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Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft 06.11.2024, 15:00 Uhr

Wärmepumpen als Schlüsseltechnologie in Deutschlands Neubauten

Die Nutzung von Wärmepumpen in deutschen Neubauten hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen und ist nach Einschätzung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zunehmend als zentrale Technologie für eine nachhaltige Heizungsversorgung im Gebäudesektor anzusehen.

Anteil der Wärmepumpen im Neubausektor im Zehn-Jahres-Vergleich. Grafik: Statistische Bundesämter/bdew

Anteil der Wärmepumpen im Neubausektor im Zehn-Jahres-Vergleich. Grafik: Statistische Bundesämter/bdew

Laut aktuellen Erhebungen des Verbands setzen mittlerweile rund zwei Drittel aller Neubauten auf elektrische Wärmepumpen. Diese Entwicklung markiert einen signifikanten Wandel in der Energieversorgung von Gebäuden und hebt die Akzeptanz der Wärmepumpentechnologie zur Erreichung der Klimaziele im Bausektor hervor. Der Anteil der Wärmepumpen in Neubauten in Deutschland liegt aktuell bei 64,6 %. Im Vergleich dazu betrug dieser Anteil im Jahr 2013 noch 32,2 %, was den Anstieg der Nachfrage und die zunehmende Akzeptanz dieser Technologie in weniger als einem Jahrzehnt verdeutlicht. Die fortschreitende Verbreitung von Wärmepumpen ist nicht nur eine Folge der technischen Entwicklung, sondern auch eine Reaktion auf politische Fördermaßnahmen und Regulierungen, die energieeffiziente und klimafreundliche Heizsysteme in Neubauten begünstigen.

Diese Entwicklung unterstreicht nach Ansicht des BDEW die Rolle der Wärmepumpe als Schlüsseltechnologie für die Wärmewende. Sie ermöglicht es, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren und den CO2-Ausstoß erheblich zu senken. Im Vergleich zu herkömmlichen Heizsystemen weisen Wärmepumpen eine höhere Energieeffizienz auf, da sie Umweltwärme nutzen und in Heizwärme umwandeln.

Steigende Nutzung von Wärmepumpen – Rückgang fossiler Heizsysteme

Parallel zur steigenden Nutzung von Wärmepumpen geht der Einsatz fossiler Heizsysteme in Neubauten deutlich zurück. Der Anteil der Gasheizungen, die lange Zeit als Standard im deutschen Wohnungsbau galten, ist auf 20,3 % gesunken. Dieser Rückgang unterstreicht den Übergang hin zu nachhaltigen und erneuerbaren Energiequellen im Neubausektor. Die Veränderungen im Heizungsmarkt sind zudem das Resultat von Maßnahmen wie dem Gebäudeenergiegesetz (GEG), das seit 2020 für Neubauten strenge Anforderungen an die Energieeffizienz stellt und fossile Heizsysteme zunehmend unattraktiver macht.

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Der BDEW weist darauf hin, dass gemäß seiner Erhebung neben der Wärmepumpe auch die Fernwärmeversorgung eine Rolle im Neubausektor spielt. Besonders in dichter bebauten urbanen Gebieten und bei Mehrfamilienhäusern zeigt sich Fernwärme als praktische Alternative. Mit einem Anteil von etwa 8,2 % bleibt Fernwärme ein bedeutender Bestandteil der Wärmeversorgung und ergänzt das Angebot an erneuerbaren Heizlösungen, indem sie ebenfalls überwiegend auf CO2-arme oder CO2-freie Energiequellen setzt.

Im ersten Halbjahr erhielt nach Auskunft des Bundesverbandes Wärmepumpe (BWP) die KfW fast 50 000 Anträge auf Heizungsförderung, davon 39 000 für Wärmepumpen. Die Zusagen stiegen insbesondere im Mai und Juni deutlich an. Im Juni entfielen von 17 000 Anträgen allein 13 000 auf Wärmepumpen, die zunehmend in Bestandsgebäuden installiert werden. Dies zeigt die wachsende Bedeutung der KfW-Förderung für den Heizungstausch. Laut BWP-Geschäftsführer Dr. Martin Sabel machen die attraktiven Förderkonditionen von bis zu 70 % der Kosten das Programm besonders interessant.

Obwohl die Wärmepumpentechnologie zahlreiche Vorteile bietet, stehen ihre Verbreitung und der großflächige Einsatz in Neubauten und Bestandsgebäuden auch vor Herausforderungen. Die hohen Anschaffungskosten und die technischen Anforderungen an die Gebäudestruktur sind Hindernisse, die es zu bewältigen gilt, um die Wärmepumpe auch für den breiten Markt der Gebäudemodernisierung attraktiv zu machen. Zudem erfordert die Integration von Wärmepumpen in Bestandsgebäuden häufig eine energetische Sanierung, um die Effizienz der Anlagen zu maximieren. Eine weitere Herausforderung stellt der Strombedarf dar. Wärmepumpen benötigen elektrischen Strom zur Erzeugung von Heizwärme, weshalb die flächendeckende Umstellung auf Wärmepumpen eng mit dem Ausbau erneuerbarer Energien im Stromsektor verbunden ist. Nicht zuletzt ist eine intelligente Anbindung an das Stromnetz zur lastabhängigen Steuerung wünschenswert, um die Netzstabilität besser gewährleisten zu können. Hier sieht derzeit der BWP noch datenschutzrechtliche Hürden, die es zu meistern gilt.

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Perspektiven und politische Maßnahmen

Um die Wärmepumpentechnologie weiter zu fördern und die energetische Sanierung des Gebäudebestands voranzutreiben, setzen Bund und Länder auf eine Vielzahl von Förderprogrammen und steuerlichen Anreizen. Die Bundesregierung hat beispielsweise die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) ins Leben gerufen, die Hausbesitzerinnen und -besitzer und Bauherren bei der Installation von Wärmepumpen finanziell unterstützt. Auch im Rahmen des Klimaschutzprogramms 2030 spielt die Förderung energieeffizienter Heizsysteme eine zentrale Rolle. In diesem Zusammenhang fordert Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung: „Die Bundesregierung muss parallel die richtigen auch finanziellen Rahmenbedingungen für den Netzausbau schaffen. Starke Netze sind unerlässlich, um den Hochlauf der Wärmepumpen und damit einhergehenden steigenden Strombedarf erfolgreich umzusetzen.“

Der BDEW betont, dass es weiterhin einer engen Zusammenarbeit zwischen Energieversorgern, Herstellern, Installateuren und der Politik bedarf, um die Wärmepumpe als Standardtechnologie in der Wärmeversorgung zu etablieren. Auch die Ausbildung von Fachkräften für den Einbau und die Wartung der Anlagen ist entscheidend, um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden.

Von Elke von Rekowski