Australischer Wasserstoff für die deutsche Energiewende
Das Bergbauunternehmen Fortescue steigt in großem Stil in die Wasserstoffproduktion ein. Jährlich sollen 13 Millionen Tonnen aus Ökostrom produziert werden. Ein Teil davon soll nach Deutschland „fließen“.
Australien könnte eine Schlüsselrolle beim Gelingen der Energiewende in Deutschland zukommen. Ohne den Import von großen Mengen grünen Wasserstoffs, der in Elektrolyseuren mithilfe von Wind- und Solarstrom hergestellt wird, wird weder die Dekarbonisierung von Industrieunternehmen wie Chemie und Stahlerzeugung gelingen noch eine sichere Stromversorgung. Letztere hängt heute noch stark von Kohle und Kernenergie ab. Gerade hat das Statistische Bundesamt mitgeteilt, dass Kohle, Gas und Kernenergie im ersten Halbjahr zu mehr als 50 % zur Stromversorgung beigetragen haben, im Durchschnitt allerdings. An manchen Tagen waren es auch mal mehr als 80 %.
Zunächst soll Erdgas die Versorgung sichern
Ohne Kraftwerke, die wetterunabhängig Strom erzeugen, lässt sich die Versorgungssicherheit nicht garantieren. Infrage kommen dafür Pumpspeicherkraftwerke und Batterien, die Stromerzeugungslücken allerdings nur für Stunden überbrücken können und eine zu geringe Kapazität haben. Wetterbedingt fallen Wind- und Solargeneratoren oft für viele Stunden oder gar Tage ganz oder weitgehend aus.
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Derzeit fixiert sich Deutschland noch auf Erdgaskraftwerke, doch die sind, was den Kohlenstoffdioxidausstoß angeht, nicht wesentlich besser als Kohlekraftwerke. Der Durchbruch lässt sich erst mit Wasserstoff erzielen. Doch selbst wenn die derzeit eher verhaltenen Anstrengungen, Wasserstoff im eigenen Land zu erzeugen, gelingen, wird es bei weitem nicht reichen. Die Nationale Wasserstoffstrategie sieht bis 2030 die Produktion von 500 000 t grünen Wasserstoffs pro Jahr vor.
Erste Wasserstofflieferungen in zwei Jahren
Ein Projekt von Andrew Forrest hat eine ganz andere Dimension. Der Unternehmer ist mit Fortescue Future Industries, einem australischen Unternehmen, das vor allem Eisenerz abbaut, zum Multi-US-Dollarmilliardär geworden. Forrest will auf den ausgebeuteten Flächen, die einige 10 000 km2 umfassen, Wind- und Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 150 GW aufbauen. Zum Vergleich: In ganz Deutschland sind etwa 110 GW in Betrieb. Der erzeugte Strom – wegen der intensiveren Sonneneinstrahlung produzieren Solarzellen in Australien doppelt so viel Strom wie in Deutschland – soll in unzähligen Elektrolyseuren in Wasserstoff umgewandelt werden. Der lässt sich verflüssigen und drucklos exportieren. Forrest hält es für realisierbar, schon 2023 grünen Wasserstoff in großindustriellen Mengen liefern zu können. 2030 soll die Jahreskapazität bei 15 Mio. t liegen.
Forrest arbeitet bereits im Projekt HySupply mit, in dem der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech) in München die Potenziale für eine deutsch-australische Wasserstoff-Partnerschaft ausloten wollen.
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Elektrolyseure sollen in Serie gebaut werden
In seinem Kernbusiness setzt Fortescue weitgehend auf autonome Maschinen und Fahrzeuge, um die Kosten niedrig zu halten. Das will er auf die Wasserstoffproduktion übertragen. Vor allem geht es um die Serienherstellung von Elektrolyseuren. In diesem Bereich haben deutsche Unternehmen gute Chancen, ins Geschäft zu kommen. Dazu gehören Sunfire in Dresden, Siemens Energy in München, H-Tec Systems in Augsburg, das zu MAN Energy Solutions gehört, und ThyssenKrupp Industrial Solutions
Japan hat sich schon Wasserstoff gesichert
Denkbar ist auch, dass die Australier Wasserstoff in Form von Methanol oder Ammoniak nach Europa transportieren werden. In Hamburg, Rotterdam und anderen großen Häfen könnte es dann wieder in Gas verwandelt und durch Pipelines, die für den Wasserstofftransport ertüchtigt werden müssten, zu den Verbrauchern gepumpt werden. Bei der Versorgung Japans mit Wasserstoff – Deutschland und Europa sind keineswegs die einzigen Interessenten an grünem Wasserstoff aus Australien – ist bereits eine Vorentscheidung gefallen. Fortescue und zwei japanische Unternehmen bereiten eine Transportkette für Ammoniak vor. Es handelt sich um ein 250-MW-Projekt im australischen Bell Bay. Die Jahresmenge wird bei 250 000 t Wasserstoff liegen, die teilweise im eigenen Land und mehrheitlich in Japan zur Stromerzeugung genutzt werden sollen.