Oft noch alte Heiztechnik
Um die Klimaziele zu erreichen, sind effiziente und erneuerbar betriebene Heizungen nötig. Noch dominieren in Deutschland allerdings Gas- und Ölheizungen, die zudem häufig in die Jahre gekommen sind, ergab eine Untersuchung des BDEW. Doch hat ein Wandel begonnen.
Grundlage der Studie „Wie heizt Deutschland?“ des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sind Interviews mit rund 6 500 Haushalten. Die Ergebnisse zeigen, dass Ölheizungen zwar etwas auf dem Rückzug sind, doch noch immer etwas über 23 % der Wohnungen mit Raumwärme versorgen. Knapp die Hälfte der Wohnungen wird noch mit Gas beheizt. Dabei nahm der Anteil der Gas-Zentralheizungen ab, von 35,7 % im Jahr 2019 auf aktuell 33,7 %. Die Gas-Etagenheizungen legten allerdings zu, von 9,8 auf 11,6 %.
Zuwachs bei Wärmepumpen und Fernwärme
Noch auf niedrigem Niveau bewegt sich der Anteil von elektrischen Wärmepumpen an den Heiztechnologien in Deutschlands Wohnungen. Doch immerhin hat sich ihr Anteil seit der letzten Befragung im Jahr 2019 mehr als verdoppelt. 5,7 % von 41,9 Millionen Wohnungen nutzten in 2023 Wärmepumpen, vor vier Jahren waren es noch 2,2 %. Mit Fernwärme werden mittlerweile 15,2 % der Wohnungen der Republik beheizt, 2019 waren es 13,9 %.
Große regionale Unterschiede
Deutlich wird in den vorgelegten Zahlen jedoch auch: Wie Deutschland heizt, ist regional sehr unterschiedlich. Während im Nordwesten die Gasheizung klar die Heiztechnologie Nummer eins ist, heizt vor allem in den südlichen Bundesländern ein großer Teil der Haushalte mit Öl. Im Norden und Osten ist Fernwärme deutlich weiter verbreitet als im Rest des Landes.
Jede fünfte Heizung älter als 25 Jahre
Ein großes Problem für die CO2-Emissionen des Gebäudesektors sind alte ineffiziente Heizungen. In der Studie wurde daher auch das Alter von Heizungen betrachtet. Heute sind Heizungsanlagen in Deutschland im Schnitt 13,9 Jahre alt und damit rund drei Jahre jünger als noch im Jahr 2019. Dennoch ist immer noch jede dritte Heizung älter als 20 Jahre, jede fünfte sogar älter als 25 Jahre. Hier gibt es zudem große Unterschiede zwischen den einzelnen Heiztechnologien: Ölheizungen sind im Schnitt 17,7 Jahre alt, Gaszentralheizungen 12,4 und die übrigen Heizungssysteme zusammengenommen 12,6 Jahre alt.
Noch eine lange Wegstrecke
„Die Studie zeigt uns, wo wir heute zu Beginn der Wärmewende stehen, sie zeigt uns aber auch, welch lange Wegstrecke wir noch vor uns haben: Drei von vier Haushalten heizen heute noch mit Gas oder Öl und müssen in den kommenden rund 20 Jahren auf erneuerbare Energieträger umgestellt werden. Das ist eine große Herausforderung“, unterstrich BDEW-Chefin Kerstin Andreae. Notwendig sei dafür ein Gesamtkonzept aus Energieträgern, Infrastrukturen, Gebäude- und Heizungstechnik – eine Wärmewende aus einem Guss.
Als überfällig sieht Andreae dabei auch die weitere Dekarbonisierung der Fernwärme. Derzeit liegt der Anteil erneuerbarer Energien bei der leitungsgebundenen Wärmeversorgung erst bei 17,5 %; davon Biomasse 9,0 %, biogener Siedlungsabfall 7,5 %, Geo- und Solarthermie 0,9 %.
Nötiger Aus- und Umbau der Infrastruktur
Die größte Aufgabe für die Energiewirtschaft sei der Aus- und Umbau der Infrastruktur: „Die Infrastrukturen sind die Basis für die Wärmewende. Zentral ist deshalb, dass der Aus- und Umbau der verschiedenen notwendigen Netzinfrastrukturen effizient und abgestimmt geplant und umgesetzt wird“, so Andreae. Die Erstellung der kommunalen Wärmepläne sei hier ein erster, notwendiger Schritt. „Entscheidend ist nun, dass Planung und Umsetzung Hand in Hand gehen“, unterstrich die BDEW-Chefin. Dazu müssten die regionalen Netzbetreiber von Anfang an eng einbezogen werden.
Zentrale gesetzliche Leitplanken gelegt
Für die enormen Infrastrukturinvestitionen, die für die Wärmewende notwendig seien, brauche es zudem Planungssicherheit und eine finanzielle Absicherung. „Mit dem bereits beschlossenen Gebäudeenergiegesetz und dem Wärmeplanungsgesetz, das nun durch den Bundestag gehen soll, wurden in diesem Jahr die zentralen gesetzlichen Leitplanken für die Wärmewende gelegt. Nun müssen aus Paragrafen Heizungen werden“, unterstrich Andreae.