Offshore-Windstrom für die Stahlbearbeitung
Aus einem Windpark in der Ostsee, der spätestens 2026 fertig sein soll, bezieht Salzgitter 50 Megawatt. Weitere Kunden sind Evonik und Fraport.
Salzgitter Flachstahl, eine Tochter des Stahlproduzenten Salzgitter, erhält von 2025 bis 2040 große Mengen an Windstrom, etwa für die Motoren der Walzstraßen, die Wärmeproduktion fürs Warmwalzen sowie fürs Feuerverzinken und elektrolytisches Verzinken. Das Unternehmen verbraucht pro Jahr gut 22 Mrd. kWh. Davon werden dann 400 Mio. kWh von Windkraft gedeckt, immerhin ein Anfang.
Wasserstoff schließt Stromlücken
Den Strom liefert der Karlsruher Stromversorger EnBW aus seinem künftigen Windpark „He Dreiht“ (plattdeutsch für „er dreht (sich)“), der bis spätestens 2026 rund 110 km westlich von Helgoland und 85 km nördlich von Borkum auf einer Fläche von 62,5 km2 fertiggestellt werden soll. Einen entsprechenden Stromliefervertrag (Power Purchase Agreement/PPA) über 50 MW haben die beiden Unternehmen jetzt abgeschlossen.
Weitere Abnehmer für den Strom aus „He Dreiht“ sind der Flughafenbetreiber Fraport in Frankfurt, der 85 MW geordert hat, und das Chemieunternehmen Evonik in Essen mit 100 MW.
Grüner Wasserstoff wird schon produziert
„Diese Zusammenarbeit mit EnBW ist ein weiterer Baustein unserer Energiestrategie, den Bedarf an regenerativ erzeugtem Strom für die Salzgitter AG und insbesondere für das Transformationsprogramm SALCOS abzusichern“, sagt Gunnar Groebler, Vorstandsvorsitzender der Salzgitter AG. SALCOS (SAlzgitter Low CO2Steelmaking) ist ein Programm der Salzgitter AG, in dessen Rahmen Verfahren zur CO2-neutralen Stahlproduktion erprobt und grüner Wasserstoff per Elektrolyse erzeugt werden. Ein Elektrolyseur mit einer Leistung von 720 kWel ist bereits installiert. Er wird aus einem eigens angelegten Windpark mit grünem Strom versorgt.
Zwischen Windgeneratoren schwimmen Solarkraftwerke
„Zentrales Element der Energiewende“
„PPAs sind ein zentrales Element der Energiewende und können maßgeblich zu einem schnellen Ausbau der Erneuerbaren Energien beitragen“, so EnBW-Vorstandsmitglied Georg Stamatelopoulos. „Die langfristigen Stromabnahmeverträge sichern notwendige Investitionen und ermöglichen auch energieintensiven Unternehmen, anspruchsvolle Klimaziele zu erreichen.“ Die finale Investitionsentscheidung zum Bau des Offshore-Windparks, der ohne Subventionen auskommen soll, trifft EnBW im kommenden Jahr.
Weltweit leistungsstärkste Windgeneratoren
Der neue Windpark wird mit 64 Turbinen des dänischen Anlagenbauers Vesta aus Aarhus bestückt. Sie haben eine Nennleistung von jeweils 15 MW, gehören also zu den weltweit leistungsstärksten. Die Netzanschlussleistung liegt bei 900 MW, das sind 60 MW mehr als an der Offshore-Konverterplattform BorWin Epsilon ankommen sollen. Den Puffer baut EnBW ein, um Verluste beim Transport und durch Stillstand einzelner Anlage etwa durch Wartungsarbeiten auszugleichen.
Spitzenhöhe von 263 Metern
Die V236 15-MW-Generatoren kommen auf eine Spitzenhöhe von 263 m. Der Rotordurchmesser beträgt 236 m, die Nabenhöhe liegt bei rund 145 m. Die Windgeneratoren werden auf so genannte Monopile gestellt, die 70 m lang sind und einen maximalen Durchmesser von 10 m haben. Ein Gutteil davon wird im Meeresboden versenkt – die Wassertiefe liegt bei 37,7 m bis 40,6 m. Jeder Generator liefert so viel Strom wie rund 20.000 vierköpfige Familien im Jahr verbrauchen. Der erzeugte Wechselstrom mit einer Spannung von 66000 V wird direkt zur Plattform BorWin Epsilon geleitet. Dort wird er in Gleichstrom umgewandelt, der mit einer Spannung von 320000 V über 230 km lange Unterwasser- und Erdkabel zur Konverterstation Garrel-Ost bei Cloppenburg transportiert wird. Dort wird er wieder in Drehstrom umgewandelt. Die gesamte Infrastruktur soll 2025 fertig sein. Sie wird vom niederländisch-deutschen Netzbetreiber TenneT mit Sitz in Arnheim/Niederlande und Bayreuth gebaut.
Ursprünglich sollte der Windpark aus 90 Generatoren mit einer Leistung von jeweils 10 MW errichtet werden. Der schnelle Fortschritt beim Upscaling der Anlagen führte zu einer Umplanung und letztlich zu 64 Generatoren zu 15 MW.