
„Der Ausbau von erneuerbaren Energien in der Bergbaufolgelandschaft der LEAG bietet eine Vielzahl an Chancen für die Strukturentwicklung der Lausitz“, so Andreas Huck, LEAG-Vorstand für den Bereich Neue Geschäftsfelder. „Verknüpft mit verschiedenen innovativen Ansätzen, auch im Bereich Wasserstoff, soll der Energiepark Bohrau Grundlage für weitere Investitionen sein.“ Zudem verweist Huck auf die Erlöse aus der Stromvermarktung, mit denen die Wiedernutzbarmachung der Bergbaufolgelandschaften zusätzlich finanziell abgesichert werden soll. Die Solarparks werden eingebettet in aufgeforstete Landschaften mit heimischen Pflanzen, die auch den Klimawandel verkraften. So werden die Artenvielfalt erhöht und das Gebiet ökologisch aufgewertet.
Ein einziger Braunkohleblock schafft mehr
Die Solaranlage auf der Aschedeponie soll im Jahr 2023 in Betrieb gehen, der Energiepark Bohrau ein Jahr später. Die Solarparks erzeugen je nach Sonneneinstrahlung mal mehr, mal weniger und mal gar keinen Strom. Addiert man die Produktionszeiten kommt man auf etwa 1 000 Volllaststunden pro Jahr oder 450 Mio. kWh. Ein einziger der sechs Braunkohleblöcke schafft fast das Zehnfache.